Montag, 14.11.2011
Lesung mit Anne Enright
„Anatomie einer Affäre“
Anne Enright, Foto: Dominick Walsh
Sie ist bekannt dafür, dass sie Beziehungslügen unerbittlich seziert: Anne Enright ist ihren Figuren schon mit ihrem Roman „Das Familientreffen“, der mit dem renommierten Booker-Preis ausgezeichnet wurde, „in gnadenloser Aufrichtigkeit zu Leibe gerückt“ („Der Spiegel“). In ihrem neuen Roman „Anatomie einer Affäre“ geht die irische Schriftstellerin nicht weniger schonungslos vor: Liebe auf den ersten Blick ist es zwar nicht, als Gina Moynihan bei einem Gartenfest den Familienvater Seán Vallely kennenlernt, doch zufällig treffen sich die Beiden wieder. Und dann passiert es halt, sie trinken zu viel, reden noch mehr und landen schließlich im Bett. Es ist nur der Auftakt zu einer jahrelangen Affäre, die sie beide vor ihren Ehepartnern geheim halten. Anfangs ist es eine Beziehung voller Leidenschaft und Glück: „Denke ich an jene Hotelzimmer, so sehe ich sie vor mir, nachdem wir gegangen waren, und nur die Luft wusste, was wir getan hatten. Die Tür fiel so leicht hinter uns zu: die Umrisse unserer Liebe im Zimmer waren wie eine schöne Musik, die verklungen und vergessen ist.“ Doch allmählich hält dann das Schweigen Einzug, Gewissensbisse, Vorwürfe, Schuld. Ist das noch Liebe? Und darf man dafür das Seelenheil eines Kindes opfern? Anne Enright stellt ihre „Anatomie einer Affäre“ im Literaturhaus vor. Den deutschen Text liest Anna Thalbach. Moderation: Julika Griem.