Montag, 23.11.2015


Nordische Literaturtage

„Wider die Kunst“

Tomas Espedal
Tomas Espedal, Foto: Helge Skodvin
Es ist ein kleines und feines Festival, das alljährlich im Herbst im Hamburger Literaturhaus stattfindet und einen aktuellen Querschnitt der Literatur aus dem Norden präsentiert. In diesem Jahr kommen die sieben Autorinnen und Autoren, die bis zum 26. November in Hamburg zu Gast sind, aus Norwegen, Dänemark, von den Faröer Inseln, aus Island und Schweden, und sie haben großartige neue Literatur dabei. Den Auftakt macht mit Tomas Espedal ein Schriftsteller, der in seiner Heimat Norwegen zu den großen Gegenwartsautoren gezählt wird, er hat weit über zehn Bücher veröffentlicht, in Deutschland liegen inzwischen „Gehen“, „Wider die Natur“ und - in diesem Herbst neu– „Wider die Kunst“ (Matthes & Seitz Berlin) vor.

Tomas Espedal ist, wie sein weltberühmter norwegischer Freund und Kollege Karl Ove Knausgård, ein radikal subjektiver Chronist seines eigenen Lebens. Ausgangspunkt der Erzählung sind zwei schwere Schicksalsschläge: Innerhalb weniger Monate sterben die Mutter, kurz darauf die Frau des Autors, er bleibt mit seiner jüngsten Tochter allein zurück. Sein verzweifelter Versuch, dem Mädchen seine Mutter zu ersetzen, beraubt das Kind schließlich auch noch des Vaters. Espedal beginnt Halt zu suchen in der Erkundung seiner Familiengeschichte. Woraus, fragt er, erwächst eine Familie, was bedeuten Liebe und Verrat, was Mutterschaft und Vatersein, welche Bedeutung haben schließlich die Literatur, das Schreiben und das Leben. In einem groß angelegten, meisterhaft erzählten Streifzug begibt sich Tomas Espedal mit „Wider die Kunst“ auf die Suche nach einer neuen Perspektive, nach einem neuen Fokus für das, was das Leben, was ihn selbst bestimmt. Auf dieser Suche ist auch Karl Ove Knausgård mit seinem „Min Kamp“-Zyklus und er ruft dabei in großem Furor alles herbei, was die eigene Vita hergibt. Tomas Espedal hat für seine Literatur genau den entgegengesetzten Weg eingeschlagen, die große Suggestivkraft seiner Prosa entsteht durch Reduktion, der Sog seiner Geschichte durch mit Bedacht gesetzte Schlaglichter: „Es ist still im Haus. Ich bin weder bedroht noch in die Ecke getrieben, ich hebe die rechte Hand und platziere die Bleistiftspitze auf dem Papier, das Gift fließt. Ich schreibe. Der erste Satz, als drückte man eine Nadel auf die Haut, ein leichter Widerstand, weich, und die Nadel dringt ein, gleitet hindurch und trifft die Ader; es ist notwendig zu vergessen.“ Im Literaturhaus stellt Tomas Espedal „Wider die Kunst“ zusammen mit Uwe Engler vor; den deutschen Text liest der Schauspieler Helmut Mooshammer.

Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 20.30 Uhr. Eintritt: 12.-/8.- Euro.
Kombiticket für alle Lesungen: 45.-/20.- Euro.


Lesung mit Yascha Mounk

„Fremd im eigenen Land“




Hör auf zu lügen! Jeder weiß, dass es keine Juden mehr gibt.« Mit diesem Kommentar seines Klassenkameraden beginnt für Yascha Mounk die Auseinandersetzung mit seinem Jüdischsein. Er, der als einer von zwei Juden (er und seine Mutter) in dem schwäbischen Nest Laupheim aufgewachsen ist, erlebte das verkrampfte Verhältnis vieler Deutscher zu Juden bereits in jungen Jahren. Beim Jüdischen Salon am Grindel stellt er sein Buch „Echt, du bist Jude? Fremd im eigenen Land“ (Verlag kein und Aber) vor.

Ob es antisemitische Reaktionen sind oder das Gegenteil, betontes Wohlwollen – die meisten Deutschen behandeln Juden einfach nicht normal. Yascha Mounk, mittlerweile unterrichtet er Politische Theorie in Harvard, fragt, welches Licht seine Erfahrungen auf das heutige Deutschland werfen können. Denn einige Muster im Umgang mit der Vergangenheit sind weiterhin auch in der Politik erkennbar.

Veranstalter: Jüdischer Salon im Café Leonar. Grindelhof 59, 20.00 Uhr. Eintritt: 10.-/5.- Euro.


Lesung

„Vorweihnachtliche Kunst-Stücke“

Das Quartett „Feen in Absinth“ und Christa Heise-Batt präsentieren „amerikanische Weihnachtsklassiker und plattdeutsche Geschichten zum Träumen“.

Veranstalter: Die Wendeltreppe. Ort: Restaurant Parlament im Rathaus, Rathausmarkt 1, 19.30 Uhr. Eintritt: 13.-/9.- Euro.


Lesung

„U 20 Lautsprecher Slam

Mit dabei sind: Robin Isenberg (Hamburg), Sophie-Kathleen Veit (Hamburg), Sven Hensel (Gelsenkirchen), Lara Ermer (Fürth), Mirko Gilster (Oldenburg), Leonie Muschler (Hamburg) und Friederik Chantelau (Hamburg). Featured Guests: Jason Bartsch (Bochum) und Max Gebhard (Berlin). Moderation: Rasmus Blohm.

Veranstalter: Kampf der Künste. Ort: III&70, Schulterblatt 73, 20.00 Uhr. Eintritt: 4.- Euro (Für Schulklassen vergünstigt. Anmeldungen an hamburgslautsprecher(at)gmx.de.)


Literatur in Hamburg