Mittwoch, 24.02.2016


Lesung mit Jenny Erpenbeck

„Gehen, ging, gegangen“

Jenny Erpenbeck
Jenny Erpenbeck, Foto: Katharina Behling
Richard, ein Professor Emeritus der Sektion Klassische Philologie an der Humboldt Universität, ist in den Ruhestand geraten und muss aufpassen, dass er nicht irre wird, nachdem die lange aufgeschobenen Arbeiten an Haus und Hof erledigt sind. Seine Frau ist gestorben, die Geliebte hat ihn verlassen, und was macht man dann mit den Jahren, die noch bleiben? Man gerät ins Nachdenken über „die verschiedenen Zeiten, die im Dunkeln, den Mund mit Erde gefüllt, übereinander herfallen, die eine begattet die andere, ohne fruchtbar zu sein, und der Fortschritt besteht immer nur darin, dass die, die auf dieser Erde herumgehen, von alldem nichts wissen.“ Doch es bleibt nicht beim Nachdenken: Richard hat Fragen, und er sucht Antworten.

Durch die zufällige Begegnung mit Asylsuchenden auf dem Oranienplatz in Berlin kommt er auf die Idee, jene jungen Flüchtlinge zu befragen, die in Berlin gestrandet sind. Und er geht die Sache gründlich an, so wie er das als Professor immer getan hat, wenn sein Interesse geweckt war. Die Flüchtlinge, die er bald regelmäßig in einem Heim besucht, antworten nicht nur sehr offen auf seine Fragen, sie erzählen ihm sogar ihre Lebensgeschichten, und für Richard ergeben sich neue Fragen an die Politik und die Gesellschaft aus den Begegnungen. Jenny Erpenbeck hat mit „Gehen, ging, gegangen“ einen „gründlich recherchierten Tatsachenroman“ („FAZ“) vorgelegt, der keineswegs als Aufruf zum Engagement für Flüchtlinge oder zur Weltverbesserung zu verstehen ist und auch kein Mitleid durch die erzählten Schicksale wecken will. Tatsächlich ist dieser vielfach gelobte Roman, der es bis ins Finale zum Deutschen Buchpreis brachte, eine durchaus unterhaltsame und unkritische Lektüre über einen politisch-gesellschaftlichen Komplex: „Ein Roman als Crashkurs in Flüchtlingskunde“, wie es in der „Welt“ hieß.

Jenny Erpenbeck liest im Schauspielhaus aus „Gehen, ging, gegangen“.

Veranstalter: Deutsches Schauspielhaus. Kirchenallee 39, 20.00 Uhr. Eintritt: 9.- bis 15.- Euro.


Literatur und Musik

„Allerliebstes Bäsle"

Ulrich Bildstein liest aus den so verspielten, humorvollen und ja, man muss es sagen, auch sehr deftigen Briefen, die Wolfgang Amadeus an sein Bäsle Maria Anna Thekla Mozart schrieb. Die Geigerin Juditha Haeberlin und der Pianist Franck-Thomas Link spielen Mozarts Sonate D-Dur KV 306.

Veranstalter: Hamburger Kammerkunstverein, Halle 424. Ort: Halle 424, Stockmeyerstr. 43, Tor 24, 18.00 Uhr. Eintritt: 8.- VVK/12.- Euro AK.


Lesung

„Ein Leben im Focus von biografischen Selbstzeugnissen und Biografie-Forschung“

Reiner Lehberger spricht über die Arbeit an seiner 2014 erschienenen Biografie über Loki Schmidt.

Veranstalter: Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky. Vortragsraum, 1. Etage, Von-Melle-Park 3, 18.00 Uhr. Eintritt frei.


Poetry Slam

Diary Slam

„Seelenpein" und „Hochgefühle“, „Liebesschwüre“ und „Selbstmordgedanken“ von „wildfremden Menschen“, all das und noch viel mehr steht auf dem Programm des Tagebuch-Slams.

Ort: Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36, 20.30 Uhr. Eintritt: 4.- Euro. Wer selber auf die Bühne möchte, meldet sich hier: mail(at)diaryslam.de.


Literatur in Hamburg