Mittwoch, 01.04.2015


„Grüner Salon“ im Schauspielhaus

„April, April!“




Unter dem Motto „April, April – Geld regiert nicht die Welt“ treffen sich im Schauspielhaus Anja Hajduk, Parlamentarische Geschäftsführerin der grünen Bundestagsfraktion, Ulrike Herrmann, Wirtschaftskorrespondentin bei der taz Berlin, und Dr. Wolfgang Wodarg, Vorstandsmitglied bei Transparency Deutschland, um einen Blick auf die politische Klaviatur zu werfen und gleichzeitig die Frage zu beantworten, wer in der Politik eigentlich die Musik macht und vor allem, wer den Takt vorgibt, ob in Brüssel bei der Europäischen Kommission oder in Berlin bei der Bundesregierung. Treffen die Parlamentarier unabhängige Entscheidungen? Sind es vielleicht doch die mächtigen Wirtschaftslobbys, die bei Gesetzgebungsverfahren ihren Willen durchsetzen? Oder hat in Wahrheit Martin Sonnenborn den größten Einfluss?

Als Abgeordneter für „Die Partei“ streitet der Satiriker und Journalist neuerdings im Europaparlament für „Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiativen“. Die Aufzeichnungen seiner politischen Aktionen werden im Internet mit höchsten Klickraten gefeiert. Günther H. Oettinger, den schwäbischen EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, hat Sonnenborn über das Recht auf Vergessen befragt. Der Kommissar antwortete souverän auf Hochschwäbisch: „Wer in der Politig ischd, muss sich an seinen Erfolgen und Misserfolgen läbenslang messen lassen.“ Zuvor hat ihm Sonnenborn vorgeworfen, dass er mit 25 Jahren mit 1,4 Promille am Steuer erwischt worden ist und seinen Führerschein abgeben musste. Doch das ist nur das Vorgeplänkel zu dem Raunen, das durch die Reihen der Abgeordneten geht, wenn Tibor Navracsics, der ungarische Kommissar für Kultur, Bildung und Bürgerrechte, sich mit der Frage konfrontiert sieht, ob unter seiner Ägide „Hitlers `Mein Kampf´ oder Goebbels `Das kleine ABC des Nationalsozialisten´ zur Pflichtlektüre der europäischen Jugend gehören werden“. Zu der Frage inspiriert hat Sonnenborn der Lehrplan der ungarischen Schulen, in dem seit einigen Jahren wieder drei antisemitische Autoren mit ihren Werken auftauchen. Entlarvend ist jedoch auch der Besuch des Abgeordneten Sonnenborn bei der Lobby-Veranstaltung einer chinesischen Firma, wo es ihm prompt gelingt, die sehr charmante Public Relations Managerin „Fräulein Tsai“ als Spionin zu enttarnen. Sonnenborn vertieft seitdem seine Zusammenarbeit mit China, wie er freimütig einräumt. Was zeigt, wie leicht man einen Politiker kaufen kann. LobbyControl ist wichtig! Darüber muss man gar nicht lange diskutieren. Oder doch?

Veranstalter: Heinrich-Böll-Stiftung Hamburg e.V., Deutsches Schauspielhaus. Ort: Schauspielhaus, Kirchenallee 39, 20.00 Uhr. Eintritt: 5.-/3.--Euro.


„Große Roman der Weltliteratur“

Verflucht ist der Mensch

Die moderne Großstadt und ihr wucherndes Häusergewirr in der Weimarer Republik, der Menschtrubel, das Zeitungs- und Reklamegeschrei, das brodelnde Verbrechertum in einer Klassengesellschaft mit wenigen Reichen und vielen Armen, die Hurenwinkel und Kaschemmenphilosophie, die Flittermoral und der die Nacht durchdringende Lichterglanz sind dereigentliche Gegenpart des ehemaligen Transportarbeiters Biberkopf in Alfred Döblins Großstadtroman „Berlin Alexanderplatz“. Als dieser Biberkopf aus dem Zuchthaus kommt, will er zwar fortan „anständig sein“, sein Geld als Straßenhändler und Zeitungsverkäufer verdienen und ist doch, ohne es zu wissen, schon verloren. Denn „verflucht ist der Mensch, der sich auf die Menschen verlässt“, wie es leitmotivisch in diesem Roman heißt. Mit „Berlin Alexanderplatz“ gelang dem Berliner Armenarzt Döblin der bis heute bedeutendste Großstadtroman deutscher Sprache. Im Rahmen seiner Reihe „Große Roman der Weltliteratur“ kommentiert Hanjo Kesting den 1929 erschienenen Roman, der Döblins einziger großer Bucherfolg geblieben ist. Aus dem Roman liest der Schauspieler Markus Boysen.

Veranstalter: Bucerius Kunst Forum. Rathausmarkt 2, 20.00 Uhr. Eintritt: 10.-/8.- Euro.


Friedrich Dönhoff
Friedrich Dönhoff, Foto: Marvin Zilm

Lesung mit Friedrich Dönhoff

„Ein gutes Leben ist die beste Antwort“

Im Kaufhaus Hamburg liest Friedrich Dönhoff aus seinem im letzten Herbst im Diogenes Verlag erschienenen Buch „Ein gutes Leben ist die beste Antwort. Die Geschichte des Jerry Rosenstein“.


Vor ein paar Jahren hat Friedrich Dönhoff in Hamburg zufällig einen alten Herrn kennengelernt – und sich bald darauf mit ihm auf eine Reise begeben: Im Sommer 2013 fahren Friedrich Dönhoff (45) und Gerald B. Rosenstein, genannt Jerry (86), im Auto von Amsterdam nach Bensheim, auf den Spuren von Jerrys Kindheit und Jugend. Wenige Wochen später treffen sie sich in San Francisco, wo Jerry seit 1949 wohnt. Denn Jerry will erzählen. Nachdem er sein Leben lang allen Fragen über seine Vergangenheit ausgewichen ist, berichtet er nun, was er als Jude in Deutschland, Holland und Auschwitz durchgestanden hat – und wie er später als Schwuler in den USA zurechtgekommen ist und seine innere Freiheit fand. In Friedrich Dönhoff hat er einen aufmerksamen Zuhörer, der seine Geschichte ganz ohne Pathos, aber mit viel Feingefühl erzählt. „Ein gutes Leben ist die beste Antwort“ sei ein Buch, „das inmitten der nicht enden wollenden Fülle an Büchern über die Schoa noch einmal besonders hervorsticht“, hieß es in der „Jüdischen Allgemeinen“. Friedrich Dönhoff liest im Kaufhaus Hamburg aus seinem Buch „Ein gutes Leben ist die beste Antwort. Die Geschichte des Jerry Rosenstein“ (Diogenes Verlag).

Veranstalter: Kaufhaus Hamburg. Lange Reihe 70, 20.00 Uhr. Eintritt: 12.- Euro.


Leseshow mit Heinz Strunk

„Das Strunk Prinzip“

Heinz Strunk
Heinz Strunk, Foto: Mathias Bothor
Er hat jahrelang als „Rowohlt Lohnsklave“ geschuftet, sagt der „Großschriftsteller“ (Eigenwerbung) Heinz Strunk von sich und war danach völlig ausgebrannt. Nur durch das von ihm selbst entwickelte „Strunk-Prinzip“ ist er aus dem tiefen Tal gekommen, in dem er festsaß,.Er hat die Alkoholabhängigkeit ebenso überwunden wie Depressionen und die „beginnende Adiopositas“ und verwandelte sich vom „linkischen Buchautor“ in einen „Showmogul“. In der Fabrik lädt er sein begeistertes Publikum nun schon zum dritten Mal in diesen Wochen zum „360 Grad Entertainment“. Er trägt „virtuos“, wie er verspricht, die „besten Passagen“ aus seinem neuen Buch vor, denn, na klar, Strunk konnte vom Schreiben nicht lassen und hat sein „Strunk Prinzip“ sogar wieder bei Rowohlt veröffentlicht. Natürlich liest er nicht nur vor, er singt, er spielt, zeigt Dias und malt Krickelbilder. Doch vor allem äußert er sich zu wirklich wichtigen Themen unserer Zeit: Wirtschaft, Religion, Sexualität, Rentner, Verbrechen, Sport, Urlaub, Justiz, Krankheiten und so weiter.

Veranstalter: Fabrik. Barnerstraße 36, 20.00 Uhr. Eintritt: 19.- Euro.


Lesung

Textlabor B

Offene Lesebühne, bei der Texte vorgetragen, gesungen und natürlich auch geslamt werden dürfen. Wer vorlesen möchte, meldet sich ab 18.45 Uhr an. Moderation: Charlene Wolff. Ort: BeLaMi, Holtenklinkerstr. 26, 19.30 Uhr. Eintritt frei. Weitere Infos gibt es auf der Website des Textlabors unter http://www.textlabor-b.de.


Literatur in Hamburg