Dienstag, 17.03.2015
Lesung mit James Ellroy
„Ein klagendes Lied der späten Dreißigerjahre“
Kein einziges werbendes Wort schickt der Ullstein Verlag dem neuen Roman von James Ellroy voraus, der als „wichtigster zeitgenössischer Krimiautor“ nicht nur im „Spiegel“ gefeiert wurde, die „Süddeutsche Zeitung“ sieht in dem amerikanischen Schriftsteller den „wahnsinnigsten unter den lebenden Dichtern und Triebtätern der amerikanischen Literatur“. Als Krönung seines Schaffens gilt Ellroys „Underworld-Trilogie“, ein Gesellschaftsporträt der USA der sechziger Jahre, mit dem er die dunkle Seite des amerikanischen Traums ausleuchtet. Ende Februar ist nun sein neuer Roman erschienen und man darf davon ausgehen, dass Ellroy auch damit gefeiert wird. Entgegen den sonstigen Gepflogenheiten, erzählt der Autor zur Ankündigung einfach selbst über sein Buch:
„Mein Roman heißt `Perfidia´. Der Titel bedeutet auf Spanisch „Verrat“ und verweist auf ein klagendes Lied der späten Dreißigerjahre. Der Roman ist 960 Seiten lang und in jeder Hinsicht groß angelegt. Die Geschichte erstreckt sich vom 6. bis zum 29. Dezember 1941. Männer und Frauen mit großen Seelen geraten in Los Angeles im Monat von Pearl Harbor aneinander. Sie haben große Überzeugungen, große Träume und ein tief gestörtes Pflichtbewusstsein. Sie arbeiten mit- und gegeneinander, um ein großes Verbrechen aufzuklären, und streben groß und ruchlos nach Liebe. `Perfidia´ ist die Quintessenz dessen, was ich über die Kunst und das Handwerk des Geschichtenerzählens, was ich über Geschichte, über Männer und Frauen weiß, und über die immer wieder drängende Frage, warum Menschen tun, was sie tun. Ich bin in die Vergangenheit hinabgestiegen und mit einem Geschenk für Sie zurückgekehrt. Das ich mit meinen allerbesten Wünschen anzunehmen bitte.“ Wer neugierig geworden ist, geht ins Literaturhaus, wo James Ellroy seinen Roman zusammen mit Michail Paweletz vorstellen wird. Moderation: Susanne Weingarten.
Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 19.30 Uhr. Eintritt: 12.-/9.- Euro.
Lesung mit Stephan Orth
„Couchsurfing im Iran“
Stephan Orth, Foto: privat
Veranstalter: Thalia Buchhandlung. Ort: Ernst Deutsch Theater. Friedrich-Schütter-Platz 1, 19.30 Uhr. Eintritt: 10.-/8.- Euro.
Lesung mit Joanna Rakoff
„Lieber Mr. Salinger“
Joanna Rakoff, Foto: David Ignaszewski
Die in Cambridge und Massachusetts lebende amerikanische Schriftstellerin und Kritikerin erzählt von einer jungen Frau, die den legendären Welterfolg „Der Fänger im Roggen“ nicht gelesen hat, als sie frisch von der Uni im New York der 90er Jahre einen Job in der Agentur ergattert, die J. D. Salinger vertritt. In der Agentur sieht sie sich unversehens in ein anderes Jahrhundert versetzt: Die strenge Agenturchefin erwartet, dass ihre Briefe auf einer Schreibmaschine getippt werden und ermahnt sie, niemals „Jerry“ anzurufen. Erst langsam begreift sie, wer Jerry eigentlich ist, denn sie muss die Unmengen an Fanbriefen beantworten, die Salinger nicht sehen will. Neugierig geworden entdeckt sie endlich seine Bücher und erlebt, wie sie sanft, aber unerbittlich in ihr Leben eindringen und sie zwingen, sich selbst zu erkennen und erwachsen zu werden. Joanna Rakoff stellt ihr Buch im Nochtspeicher vor. Moderation: Antje Flemming.
Veranstalter: Knaus Verlag, Amerikazentrum Hamburg. Ort: Nochtspeicher, Bernhard-Nocht-Straße 69a, 19.30 Uhr. Eintritt: 6.- Euro.
Max Goldt, Foto: Billy and Hells
Lesung mit Max Goldt
„Schade um die schöne Verschwendung“
Ein Feuerwerk an „emphatisch Nicht-narrativem“ sieht Daniel Kehlmann in den 16 Texten aus den Jahren 2009 bis 2012, die Max Goldt mit seinem Erzählband „Die Chefin verzichtet“ vorgelegt hat, die im letzten Herbst zusätzlich in dem bibliophilen Band „Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken“ erschienen sind. Ganz bestimmt wird er bei seiner Stippvisite in Hamburg daraus vorlesen, doch wer ihn kennt, weiß, dass er sicher auch noch den ein oder anderen neuen Text lesen wird, um seinen Zuhörern eine Freude zu machen, obwohl das „Publikum“ bei ihm ja „im besten Sinne des Wortes zweitrangig“ ist und nur „an einer sehr guten Position“ steht, „nämlich an zweiter Position, direkt nach dem Werk.“ Wer diese Position einmal ausprobieren will, schaut in Alma Hoppes Lustspielhaus vorbei, wo Max Goldt zu Gast sein wird.Veranstalter: Alma Hoppes Lustspielhaus, Ludolfstraße 53, 20.00 Uhr. Eintritt: 19.50/9.50 Euro.
Lesung mit Susanne Kippenberger
„Das rote Schaf der Familie“
„Virtuos bis zum letzten Skandal“, schrieb Elke Schmitter für den „Spiegel“, mit Klarsicht, Ironie und Zärtlichkeit“ erzählt, das sei Susanne Kippenbergers im letzten Herbst erschienenes Buch über Jessica Mitford und ihre Schwestern, die in England so bekannt sind wie bei uns die Familie Mann. Nur noch berüchtigter.
Die Älteste wurde Schriftstellerin, die Zweitälteste stellte sich an den Herd. Die dritte heiratete den Faschistenführer Englands, die vierte wurde Hitler-Freundin. Die sechste wurde Herzogin von Devonshire. Und die fünfte? Schlug aus der Art. Sie wurde eine lebenslustige Kommunistin und kettenrauchende Amerikanerin mit englischem Upperclass-Akzent, Bürgerrechtlerin und Bestsellerautorin. Jessica Mitford floh vor ihrer Familie und kam doch nicht von ihr los. Susanne Kippenberger, sie ist Journalistin und Redakteurin beim „Berliner Tagesspiegel“, stellt ihr Buch im Buchladen Osterstraße vor.