Mittwoch 22.02.2017


Lesung und Diskussion

„Stirb hier oder stirb woanders“

Marc Engelhardt
Marc Engelhardt, Foto: Andrea Vollmer
„Die neue Völkerwanderung ist dabei, die Welt, wie wir sie kennen, zu verändern. Wir erleben keine ,Flüchtlingskrise´, sondern eine Flüchtlingsrevolution,“ so steht es auf dem Umschlag der bei Pantheon erschienenen Sammlung mit Aufsätzen der „Weltreporter“. Marc Engelhardt, er berichtet seit vielen Jahren als freier Auslandskorrespondent, hat das Buch „Die Flüchtlingsrevolution“ herausgegeben. Im Curiohaus stellt er seine Anthologie mit Beiträgen des Netzwerkes „Weltreporter“, zu dem sich 45 deutschsprachige Auslandskorrespondenten zusammengeschlossen haben, vor. Moderation: Heidemarie Ott.

Die Reportagen und Aufsätze in „Die Flüchtlingsrevolution“ erzählen vor allem von individuellen Schicksalen: Von Chantal, die aus dem Libanon nach Paris geflohen ist und sich dort eine neue Existenz aufbaute; von Ameena A. die es mit ihren Kindern über die Türkei und Griechenland in ein Dorf in Mecklenburg-Vorpommern geschafft hat; von Lidia Nunez, die aus El Salvador in die USA geflohen ist; von Mohammed, einem neunjährigen, syrischen Jungen, der in Beirut nachts Erdnüsse verkauft , um den Lebensunterhalt für seine Familie zu verdienen; vom Ehepaar Ruvinga, das aus dem Kongo nach Südafrika gefl ohen ist. Und auch die Geschichte von Nisma und Kholood wird erzählt, die im Jemen gefangen sind, aus dem es kein Entkommen gibt. „Stirb hier oder stirb woanders“, das ist ihre Alternative. Neben 21 Einzelschick-salen, die im Zentrum des Buches stehen, zeigen kurze faktenreiche Ermittlungen, wer an den globalen Migrations-strömen verdient oder auch, wie die Parteienlandschaft in der gesamten westlichen Welt nach rechts rückt und Flüchtlinge zur „gemeinsamen Zielscheibe“ erklärt. Die besondere Qualität des Bandes liegt jedoch nicht in der Aufbereitung von Fakten und politischen Positionen, sondern in der großen Vielfalt der Perspektiven, mit denen das globale Problem anhand von Einzelschicksalen verdeutlicht wird.

Literaturzentrum und Heinrich-Böll-Stiftung im Curiohaus, Rothenbaumchaussee 15, 19.00 Uhr, 5.-/3.-Euro.





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