Sonntag 31.05.2015


Lesung mit Bei Dao

„Gottes chinesischer Sohn“

Bei Dao
Bei Dao, Foto: Avjoska
Als „eine Chronik laufender Ereignisse, gesehen mit dem fremden Blick eines chinesischen Dichters, dem New York und Paris, Berlin und Stockholm zur zweiten Heimat geworden sind“, als einen „westöstlichen Diwan im wahren Sinn des Wortes“, feierte Hans Christoph Buch die Essays von Bei Dao. Der populäre chinesische Dichter, von dem mit „Das Buch der Niederlage“ (2012) und „Post bellum“ (2001) bisher zwei Gedichtbände in deutschen Übersetzungen erschienen sind, war mehrfach für den Literaturnobelpreis nominiert und hat immer wieder im Exil gelebt. Das Massaker auf dem Platz des himmlischen Friedens 1989 erlebte Bei Dao als Stipendiat des DAAD in Berlin vor dem Fernsehgerät, er konnte erst 2002 wieder nach China zurückkehren und wurde zu einem der Wortführer der chinesischen Autoren im Exil. Heute lebt er in Hongkong.

Schon in den 1970er und 1980er Jahren avancierten Bei Daos Gedichte zu Parolen der Demokratiebewegung, seine Literaturzeitschrift Jintian („Heute“) wurde zum meistgelesenen Literaturorgan der jungen Generation. Dennoch ist Bei Dao vor allem ein Dichter. Die Exilerfahrung, verrät sein hervorragender Übersetzer Wolfgang Kubin im Nachwort zu „Post bellum“, hat ihn der Poetik Paul Celans nahegebracht. Er versucht, den ihm zugefügten Verlusten, mit radikaler Spracherneuerung zu begegnen. In seinen Essays, die unter dem Titel „Gottes chinesischer Sohn“ im Weidle Verlag erschienen sind, lässt Bei Dao die Stationen seines Exils Revue passieren, erzählt von Begegnungen mit Dichtern wie Allen Ginsberg, Gary Snyder oder Breyten Breytenbach. Eine spektakuläre China-Kritik wird man bei Bei Dao nicht finden, dafür aber die feinen Beobachtungen eines Dichters, von dem sein Kollege Tomas Tranströmer wusste: „Ich habe noch nie einen so großen Chinesen gesehen wie dich.“ Im „Hamburg Yu Garden“ liest der „große Chinese“ Bei Dao aus seinem Essayband und Gedichte. Die deutschen Texte liest der Schauspieler Ulrich Bildstein. Eine „musikalische Performance“ soll es zu der Lesung auch geben. Moderation: Dr. Jing Bartz.

Veranstalter: Konfuzius-Institut an der Universität Hamburg e.V. Ort: Chinesisches Teehaus „Hamburg Yu Garden“, Feldbrunnenstr. 67, 19.30 Uhr. Eintritt frei.





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