Donnerstag, 20.10.2011


Arno Schmidt in Hamburg
Arno Schmidt in Hamburg, erschienen bei Hoffmann und Campe

Buchpräsentation

„Arno Schmidt in Hamburg“

„Wer kann schon seine Vergangenheit lob’m? – ich wenigstns nich; ich bin allzu mühsam der Dumpfheit & der Armut entlauf’n.“ Dieses Zitat aus dem Roman „Abend mit Goldrand“ von Arno Schmidt, gleich auf der Umschlaginnenseite abgedruckt, ist der Auftakt zu dem im Hoffmann & Campe Verlag neu erschienenen Buch über Arno Schmidt und Hamburg. Herausgegeben hat es Joachim Kersten, ein ausgewiesener Kenner des Schmidt’schen Œuvres, der gleich im Vorwort betont, dass sich dieses Buch ausdrücklich nicht nur an Kenner des Werkes richtet, sondern an Leser, die einen Einstieg in ein literarisches Werk suchen, das sich sonst nicht ganz so einfach erschließt. Arno Schmidt, 1914 in Hamburg-Hamm geboren, hat immer wieder über seine Jahre in Hamburg geschrieben, wobei sein Hamburg eben „nichts mit der gängijen Vorstellung des Reisenden, oder der des hundertprozentijen Hambürgers, zu tun hat: Hafen, Alster, Rathausmarkt, City=allgemein – (obwohl ich das selbstrednd auch geseh’n habe!) – waren für mich Nebensache, unbedeutend, ein selten erblickter lärmender Rand.“ Die Familie Schmidt hat in Hamm ein typisches kleinbürgerliches Vorstadtleben in beengten Verhältnissen geführt. 1928, nach dem Tod des Vaters, zog Schmidt mit seiner Mutter und seiner Schwester dann nach Lauban in Schlesien. Der nun erschienene Band versammelt Arno Schmidts Schilderungen seiner Kindheit und Jugend, ergänzt durch die Erinnerungen seiner Schulkameraden und die sehr persönlichen Notizen seiner Mutter. Dazu kommen schließlich Berichte über die Hamburg-Besuche des Autors in den fünfziger Jahren, die seine Frau Alice Schmidt in ihrem Tagebuch festgehalten hat. Zu einem bunten Lesebuch über eine Kindheit und Jugend in Hamburg wird der Band schließlich durch die vielen, teils farbigen Fotos, Zeichnungen und Skizzen. Joachim Kersten stellt sein Buch über „Arno Schmidt in Hamburg“ in Jacques Weindepot vor. Moderation: Annemarie Stoltenberg.

Veranstalter: Buchhandlung Seitenweise. Ort: Jacques Weindepot, Sievekingallee 68, 20.00 Uhr. Um Anmeldung unter Tel.: 040 / 201203 wird gebeten.


Umberto Eco
Umberto Eco, Foto: Universitä Reggio Callabria

Lesung mit Umberto Eco

„Der Friedhof in Prag“

Die Semiotik, hat Umberto Eco einmal gesagt, sei „die Disziplin, die alles untersucht, was man zum Lügen verwenden kann“. Und Simone Simonini, der Titelheld seines neuen Romans, hat eine große Begabung für diese Wissenschaft von den Zeichen, denn er ist vor allem ein passionierter Dokumentenfälscher und Agent. Seit seinem literarischen Welterfolg „Der Name der Rose“, von dem 25 Millionen Exemplare verkauft wurden, ist Umberto Eco weltberühmt, er gilt als letzter Universalgelehrter des untergehenden Abendlandes und war bis 2005 Professor für Semiotik in Bologna, wobei er als Gastprofessor in aller Welt gelehrt hat und mit 33 Ehrendoktortiteln ausgezeichnet wurde. Eine große Passion des Gelehrten sind Verschwörungstheorien und Geschichtsumdeutungen, die er immer wieder meisterhaft in seine Romane einwebt, so auch in seinen Anfang Oktober im Hanser Verlag erschienenen Roman „Der Friedhof in Prag“. Erzählt wird uns mit der Lebensgeschichte des Italieners Simone Simonini, der Ende des 19. Jahrhunderts in Paris lebt, eine dunkle Geschichte, die ihren Anfang auf dem altjüdischen Friedhof in Prag nimmt. Dort, so die böse Legende, hätten sich einst Vertreter der 12 Stämme Israels getroffen, um krude Weltherrschaftspläne zu schmieden – eine Erfindung mit schrecklichen Folgen. Umberto Eco stellt seinen Roman im Thalia Theater vor. Den deutschen Text liest Wolf-Dietrich Sprenger, das Gespräch mit dem Autor übersetzt Paolo Barbon. Moderation: Denis Scheck.

Veranstalter: Literaturhaus. Ort: Thalia Theater. Alstertor, 20.00 Uhr. Eintritt: 19.-/14.- Euro. (Karten gibt es in der Buchhandlung Samtleben unter Tel. 040 / 2205145)


Lesung mit Tanja Dückers und Thomas Lang

„Stadt – Land – Wort“

Tanja Dückers liest aus ihrem Roman „Hausers Zimmer“, Thomas Lang aus seinem Roman „Bodenlos“. In beiden Romanen spielen Jugendliche und ihr Lebensgefühl die Hauptrolle, einmal in West- Berlin, das andere Mal in einer ländlichen Kleinstadt. Nach den Lesungen gibt es ein Gespräch über die beiden Romantopographien.

Veranstalter: Katholische Akademie. Herrengraben 4, 19.00 Uhr. Eintritt: 6.-/4.50 Euro.


Buchpräsentation

„Agent 6“

Der englische Schriftsteller Tom Rob Smith liest aus seinem dritten Roman um den UdSSR-Geheimdienstoffizier Leo Domidow. Den deutschen Text liest Benno Führmann.

Veranstalter: Harbour Front Literaturfestival, Buchhandlung Heymann. Ort: Buchhandlung Heymann, Eppendorfer Landstr. 77, 20.30 Uhr. Eintritt: 14.- Euro.


Lesung und Gespräch

„Schwarze Schleier, grüne Fahnen“

Die Journalistin und Autorin Carola Hoffmeister liest aus ihrem Reportageband über den Iran. Moderation: Heidemarie Ott.

Veranstalter: Literaturzentrum. Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 20.00 Uhr. Eintritt: 7.-/4.- Euro.


Lesung

„Wortakrobatik“

„Die Feuerbrüder“ Carsten Pape, Armin Sengbusch und Viktor Hacker präsentieren „Spaß, Spannung, Sarkasmus und Lyrik“.

Veranstalter: Logensaal in den Hamburger Kammerspielen. Hartungstr. 9-11, 19.30 Uhr. Eintritt: 12.-/9.- Euro.


Lesung

„Die Wahrheit über Eimsbüttel“

„Einen kleinen Eimer Wasser“ sollen die Gäste doch bitte mitbringen, denn die Stadtführung und Lesung mit Katrin Seddig und Sven Amtsberg, so heißt es in der Ankündigung, will auch die Initiative „Urban Seeing“ in Eimsbüttel unterstützen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den natürlichen Zustand des beliebten Hamburger Quartiers wieder herzustellen. Für viele Bewohner in Eimsbüttel ist es ein offenes Geheimnis, dass ihr beliebtes Stadtviertel auf Sand gebaut ist. „Anfang des 20. Jahrhunderts“, so heißt es in der Presseerklärung zu dieser Veranstaltung, hat man den „Eims“, diesen idyllischen See, an dem der Büttelquakfrosch ebenso heimisch war wie das Stelzkehlchen, der Hummelotter und die heute ausgestorbene Morsfrackmeise, in einer Nacht- und Nebelaktion für ein Neubaugebiet mit Sand zugeschüttet. Eine kurz darauf in Kraft getretene Verfügung der Bürgerschaft verbot, dass über die Zerstörung des „Eims“ berichtet werden durfte, ja sogar jedes Gespräch wurde fortan untersagt. In der Nachkriegszeit ist der Vorgang dann, weil ja kein Mensch mehr darüber gesprochen hatte, in Vergessenheit geraten. Doch bis heute finden Kinder in Eimsbüttel Muscheln und Seesterne beim Buddeln auf dem Spielplatz, sogar Seepferdchen werden gelegentlich stolz mit nach Hause gebracht. Es heißt sogar, nachts würden immer wieder halbnackte Meerjungfrauen das Viertel bevölkern - offenbar verzweifelt und schon ganz ausgetrocknet auf der Suche nach dem „Eims“. Für sie setzt nun die Arbeitsgemeinschaft „EIMS! MeJu-Naturalisation now“ ein. Auf der Tagesordnung in der Hamburger Bürgerschaft steht die Wiederherstellung des „Eims“ am 31. November durch eine kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen. Kurzfristigen Erfolg verspricht jedoch allein der Einsatz engagierter Bürger: Wenn nur 1000 Bewohner des Stadtteils immer morgens und abends ein Eimerchen mit Wasser in der Niederau an der Osterstraße ausschütten, so hat es die Umweltorganisation „Green Site Dreams“ im Auftrag von „Urban Seeing“ berechnet, wird der Sand innerhalb von exakt 2,54 Jahren ausgeschwemmt sein und der „Eims“ kann seltenen Tieren und Pflanzen mitten in der Stadt wieder ihren natürlichen Lebensraum bieten. Für diese Lesung gilt folglich: Sie haben es selbst in der Hand, auch Ihr Eimerchen kann Großes bewirken!

Veranstalter: Büro für Literaturangelegenheiten (Büfl). Treffpunkt: Auster Bar, Henriettenweg 1, 20.00 Uhr. Eintritt: 5.- Euro.


Literatur in Hamburg