Sonntag 07.09.2014


Lesung mit Karin Kiwus

„Das Gesicht der Welt“


Ein Ereignis für Fans des Genres: Im Schöffling Verlag ist erstmals eine Gesamtausgabe der Gedichte von Karin Kiwus erschienen. „Soweit ich sehe,“ schrieb Heinz Ludwig Arnold 1976 anlässlich ihres gefeierten Debüts „Von beiden Seiten der Gegenwart“, „ist Karin Kiwus, vielleicht dank ihrer Unbefangenheit, die einzige Lyrikerin, der es gelungen ist, zwischen den Erkenntnissen der siebziger Jahre und der großen lyrischen Tradition zu vermitteln: beide zu verbinden in einem neuen Ton, der auch Maßstäbe setzt.“ Der Hamburger Schriftsteller Mirko Bonné erklärt in seinem Nachwort des Bandes, dass „Karin Kiwus´ Dichtung am `Ende des Illusionstheaters´ neu ansetzt: Aus dem „Sturmtief der Verwirrung“ sieht sich die Dichterin „auftauchen wie ein Zyklon/ ruhig durchatmen/ und den Kammerton a/ anstimmen/ a wie Anfang“. Innerhalb weniger Jahre und in einer Zeit der politischen Umwälzungen waren mit Paul Celan, Nelly Sachs, Günter Eich, Ingeborg Bachmann und Rolf Dieter Brinkmann damals fünf der stimmgewaltigsten deutschen Lyriker gestorben. In dieser Situation begeisterten sich nicht nur Kollegen wie Karl Krolow und Helmut Heißenbüttel für die Gedichte von Kiwus, sie erreichte mit ihrem Debüt auch ein großes Publikum. Man hat Karin Kiwus damals unter dem Schlagwort „Neue Subjektivität“ eingeordnet, das später kaum noch eine Rolle spielte. Mit ihrem Sammelband kann man sie und ihre Verse „im Spannungsfeld von Körperlichem und Zeitlichen“ (Bonné) jetzt neu entdecken: „Nackt jedenfalls, nackt wie aller Anfang,/ da vor Zeiten zu lernen war,/ den höchsten Augenblick/ zu erfassen, welcher ist,/ wir hatten es nur vergessen,/ innenhalten, atmen und sich ergeben/ einer frei erfundenen/ Offenbarung.“ Im Literaturhaus liest Karin Kiwus zur TeaTime aus „Das Gesicht der Welt“.

Veranstalter: Literaturzentrum. Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 17.00 Uhr. Eintritt: 7.-/4.- Euro.





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