Mittwoch 07.10.2015


Lesung mit Christian Dany

„Schneller als die Sonne“

Christian Dany
Christian Dany, Foto: Fabienne Müller
Ob wir arbeiten, schlafen, essen, ins Kino oder ins Theater gehen, egal, was wir tun, „allwaltend herrscht der Zeitgott“, das wusste schon Sophokles. Der Zeittakt der Wanduhren, der Armbanduhren und Wecker suggeriert uns das Bildeines gleichmäßig dahinfließenden Zeitstroms und auch unsere biologische Uhr läuft rund und vielschichtig wie eh und je. Tatsächlich haben Kulturwissenschaftler und Philosophen schon vor Jahreneinen „Bruch im Zeitgefüge“ (Wolfgang Kaempfer) ausgemacht, der darin besteht, dass die Verkehrszeit, also die wahrgenomme Zeit, sich von der „Geschichtszeit“ abgekoppelt hat.

Vergleichen könnte man diesen Zustand der Desynchronisation von Verkehrs- und Geschichtszeit mit einer Karussellfahrt. Diese Fortbewegungsart beschert uns zwar einen ewigen, allgegenwärtigen Geschwindigkeitsrauch, das Karussell „tost, als sei es auf einem Maschinengewehr montiert“ (Filippo Tommaso Marinetti), führt uns aber nirgendwo hin. Wir werden die Vergangenheit nicht los, und wir erreichen kein Ziel, folglich kann sich auch keine Zukunft manifestieren. Von dieser These geht der Künstler und Autor Hans-Christian Dany in seinem neuen Buch „Schneller als die Sonne – Aus dem rasenden Stillstand in eine unbekannte Zukunft“ aus. Nach seinem Essay „Morgen werde ich Idiot“, in dem er als Ausweg aus der kybernetischen Kontrollgesellschaft die Verweigerung vorschlug, richtet sich seine Hoffnung hier auf die Wiederbelebung eines Imaginären, das sich auf das Unbekannte einlässt. Kann in der besseren Welt vielleicht nur ankommen, wer die Annahme aufgibt zu wissen, wie diese bessere Welt aussehen wird? Hans-Christian Dany stellt „Schneller als die Sonne“ bei cohen + dobernigg vor und zur Diskussion.

Veranstalter: cohen + dobernigg Buchhandel. Sternstr. 4, 21.00 Uhr. Eintritt: 5.- Euro.





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