Mittwoch, 21.04.2010


Vattenfall Lesetage

Karten für alle Veranstaltungen unter Tel.: 01801 / 63 87 67 (Ortstarif) oder unter http://www.vattenfall.de/lesetage. Falls nicht anders angegeben, kostet der Eintritt jeweils 5.- Euro.



Matthias Politycki
Matthias Politycki, Foto: Mathias Bothor

Buchpräsentation

„Jenseitsnovelle“

Die Ehe ist, mit Nietzsche gesagt, ein langes Gespräch, und wenn es unterbrochen wird, ob nach drei, vier Jahren oder auch erst Jahrzehnten, dann haben wir jenen transitorischen Leitfaden verloren, der Orientierung und Halt auch noch bietet, wenn das Verbindende nicht mehr durch Leidenschaften aufgepeitscht wird. Diese sehr alltägliche Erfahrung ist es, von der Matthias Politycki in seiner „Jenseitsnovelle“ erzählt, wobei sonst so gar nichts alltäglich ist, in diesem von der Literaturkritik als „Meisternovelle“ gefeierten Buch, das in diesem April mit dem Preis des Lesewettbewerbs LiteratourNord ausgezeichnet wird. Hinrich Schepp, ein versponnener Sinologe und Gelehrter, betritt eines Morgens sein Arbeitszimmer und findet seine Frau Doro, wie nur all zu oft in den gemeinsamen Jahrzehnten zuvor, vermeintlich über ein Manuskript gebeugt, an seinem Schreibtisch vor. Einige Schrecksekunden später trifft ihn mit voller Wucht die Gewissheit, dass Doro tot ist, „er sah es, er fühlte es, er wußte es“ – und man riecht es auch schon. Doch das ist noch nicht die letzte Unerträglichkeit, die an diesem Morgen auf ihn wartet. Statt einen Arzt zu rufen, verbringt Schepp viele Stunden mit seiner toten Doro, in denen all das zur Sprache kommt, was ihr gemeinsames Leben in den letzten Jahren so grandios in Schieflage gebracht hat: Die verführerische Schönheit Danas etwa, der Schepp nach einem seiner zahlreichen Kneipenabende verfallen ist, aber auch ein altes Manuskript von ihm, das Doro in den letzten Stunden ihres Lebens mit akribischen Anmerkungen und Vorwürfen versehen hat. Nach und nach offenbaren die verschiedenen Handlungsebenen „dieser wunderbar verschachtelten und intelligent konstruierten Novelle“ (Stern) das finale Desaster einer Ehe, um schließlich vielleicht, nur vielleicht dann doch an einem versöhnlich schönen Morgen „all das Glück“ wieder einzufangen, das sich so leicht verflüchtigt, wenn „die Zudringlichkeit der Welt“ uns von dem ablenkt, worauf es ankommt im Leben. Matthias Politycki liest zusammen mit Nina Petri aus der „Jenseitsnovelle“ – und präsentiert das neu erschienene Hörbuch seiner mitreißenden Liebesgeschichte.

Ort: Planetarium Hamburg, Hindenburgstr. 1 b, 19.00 Uhr.


Michael Jürgs
Michael Jürgs, Foto: Thomas Ebert

Vattenfall Lesetage

„Seichtgebiete“

Die Hauptrolle in diesem Buch spielen „Blödmacher“, und sie werden umstandslos, direkt und wütend auch beim Namen genannt, als „Deppen“ vorgeführt und als „Grenzdebile“, die ihr Geld damit verdienen, nicht weniger „Debile“ mit Unsinn zu unterhalten. Mario Barth ist diesem „Seichtgebiet“ der „Beleg“ dafür, dass „mehr und mehr Deutsche blöd gemacht werden und viele bereits rettungslos verblödet sind“, Dieter Bohlen wird bei dieser Besichtigungstour deutscher Niederungen so wütend wie lustvoll bezichtigt, ein „nützlicher Idiot“ zu sein, der als „Prototyp-Prolo“ noch erfunden werden müsste, „wenn es ihn nicht im wahren Leben von Tötensen, wo der Millionär in seiner Villa nach eigenen Angaben gern mal laut pupst (…), schon gäbe“. Doch nicht nur die allseits bekannten Promis für Prolls werden da mit bitterbösen Kommentaren gestreichelt, nein, auch der Literaturbetrieb, der inzwischen „Druckwerke von Sprachlosen“ vorführt, als hätten sie besonders nachhaltige Erwähnung notwendig, erhält die Empfehlung, seine Bestsellerlisten zu sanieren, um in Zukunft die Spreu vom Weizen zu trennen. Der Hamburger Publizist und ehemalige Stern-Chefredakteur Michael Jürgs ist mächtig wütend, und auch wenn er dafür bekannt ist, sich im Klartext auszudrücken, in seinem neuen Buch setzt er lustvoll durch so manche Kraftmeierei derbe Akzente, um das lächerliche „Fast Food fürs Leergut Kopf“, das da „täglich zotet und quotet“ als so unsäglich darzustellen wie es ja tatsächlich ist. „Alle wissen es“, wie der Klappentext zu dem Buch verrät, doch „keiner schreit auf“. Vielleicht erklärt Michael Jürgs, der mit seiner provokanten Streitschrift ziemlich eindringlich vor den Folgen einer in „Seichtgebieten“ verödenden demokratischen Kultur warnt, bei seiner Lesung aus dem Buch ja auch, warum dieser Aufschrei bisher ausgeblieben ist.

Ort: Warburg-Haus, Heilwigstr. 116, 19.00 Uhr.


Buchpräsentation

„Mein Traum ist länger als die Nacht - Wie Bertha Benz ihren Mann zu Weltruhm fuhr"

Angela Elis präsentiert ihre Biografie über den berühmten deutschen Autopionier Carl Benz und seine Frau Bertha Benz.

Ort: Mercedes-Benz Niederlassung Hamburg, Heidenkampsweg 96, 19.00 Uhr

Patricia Duncker
Patricia Duncker, Foto: Anita Schiffer-Fuchs

Vattenfall Lesetage

"Der Komponist und seine Richterin"

Patricia Duncker, eine „gefährliche Schriftstellerin“ mit „einer rücksichtslosen Phantasie“ und einer „verstörend hypnotischen Sprache“, wie Felicitas von Lovenberg für die FAZ befand, liest aus ihrem neu erschienenen Roman, dessen Eingangsszene ein Bild unheimlichen Friedens erzählt: Neun Erwachsene, sieben Kinder, eine Gruppe Toter, die zu einem Halbkreis angeordnet sind, finden Jäger auf einer Lichtung an Neujahr des Jahres 2000. Kommissar André Schweigen schließt auf einen Sektenselbstmord und beginnt die Ermittlungen gemeinsam mit der Richterin Dominique Carpentier. Ein altes Buch, in Leder gebunden und mysteriösem Code geschrieben, bringt sie auf die Spur von Friedrich Grosz, einem berühmten Komponisten und Dirigenten. In diesem charismatischen, unbeugsamen Mann findet die Richterin ihren Widerpart. Ein Kräftemessen beginnt, in dessen Verlauf sich Dominique immer tiefer in die Geheimnisse einer Sekte verstrickt und die Grenzen ihrer eigenen moralischen Haltung erschüttert werden. Patricia Duncker präsentiert ihren Roman zusammen mit Ulrike Grote, die aus der deutschen Übersetzung lesen wird. Moderation: Angela Spizig.

Ort: Erika-Haus, Universitätsklinikum Eppendorf, Haus W29, Martinistraße 52, 19.00 Uhr.


Vattenfall Lesetage

„Vampire und Dämonen“

Tanja Heitmann liest aus ihrem Roman „Wintermond“; Olga K. Krouk liest aus ihrem Roman „Schattenseelen“. Moderation: Martina Vogl.

Ort: Hamburger Sternwarte, Gojenbergsweg 112, 19.00 Uhr.


David Wagner
David Wagner, Foto: Susanne Schleyer

Vattenfall Lesetage

„Vier Äpfel“

David Wagner liest aus seinem neuen Roman, in dem der Ich-Erzähler, ein namenloser Mann, durch einen Supermarkt irgendwo am Prenzlauer Berg wandert. Es könnte ein besonderer Tag für ihn werden, meint er. Denn wann passiert es einem schon mal, dass man vier Äpfel auf die Waage legt und diese exakt 1000 Gramm anzeigt? Oder könnte es vielleicht sein, dass Äpfel im Zeitalter genetischer Zurichtung bereits exakt auf ein Normgewicht von 250 Gramm hin gezüchtet werden können? Doch das sind Gedanken, die der Flaneur mit dem Einkaufwagen eigentlich gar nicht gebrauchen kann, denn irgendwie erinnert ihn alles – die Pizza, das Marmeladenetikett, die Nudelpackung, der Joghurtbecher – an seine Frau, die ihn nach kurzer Ehe verließ: „Meine Marken sind noch bei mir, L. ist es nicht“. Der Streifzug durch einen Supermarkt löst in David Wagners Hauptfigur eine wahre Gedankenkette aus. Er erinnert sich an vergangene Zeiten, an frühere Gerüche, an die verlorene Liebe und die mal traurige, mal skurrile Schönheit ganz alltäglicher Dinge.

Ort: Theaterbar Zentrale im Thalia Theater, Alstertor, 19.00 Uhr.


Vattenfall Lesetage

„Der Leopard“

Der norwegische Musiker und Krimiautor Jo Nesbø präsentiert zusammen mit dem Schauspieler Oliver Mommsen seinen neuen, vielgelobten Krimi, in dem Kommissar Harry Hole zum achten Mal in Aktion tritt. Verfolgt von der chinesischen Mafia, ist Hole in Hongkong abgetaucht. Doch die Spuren einer grausamen Mordserie in Oslo bringen ihn zurück nach Norwegen und von dort bis nach Ruanda. Moderation: Daniel Haas.

Ort: Kampnagel, K6, Jarrestr. 20, 19.00 Uhr. Eintritt: 8.- Euro.


Lesung

„Wo wir einst gingen“

An zwei Abenden präsentiert das Literaturhaus in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für finnische Literatur in Helsinki in diesem Monat finnische Literatur. Zum Auftakt liest Olli Jalonen aus seinem Roman „Vierzehn Knoten bis Greenwich“, der von einem ungewöhnlichen Wettbewerb erzählt: Innerhalb eines Jahres sollen die Teilnehmer die Erde entlang des Nullmeridians umrunden, von Greenwich nach Greenwich, zu Fuß und im Segelboot. Aus der deutschen Übersetzung liest Heiko Ruprecht. Das Gespräch mit dem Autor übersetzt Antje Mortzfeld. Moderation: Jens Büchsenmann.

Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 20.00 Uhr. Eintritt: 10.-/8.- Euro.


Lesung

„Ferne Stimmen – Eine Begegnung mit koreanischer Literatur“

Won-Il Kim liest aus seinem Roman „Wind und Wasser; Suk-je Sung liest aus seiner Erzählung „Also sprach Hwang Mangung“ und aus seiner preisgekrönten Erzählsammlung „Die letzten viereinhalb Sekunden meines Lebens“; Hee-Kyung Eun, eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen aus Südkorea, präsentiert ihren Roman „Ein Geschenk des Vogels“, eines der bekanntesten Werke der modernen koreanischen Literatur.

Veranstalter: Generalkonsulat der Republik Korea. Ort: Mahnmal St. Nikolai, Willy-Brandt-Str. 60, 19.00 Uhr. Eintritt frei. Um Anmeldung per E-Mail an generalkonsulat@korea-hamburg.de wird gebeten.


Lesung

„Literatur-Quickie“

17-Minuten-Lesung mit Gudrun Hammer. Lesezeit: 17 Minuten.

Veranstalter: Bar 439. Vereinsstr. 38, 22.30 Uhr. Eintritt frei.

Lesebühne

„Randale & Liebe“

Bente Varlemann, Kathrin Wesling, Johanna Wack und Vincent Welt präsentieren auf ihrer monatlichen „Lesebühne“ neue Texte. Zu Gast sind in diesem Monat der Slam-Poet Kersten Flenter und der Musiker Jan-Henrik Schimkus.

Veranstalter: Kampf der Künste, Schauspielhaus. Ort: Schauspielhaus, Kirchenallee 36, 20.30 Uhr. Eintritt: 6.- Euro.


Lesebühne

„Spätlese“

Autorinnen und Autoren – Anfänger wie Profis – sind eingeladen, ihre Kurzgeschichten oder Gedichte zum Besten zu geben. Wer vorlesen möchte, kommt nach Möglichkeit etwas früher, zehn Autorinnen und Autoren dürfen auf die Bühne. Musikalische Begleitung: Crazy Joe (Gitarre). Moderation: Wolfgang A. Gogolin.

Veranstalter: Kulturpunkt im Barmbek-Basch. Wohldorfer Str. 30, 19.30 Uhr. Eintritt: Für Lesende frei, für Zuhörer 2.- Euro.


Poetry-Slam

U20 Slam


Ob Lyrik, Rap, Freestyle oder auch ganz traditionelle erzählte Geschichten, erlaubt ist bei diesem Slam für Jugendliche bis 20 Jahre so ziemlich alles. Eine fünfköpfige Publikumsjury vergibt für jeden Vortrag Punkte von 1-100. Moderation: Nico Spindler.

Veranstalter: HoheLuftschiff. Kaiser-Friedrich-Ufer 27, 19.00 Uhr. Eintritt frei.



Vortrag

„Rebell wider Willen? Fritz Fischer und die Geschichte eines nationalen Tabubruchs“

Vortrag von Dr. Rainer Nicolaysen über den Hamburger Historiker Fritz Fischer, der 1961 mit seinem Buch „Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18“ den ersten großen Historikerstreit der Bundesrepublik auslöste.

Veranstalter: Verein für Hamburgische Geschichte, Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky. Ort: Stabi, Vortragsraum, Von-Melle-Park 3, 18.00 Uhr. Eintritt frei.


Vortrag und Lesung

„Täuschend und verführerisch echt: Das Schaffen der Künstler in literarischen Zeugnissen“

Vortrag und Lesung mit Dr. Eva-Bettina Krems (Kommentierung) und Volker Hanisch (Lesung) im Rahmen der Ausstellung „Täuschend echt. Die Kunst des Tromp l´oeil“.

Veranstalter: Bucerius Kunst Forum. Rathausmarkt 2, 20.00 Uhr. Eintritt: 10.-/8.- Euro.


Literatur in Hamburg