Montag, 22.09.2014


Lesung mit Hermann Peter Piwitt

„Lebenszeichen mit 14 Nothelfern“

Hermann Peter Piwitt
Hermann Peter Piwitt, Foto: Wallstein Verlag
Schon als er 1965 mit den Prosastücken „Herdenreiche Landschaften“ debütierte, rühmte „Die Zeit“ seine „Fähigkeit, unverwechselbare Episoden zu imaginieren“. Ein Schöngeist ist Hermann Peter Piwitt jedoch nie geworden, die „Praxis der Literatur“, schreibt er, „hat es mit unserer alltäglichen Wirklichkeit zu tun, mit deren Ursachen und voraussichtlichen Konsequenzen soweit sie sinnlich zu vergegenwärtigen sind“. Dieses Credo trifft ganz besonders auch auf sein neu im Wallstein Verlag erschienenes Buch „Lebenszeichen mit 14 Nothelfern“ zu. Es ist eine Bilanz, eine Abrechnung mit dem, was gewesen ist, nicht frei von Bitterkeit und doch ganz dem zugewandt, worauf es ankam und noch immer ankommt im Leben.
In kleinen Episoden erzählt Hermann Peter Piwitt von den Selbsttäuschungen des Vaters, einem „Kameradschaftsführer“ und kleinen verbeamteten Nazi, der selbst nie in jenen furchtbaren Krieg zog, aus dem der ältere Bruder schließlich beschädigt heimkehrt, erzählt von den schwierigen Anfängen in Hamburg, der Jugend in Frankfurt, von Lehrern, Prägungen, den bestimmenden Einflüssen, den Anfängen als Schriftsteller. Südlich des Cisalpina liegt sein Sehnsuchtsort, seine vielleicht eigentliche Heimat, auch davon erzählt dieses Buch. Und es ist eine Freude, wenn Piwitt über Italien erzählt, er kennt die Widersprüche des Landes, und er kennt seine Einzigartigkeit, weil er auch dort zu Hause war, vielleicht mehr als er es jemals in Hamburg sein durfte. Einer Stadt, die, wie er befindet, „(fast) ein Nichts“ ist, und zu „diesem `fast´ verhalfen ihr um die Jahrhundertwende vor allem ein paar jüdische Kaufleute“.
Flanierend zwischen Erzählung und Essay ist Piwitt in diesem schmalen Band ganz auf der Höhe seiner Kunst. Und den Jüngeren, denen das Bilanzieren noch fern ist, möchte man zurufen: Lest dieses Buch! Nicht nur wegen seiner so berechtigten Kritik an Hamburg, die man ja eigentlich schon von Heinrich Heine kennt. Piwitts „Lebenszeichen“ sind nicht laut und nein, sie haben keinen großen Markt, doch in ihnen geborgen ist, worauf es für uns alle so sehr ankommt, auf Eigensinn nämlich und Widerstandsfähigkeit, auf Lust und Laster, die uns Erfahrungen und mit ihnen Reichtum bescheren, und auf jene „14 Nothelfer“, die wir alle so sehr brauchen, wenn wir uns ohne Netz aufs Hochseil wagen. Bei Piwitt erfahren wir, was das bedeutet und mit sich bringt.
Seine „Lebenszeichen“ sind hoffentlich noch nicht das Abschiedsgeschenk dieses Schriftstellers. Im nächsten Jahr wird er achtzig, dieser Hermann Peter Piwitt, er liest und ist munter, trotz der Kränkungen und Versöhnungen des Alters, mit denen er sein Buch beschließt, und er darf gehört werden, ganz besonders in den Hanse- und Handelsstädten dieser Welt.

Veranstalter: Literaturzentrum. Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr. Eintritt: 7.-/4.- Euro.


Krimi-Lesung

„Unter dem Elbsand“

Christiane Fux liest aus ihrem Krimi mit dem dritten Fall für den Wilhelmsburger Bestatter Theo Matthies, der sich mit dem Skelett einer jungen Frau konfrontiert sieht, das Kinder in einem Schrebergarten gefunden haben.

Veranstalter: Bücherstube Fuhlsbüttel. Ort: Bestattungsinstitut Kröger, Fuhlsbütteler Damm 118, 20.00 Uhr. Eintritt 5.- Euro. Voranmeldung unter Tel.: 040-599754 und per E-Mail an info@fuhlsbuecher.de empfohlen.


Literatur in Hamburg