Mittwoch 22.04.2015


Lesung mit Peter Bichsel

„Das Runde hat kein Ende“




„Es gibt auf dieser Welt“, heißt es in seinen Frankfurter Poetik-Vorlesungen, „bestimmt Wichtigeres zu tun, als über Literatur zu schwatzen.“ Und spätestens seit diesem Frühjahr wissen wir, worüber es sich nach Peter Bichsel zu schwatzen wirklich lohnt: „Über das Wetter reden“ (Suhrkamp Verlag) heißt die Sammlung seiner Kolumnen aus den letzten Jahren. Die großen Themen, die der 1964 in Luzern geborene Schriftsteller, der 1964 mit dem Erzählband „Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen“ berühmt wurde, sind eher alltäglich: Sport, Wetter, Politik, wobei Bichsel an einem stringenten Erzählen gar nicht interessiert ist, er schweift ab, gleitet hinüber zu einem anderen Gegenstand, um in einer Schlussvolte doch wieder an das einmal Aufgeworfene anzuknüpfen.

Seine ersten Kolumnen hat Bichsel 1968 in der „Weltwoche“ veröffentlicht, und bis vor wenigen Monaten ging das einfach immer so weiter, mit dem Kolumnen schreiben und publizieren. Auf diese Weise ist mit den Jahrzehnten so etwas wie sein Hauptwerk entstanden. Ende 2014 hat Peter Bichsel in der „Schweizer Illustrierten“, wo seine Kolumnen zuletzt erschienen, schließlich erklärt, warum damit nun Schluss ist: „Solange wir erzählen, bleibt alles rund, bleibt alles Wiederholung, das Runde hat kein Ende. Erzählen ist letztlich das Aufbäumen gegen jenes Ende, das uns allen sicher ist. Und sich verabschieden ist der Entscheid, die Runde, das Runde zu verlassen und geradeaus zu gehen, geradeaus nach Hause, geradeaus nach Amerika.“ Er wolle nicht länger „immer wieder dieselbe Geschichte“ erzählen, heißt es abschließend, „sich im Kreis herum bewegen,“ sondern ab sofort „versuchen, geradeaus zu gehen“. Auf seinem Weg geradeaus kommt Peter Bichsel zum Glück schnurstracks in Hamburg vorbei, um uns im Literaturhaus aus „Über das Wetter reden“ vorzulesen. Ein großes Vergnügen ist garantiert und tiefere Einsichten, vielleicht über einen „Mann mit goldenen Ohren“, über „Stefan“, einen „heißen Sommertag“ oder „Die Einsamkeit des Mathematikers“, sind ebenfalls zu erwarten. Moderation: Andreas Isenschmid.

Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 19.30 Uhr. Eintritt: 12.-/9.- Euro.





Literatur in Hamburg