Dienstag, 10.03.2015


Lesung mit Frank Schulz

„Echt, nech?“

Frank Schulz
Frank Schulz, Foto: Gunter Glücklich
Über drei, „leider brotlose“ Superkräfte verfügt dieser Held: Er hat „Charisma für Arme“ und „rasiermesserscharfe Reflexe“, die ihm an der Pingpong-Platte der Tischtennisabteilung im „BSV Hollerbeck Eppendorf e.V.“ sehr hilfreich sind, wenn er auf „durchgewetzten karierten Noppensocken“ gegen den „schönen Raimund“ antritt, um ihn mit ungeheurem Dusel auch noch zu besiegen. Sonst hat Onno „Noppe“ Viets einfach nicht das drauf, worauf es gerade ankommt, und schließlich leidet der Hartz-IV-Empfänger ja auch an einer posttraumatischen Belastungsstörung, ausgelöst bei seinen ersten Ermittlungen als Privatdetektiv durch eine Kiezgröße.

In einem kongenialen Werk hat der Hamburger Schriftsteller Frank Schulz unter dem Titel „Onno Viets und der Irre vom Kiez“ (2012) vom Schicksal des Privatdetektivs berichtet. Viele Leser sind daraufhin dem speziellen Charme von Onno verfallen, was gewiss nicht an seiner dritten Superkraft „Sitzen“ liegt, sondern an dem „grandiosen Sprachfeuerwerk“ (Dirk Knipphals, „taz“), das Frank Schulz für den „stets gegen seine Trägheit“ ankämpfenden Onno zündet. Unter dem Titel „Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen“ (Galiani) berichtet Schulz nun vom zweiten Auftrag dieses Helden, der „mit seinem Grienen, seinem Dackelblick und überhaupt umfassend sanften Wesen Anwärter zum Frühstücksdirektor der Weisheit“ geworden wäre, hätte er in einer „glücklicheren Gesellschaft“ gelebt. Immerhin hat Onno manchmal dann doch sowas wie Glück, denn Donald Maria Jochemsen, der Vetter seines besten Freundes Dr. jur. „Stoffel“ Dannewitz, sucht dringend Beistand. Jochemsen, gerade mit dem erfolgreichen Theaterstück „Parlicke, parlocke“ zu etwas Geld gekommen, hat sich von seiner langjährigen Lebensgefährtin getrennt und in die Sängerin und Tänzerin Kristin Luise verliebt. Dumm nur, dass die Dame auf einem Kreuzfahrtschiff angeheuert hat. Kurzentschlossen bucht Jochemsen eine Mittelmeerkreuzfahrt und Onno Viets als Begleitung gleich dazu. An Bord muss Donald dann eine traurige Erfahrung machen, während Onno gehörigen Abstand zum „Hamburger Sorgensalzstock“ gewinnt und gewaltig Fahrt aufnimmt. Kann das gut gehen?

Frank Schulz, der für sein Buch über Onno Viets mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor 2015 ausgezeichnet wurde, stellt seine „derbe Farce“ mit „ordentlich Hamburger Schnack“ (Programmvorschau) im Literaturhaus erstmals dem Hamburger Publikum vor. Und wer da nicht hingeht, verpasst aber mal was! „Echt, nech? Tut mir leid, echt. Zorry.“ Moderation: Sven Amtsberg.

Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 19.30 Uhr. Eintritt: 10.-/8.- Euro.


Lesung mit Kristine Bilkau

„Die Glücklichen“

Kristine Bilkau
Kristine Bilkau, Foto: Thorsten Kirves
Es ist eine so aktuelle wie alltägliche Geschichte, von der die Hamburger Journalistin und Schriftstellerin Kristine Bilkau in ihrem Romandebüt „Die Glücklichen“ (Luchterhand Verlag) erzählt: Isabell und Georg sind ein junges und glückliches Paar, er hat einen Job als Journalist, sie ist Cellistin in einem Orchester, und sie leben in einer schönen Gegend der Stadt, wo Regalwände voller Bücher, stilvolle Deckenlampen und die bunten Vorhänge der Kinderzimmer so gesicherte Existenzen signalisieren wie es auch ihre sind. Doch mit der Geburt ihres Sohnes wächst nicht nur ihr Glück, sondern auch der Druck.

Für Isabell erweist sich die Rückkehr in ihren Beruf als schwierig: Ihre Hände zittern nicht nur während des Solos am ersten Konzertabend, sondern auch an den folgenden. Gleichzeitig verdichten sich in Georgs Redaktion die Gerüchte, der Verlag würde die Zeitung verkaufen. Währenddessen wird ihr Haus saniert. Im Treppenhaus hängt jetzt ein Kronleuchter, im Briefkasten liegt eine Mieterhöhung. Für die jungen Eltern beginnt damit ein leiser sozialer Abstieg. Isabell und Georg beginnen mit einem Mal zu zweifeln, zu rechnen, zu vergleichen. Jeder für sich. Je schwieriger ihr Alltag wird, desto mehr verunsichert sie ihre Umgebung. Was vertraut und einladend schien – die Cafés, die Läden, der Park, die Spielplätze mit jungen Eltern – wirkt auf einmal unzugänglich. Gegenseitig treiben sich die jungen Eltern immer mehr in die Enge, bis das Gefüge ihrer kleinen Familie zu zerbrechen droht.

Kristine Bilkau, die für ihren Roman vor zwei Jahren mit einem Förderpreis für Literatur der Hansestadt Hamburg ausgezeichnet wurde, liest bei Cohen + Dobernigg aus „Die Glücklichen“.

Veranstalter: Cohen + Dobernigg Buchhandel. Sternstraße 4, 21.00 Uhr. Eintritt: 8.- Euro.


Lesung

„Wir Glücklichen“

Zusammen mit der Schauspielerin Milena Karas präsentiert die amerikanische Schriftstellerin Amy Bloom ihren neuen Roman, der von den großen Träumen der beiden Halbschwestern Eva und Iris im Amerika der vierziger Jahre erzählt. Moderation: Susanne Weingarten.

Veranstalter: Amerikazentrum Hamburg. Am Sandtorkai 48, 19.00 Uhr. Eintritt frei. Um Anmeldung unter Tel.: 040-7038 3688 oder per E-Mail an: info(at)amerikazentrum.dewird gebeten.


Lesung

„Der Käs im Grippte“

„Achtung, die Hesse komme widda“, heißt an diesem Abend im Mathilde, wo drei „hessische Wahlhamburger“ Geschichten über die alte Heimat vorlesen. Teilweise in Mundart, manchmal noch unverständlicher, immer aber mit dem allseits bekannten bissigen Hessen-Humor. Es lesen: Thomas Nast, Nico Spindler und die Künstlerin und Autorin Ina Bruchlos.

Veranstalter: Mathilde – Literatur und Café. Bogenstr. 5, 20.15. Eintritt: 5.- Euro.


Lesung Boris Aljinovic

„Ein möglicher Ratgeber“

Ruft man einfach die Polizei? Die Feuerwehr? Einen Krankenwagen? Oder simuliert vorsichtshalber sofort eine Ohnmacht? Was tun, wenn man unversehens eines Tages vor einem Außerirdischen steht? Für alle, die sich wappnen wollen, stellt Boris Aljinovic einen „möglichen Ratgeber“ von Tom Krausz vor, der die Frage „Wie verhalte ich mich beim Erstkontakt mit einem Außerirdischen?“ so anschaulich wie kurzweilig thematisiert.

Veranstalter: Planetarium, Hindenburgstr. 1 b, 19.30 Uhr. Eintritt: 12.-/8.- Euro.


Pessoa
Fernando Pessoa, Foto: Vitorino Braga

Literatur im Gespräch

„Das Buch der Unruhe“


Beim Treffen des Literaturclubs Be60 steht mit dem „Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares“ ein Jahrhundertwerk der poetischen Philosophie auf dem Programm und einer der großen Dichter des 20. Jahrhunderts: Fernando Pessoa. Moderation: Brigitte Neumann.

Veranstalter: Kulturverein Be60. Ort: Der Klub, Besenbinderhof 62, 19.30 Uhr. Eintritt: 5.- Euro.


Literatur in Hamburg