Dienstag, 23.08.2016


Lesung mit Wilhelm Genazino

„Außer uns spricht niemand über uns“

Wilhelm Genazino liest aus seinem neuen Roman.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, 12.-/8.- Euro.


Lesung mit Michael Göring

Portrait einer Generation

Michael Göring
Michael Göring, Foto: Frederika Hoffmann
Von Schuld, Verstrickung und Gewalt erzählt Michael Göring in seinem in diesem Frühjahr neu erschienenen, dritten Roman „Spiegelberg“, der gleichzeitig ein vielschichtiges Portrait der ersten Nachkriegsgeneration in Deutschland zeichnet.

Fünf Jungs und zwei Mädchen, alle so etwa Mitte der1950er Jahre geboren, bilden eine „Clique“, wie es sie in den 1960er und 1970er Jahren in den Vorstadtsiedlungen in Deutschland viele gab. Sie nennen sich „Furies“, wachsen in „Spiegelberg“, einer Kleinstadtsiedlung im fiktiven westfälischen Langenhagen zusammen auf und bleiben sich durch die Irrungen und Wirrungen der folgenden Jahrzehnte stets verbunden. Im Jahr 2015 sind dann nur noch Nina und Martin am Leben. Was ist passiert? Ein Gang über den Friedhof wird für die beiden, die inzwischen ein Paar sind, zu einer Reise in die eigene Vergangenheit. Hinter den scheinbar harmlosen Erinnerungen an Partys und Liebeswirren wird eine Welt sichtbar, die von im Krieg traumatisierten, verrohten Eltern geprägt ist, von Schlägen und sexuellen Übergriffen. Die „Furies“ gehen ihre eigenen Wege, sie brechen mit dem Mief der ersten Nachkriegsjahrzehnte, den Konventionen der Elterngeneration und bleiben doch heillos verstrickt in einer kleinbürgerlichen Welt, der es vor allem am Gespräch und Miteinander fehlt. Michael Göring holt dieses Gespräch mit seinem Generationenroman nach. Es ist der vielleicht wichtigste Schritt der Wirtschaftswunderkinder in eine freiere, eine emanzipiertere Gesellschaft, wie der letzte Satz des Romans ganz folgerichtig zeigt: „Nina, ich muss dir etwas erzählen, das ich noch nie jemandem erzählt habe, das fünfzig Jahre lang mein Geheimnis war.“

Michael Göring liest in der Handwerkskammer Hamburg aus „Spiegelberg – Roman einer Generation“. Moderation und Gespräch: Peter Schmidt.

Handwerkskammer Hamburg, Bauhüttensaal (Raum 204) Holstenwall 12, 19.30 Uhr. Eintritt: 6 €. Im Anschluss an die Lesung lädt die Hamburger Autorenvereinigung wieder zu Wein und Brot ein.


Deutscher Buchpreis 2016

Jury nominiert 20 Romane

178 Titel wurden von der Jury „gesichtet“, die zwischen Oktober 2015 und dem 20. September 2016 erschienen sind oder noch erscheinen. 20 Romane haben Thomas Andre, Lena Bopp, Berthold Franke, Susanne, Jäggi, Christoph Schröder, Sabine Vogel und Najem Wali, die sieben Jurorinnen und Juroren, für die Longlist zum Deutschen Buchpreis 2016 nominiert. Jurysprecher Christoph Schröder lobte einen „ausgezeichneten Jahrgang“ und versprach mit der Longlist erwartungsgemäß „die große Bandbreite von Schreibweisen und Themen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. Ebenfalls erwartungsgemäß stellt man bei einem Blick in die Liste der 20 Romane fest, dass auffallend viele hochgelobte Romane nicht nominiert wurden. Die Shortlist mit fünf Romanen wird am 20. September bekanntgegeben. Die Verleihung des Deutschen Buchpreises 2016 findet am 17. Oktober in Frankfurt statt.

Die nominierten Romane (in alphabetischer Reihenfolge) sind:

Akos Doma: Der Weg der Wünsche (Rowohlt Berlin, August 2016)
Gerhard Falkner: Apollokalypse (Berlin Verlag, September 2016)
Ernst-Wilhelm Händler: München (S. Fischer, August 2016)
Reinhard Kaiser-Mühlecker: Fremde Seele, dunkler Wald (S. Fischer, August 2016)
Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis (Frankfurter Verlagsanstalt, September 2016)
André Kubiczek: Skizze eines Sommers (Rowohlt Berlin, Mai 2016)
Michael Kumpfmüller: Die Erziehung des Mannes (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2016)
Katja Lange-Müller: Drehtür (Kiepenheuer & Witsch, August 2016)
Dagmar Leupold: Die Witwen (Jung und Jung, September 2016)
Sibylle Lewitscharoff: Das Pfingstwunder (Suhrkamp, September 2016)
Thomas Melle: Die Welt im Rücken (Rowohlt Berlin, August 2016)
Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke (Kiepenheuer & Witsch, November 2015)
Hans Platzgumer: Am Rand (Paul Zsolnay, Februar 2016)
Eva Schmidt: Ein langes Jahr (Jung und Jung, Februar 2016)
Arnold Stadler: Rauschzeit (S. Fischer, August 2016)
Peter Stamm: Weit über das Land (S. Fischer, Februar 2016)
Michelle Steinbeck: Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch (Lenos, März 2016)
Thomas von Steinaecker: Die Verteidigung des Paradieses (S. Fischer, März 2016)
Anna Weidenholzer: Weshalb die Herren Seesterne tragen (Matthes & Seitz Berlin, August 2016)
Philipp Winkler: Hool (Aufbau, September 2016)

Literatur in Hamburg