Donnerstag 08.12.2016


Hildesheimer
Neu in diesem Herbst erschienen ist im Wallstein Verlag von Stephan Braese: „Jenseits der Pässe: Wolfgang Hildesheimer. Eine Biografie"
Lesung

„Zur Aktualität Wolfgang Hildesheimers“

Zum Auftakt einer wissenschaftlichen Konferenz liest Burghart Klaussner aus dem Werk des Schriftstellers und Malers Wolfgang Hildesheimer, der insbesondere durch seinen Roman „Tynset“ für den er den Büchner-Preis erhielt, in Erinnerung geblieben ist, aber auch mit seinem Buch über „Mozart“ und seiner Kurzgeschichtensammlung „Lieblose Legenden“, die Klassiker der Nachkriegsliteratur sind.

„Haltet die Welt an, ich will aussteigen!“ Mit diesem Satz, vorgefunden auf einer Mauer, noch nicht einmal von ihm selbst, sondern von Ilse Aichinger, beginnt Wolfgang Hildesheimer seine „Rede an die Jugend“ zur Verleihung des Weilheimer Literaturpreises 1991, die er kurz vor seinem Tod noch durch ein „Postscriptum für die Eltern“ ergänzte. Unerbittlich, verzweifelt und aus „Realismus“ pessimistisch, warnt er vor Überbevölkerung und dem Raubbau an den Ressourcen der Erde. Den Schülerinnen und Schülern gesteht er immerhin zu, auf Hoffnung angewiesen zu sein und entschuldigt sich für seine Rede, die man als „subjektive, aber ehrliche Rechtfertigung eines alten Schriftstellers für sein Verstummen betrachten“ möge.
Mit großem Pathos hatte Hildesheimer schon Jahre davor verkündet, dass die Literatur in einer Welt, die sich unabwendbar selbst zerstöre, keinen Sinn mehr habe. Eine kleine Flucht aus der Resignation war ihm auch im Alter noch der Spott und die Poesie. Es ist bezeichnend, dass seine Literatur im Übermut, der Satire und im Spiel bis heute aktuell ist: „Mild und leise treibe ich mein Unwesen vor mir her über weite Zwiespälte und triftige Gründe“, heißt eine „Nachlese“, die 1987 erschien. Zum 100. Geburtstag von Wolfgang Hildesheimer, der am 9. Dezember 1916 in Hamburg geboren wurde, findet am diesem Wochenende in der Freien Akademie eine öffentliche Konferenz statt, die das gesamte Werk des Schriftstellers abschreiten und nach dessen Aktualität befragen wird. Es ist ein literarisches Glanzlicht im vorweihnachtlich sonst eher beschaulichen Dezember.

Freie Akademie der Künste, Klosterwall 24, 19.00 Uhr, 10.-/7.- Euro. (Die Konferenz findet auch am 9. und 10.12. statt, der Eintritt ist frei. Das detaillierte Programm findet man unter http://www.akademie-der-kuenste.de.)





Literatur in Hamburg