Sonntag, 13.04.2014


Lesung mit Julia Kissina

„Frühling auf dem Mond“

Julia Kissina
Julia Kissina, Foto: privat
Auf „literarische Anstandsregeln“, so hieß es in der „Neuen Zürcher Zeitung“, würde diese Autorin pfeifen, um „rotzfrech“ und in einem „unverkennbar eigenen Ton“ drauflos zu erzählen. Julia Kissina, 1966 in Kiew geboren, deren Roman „Frühling auf dem Mond“, erschienen bei Suhrkamp im letzten Frühjahr, da so deftig gelobt wird, gehörte zum Kreis der Moskauer Konzeptualisten um Vladimir Sorokin und Pawel Pepperstein, heute lebt sie in Berlin. Mit spektakulären Kunstaktionen und als Fotokünstlerin wurde sie international bekannt. In ihrem Roman erzählt sie von Julia, einem verträumten, rebellischen Mädchen, das in Kiew zur späten Breschnewzeit im Milieu der bürgerlichen jüdischen Intelligenz heranwächst. Während ihr Vater in ständiger Angst lebt, denunziert zu werden, und Texte für eine Zirkusrevue schreibt, unterhält sich seine Tochter nachts ganz offen mit den Führern des Weltproletariats. Ein älterer Herr, der sich als Pole ausgibt und Werke über die französische Küche verfasst, zeigt ihr das Anatomische Theater aus zaristischer und weißgardistischer Zeit. Das in Gärten versteckte Gebäude, die Aura des Todes und der materiellen Auflösung ziehen Julia nahezu magisch an. Schließlich findet sie dort zum „Lunatismus“ und damit zu einer im Mondlicht gesteigerten Selbstwahrnehmung, die es ihr erlaubt, sich den Zumutungen der bedrückenden Realität zu entziehen. Julia Kissina liest zur Teatime im Literaturhaus aus ihrem Roman.

Veranstalter: Literaturzentrum. Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 17.00 Uhr. Eintritt: 7.-/4.- Euro.


HEW-Lesetage

„Gefahrengebiet Kultursubvention“ zum Auftakt

Logo der HEW-Lesetage
Ein „partizipatorisches und basisdemokratisches Lesefestival“, das wollen die HEW-Lesetage sein. HEW, das steht für Hamburger Energie Wechsel, erklärte politische Forderung des Festivals ist es, den Vattenfall Konzern „mit seiner Atom- und Kohleenergie“ aus Hamburg „zu verabschieden“. Gegründet wurden die HEW-Lesetage insbesondere, um auf das „Greenwashing“ durch Kultursponsoring aufmerksam zu machen, das der Vattenfall Konzern, so der Vorwurf, mit den bisher alljährlich im April ausgerichteten Lesetagen betrieben habe. Die „Vattenfall Lesetage“, bei denen weit über 100 Schriftsteller aus aller Welt gastierten, finden in diesem Jahr nun erstmals nicht mehr statt – und das ist, ganz gleich, wie man die Sache politisch oder gesellschaftlich sieht, ein Verlust für den Hamburger Kulturbetrieb. Ausgleichen können das auch die HEW-Lesetage nicht, dazu fehlt schlicht das Geld. Umso wichtiger ist die Frage danach, wo es herkommen könnte. Sponsoring ist für alle Kulturinstitutionen in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Doch was ist der Preis, den sie dafür bezahlen? Nehmen Sponsoren Einfluss auf die künstlerische Freiheit von Ausstellungsmachern, von Museen, Theatern oder Konzerthäusern? Ist es moralisch vertretbar, dass sich das Folkwang Museum oder das Konzerthaus in Dortmund durch einen Energiekonzern wie RWE unterstützen lassen? Wo müssen gemeinnützige Institutionen bei der Sponsorensuche die Grenze ziehen, schon bei einer Bank, bei einem Pharma- oder Lebensmittelkonzern oder doch erst bei einem Waffenhändler? Das sind einige der Fragen, die zum Auftakt der HEW-Lesetage bei einer Diskussionsrunde zum Thema „Kunst und Knechtschaft – Gefahrengebiet Kultursubvention“ auf dem Programm stehen. Auf dem Podium treffen sich Karin Beier (Schauspielhaus), Amelie Deuflhart (Kampnagel), Christine Ebeling (Gängeviertel), Melissa Logan (Chicks on Speed), Hanna Mittelstädt (Edition Nautilus), Marie Rötzer (Thalia Theater) und Georg Seeßlen (Autor und Kritiker). Moderation: Heide Soltau.

Ort: Kampnagel, Jarrestr. 20, 20.00 Uhr. Eintritt: 6.- Euro.


Mark Fisher
Mark Fisher, Foto: VSA Verlag

HEW-Lesetage

„Der kapitalistische Realismus und seine Gespenster“

Für Mark Fisher ist der Kapitalismus eine einzige „Barbarei“. Der Dozent für Musikkultur, Medien und Kommunikation an der University of East London und Vordenker der Antiglobalisierungsbewegung in England zeichnet in seinem Buch „Kapitalistischer Realismus ohne Alternative?“ (VSA Verlag) ein hartes Bild von unseren Gesellschaften, die für ihn immer mehr durch die Regeln des Marktes bestimmt werden. In seinem Buch untersucht Fisher, wie sich das auf unsere Arbeit, unser psychisches Wohlbefinden, die Organisation unserer Schulen und die uns umgebende Popkultur, vom Gangster Rap bis zum Reality-TV, auswirkt. Und er stellt die Frage, ob wir uns eine Alternative zum Kapitalismus vorstellen könnten, die kein Schritt zurück zu den diskreditierten Modellen staatlicher Kontrolle ist. Im Golem stellt Mark Fisher sein Buch vor und zur Diskussion.

Veranstalter: Golem. Große Elbstr. 14, 20.00 Uhr. Eintritt: 3.- Euro.


HEW-Lesetage

„Ich bin das Atomkraftwerk“

Inga Sawade liest Kurzgeschichten zum Thema Energie. Ort: Freie Kunstschule Hamburg, Friedensallee 44, 16.00 Uhr. Eintritt: Spende für die Kunstschule.


Lesung und Konzert

„Der unsichtbare Apfel“




In seiner Vita heißt es, dass er die Schule abgebrochen und als Schauspieler gearbeitet hat, aus Berlin kommt, aber viel wandert: Robert Gwisdek, 1984 in Berlin als Sohn des Schauspielers Michael Gwisdek und der Schauspielerin Corinna Harfouch geboren, stand tatsächlich schon mit fünf Jahren zum ersten Mal vor der Kamera. Doch der mehrfach ausgezeichnete Schauspieler ist auch Sänger und Texter der Band Käptn Peng, mit der er nun sein Romandebüt „Der unsichtbare Apfel“ vorstellen wird. Erzählt wird die Geschichte Igors, der ein merkwürdiges Kind ist, Dinge berührt, um sie verstehen zu können, Kreise auf Hauswände malt und Schachteln in Schachteln einsortiert. Irgendwann entdeckt dieser Igor das Nichts und beginnt, die Endlichkeit anzuzweifeln. Schließlich versucht er, hundert Tage ohne Licht und Geräusche auszukommen. Seine Reise führt ihn an die Grenzen der Vernunft und verändert seine Wahrnehmung der Welt für immer.

Veranstalter: Uebel & Gefährlich. Feldstr. 66, 19.00 Uhr.


Literatur und Musik

„Ich habe dich so lieb“

Stefanie Perner und Bernd Ockert rezitieren über 40 der schönsten deutschen Liebesgedichte u.a. von Joachim Ringelnatz, Heinrich Heine, Wilhelm Busch, Erich Kästner, Mascha Kaléko, Friedrich Klopstock und Robert Gernhardt; Liebeslieder der Neuzeit singt Wolfhart Fabarius zur Gitarre.

Veranstalter: Thomaskirche. Haldesdorfer Str. 26, 18.00 Uhr. Eintritt frei. (Spenden sind erbeten für den gemeinnützigen Verein Hände für Kinder e.V.)


Lesung und Gespräch

„Literatur im Waschhaus“

Die Fernsehmoderatorin, Malerin und Autorin Petra von Langsdorff begibt sich „in Bildern, Zeichen, Versen, Sagen und Legenden“ auf „die Suche, um `Gottes Nähe´ zu erfahren“. Moderation: Peter Schütt.

Veranstalter: Waschhaus. Wesselyring 51, 16.00 Uhr.


Literatur in Hamburg