Dienstag 05.05.2015


Patricia Highsmith-Abend

Eine Virtuosin der Beklemmung




Es ist ein unglaublicher Vorschlag, den Bruno Charles seinem Mitreisenden Guy Haines, einem jungen Architekten, den er zufällig im Zug kennenlernt, macht: „Wir begehen beide einen Mord – für den anderen! Ich bringe Ihre Frau um und sie meinen Vater! Kein Mensch weiß, dass wir uns kennen. Perfekte Alibis, verstehen Sie?“ Was sich zuerst wie das Hirngespinst eines Psychopathen ausnimmt, wird wenige Tage später erschreckende Realität: Bruno erwürgt Miriam, Guys Frau, und erwartet im Gegenzug die Ermordung seines verhassten Vaters. Doch Guy Haines, von Selbstzweifeln geplagt, weigert sich, seinen Part der Abmachung zu erfüllen – und hat doch bald überhaupt keine andere Wahl mehr.

Patricia Highsmith erzählt diese unheimliche Geschichte in ihrem ersten Roman „Strangers on a Train“, der 1950 erschien. Durch die Verfilmung von Alfred Hitchcock wurde sie quasi über Nacht weltberühmt. In ihrem Tagebuch steht der Vorsatz, „nie, aber auch niemals ein ruhiges Gefühlsleben zu erwarten und darin vor allem keine Voraussetzung zum Schreiben zu sehen“. An dieses Programm hat sie sich gehalten und wurde zur unbestrittenen Meisterin des Suspense-Romans, eine Virtuosin der Beklemmung. Ihre Romane um den eleganten Mörder Tom Ripley oder Bücher wie „Tiefe Wasser“ und „Der Schrei der Eule“ üben auch ein halbes Jahrhundert nach ihrem Erscheinen noch ihre geheimnisvolle Sogwirkung aus. Im Literaturhaus stellt Paul Ingendaay die Autorin und ihre Werke vor. Auszüge aus den Büchern liest Nina Petri.

Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 19.30 Uhr. Eintritt: 12.-/8.- Euro.





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