Dienstag, 24.05.2016


Lesung mit Dave Goulson

„Wenn der Nagekäfer zweimal klopft“

Dave Goulson
Dave Goulson, Foto: privat
Zum Auftakt der Wiesenspaziergänge vor seinem Haus in Frankreich, mit denen er in seinem neuen Buch „Wenn der Nagekäfer zweimal klopft“ (Hanser Verlag) die Welt der Insekten für uns entdeckt, erzählt der berühmte Hummelforscher Dave Goulson, wie er sich bei seinem morgendlichen zehn Kilometer langen Dauerlauf von den Schmerzen, die er dabei hat, ablenkt. Goulson bestimmt Tierarten, um schließlich akribisch in seinem Notizbuch aufzulisten, welche Schmetterlinge, Vögel, Fliegen und Käfer er gesehen hat und soweit das möglich ist, auch in welcher Zahl. Das ist nur eine kleine Episode in dem ganz wunderbaren Buch über „Das geheime Leben der Insekten“, nach dessen Lektüre man etwas zurückhaltender über die Ameisen schimpft, die sich beim Picknick so gern in unser Hosenbein verirren. Aber ist das nicht ganz typisch? Dass wir über Insekten immer erst reden, wenn sie eine Plage sind?

Insekten sind die artenreichste Klasse der Tiere überhaupt – und das mit großem Abstand zu uns Menschen. Von ihnen gibt es „weltweit ungefähr zehn Trillionen“, wie man bei Dave Goulson erfährt. In seiner sehr unterhaltenden Naturkunde erzählt er vom „geheimen Leben der Insekten“, die fast jede denkbare ökologische Nische besetzt haben – und überlebenswichtig für uns Menschen sind. Nach der Lektüre sieht man das, was da kreucht und fleucht und uns so oft als Plage erscheint, auf einmal mit ganz anderen Augen. Doch erst im letzten Kapitel wird deutlich, wie ernst die Lage im Insektenreich ist: Die Bienenvölker sind weltweit bedroht, der Grund dafür ist vermutlich ein Cocktail aus mehreren Stressfaktoren, angeführt von Pestiziden und Monokulturen. Auch die Populationen der meisten anderen Insektenspezies sind rückläufig, Tausende ausgestorben und Tausende bis heute nicht erforscht. Blattläuse und Stubenfliegen gibt es dagegen immer mehr. Doch Goulson geht es mit seinem Buch gar nicht so sehr um warnende Ermahnung, er will zuerst einmal aufmerksam darauf machen, wie sehr es sich lohnen könnte, die Welt der Insekten überhaupt zu entdecken.
Im Zoologischen Museum stellt Dave Goulson „Das geheime Leben der Insekten“ vor.

Zoologisches Museum, Martin-Luther-King-Platz 3, 19.00 Uhr. Eintritt frei.


Lesung mit Jakob Hein

Friedrich Benders sagenhafte Karriere




Wow. Da startet einer durch. Und zwar so richtig. Schelmenromane gibt es in der deutschen Literatur eher selten, doch „Kaltes Wasser“ von Jakob Hein ist ein Paradebeispiel für einen wunderbaren Roman darüber, wie einer mit List und Phantasie, mit Lug und Trug durchs Leben kommt. Er heißt Friedrich Bender, dieser Schelm, ist in der DDR aufgewachsen und schon deshalb jede Menge Übung darin, sich die Welt zurecht zu fabulieren, bis sie irgendwie passend ist. Schöner jedenfalls, besser und am Ende auch irgendwie gut. Zum Yachtclub stellt Jakob Hein „Kaltes Wasser“ vor. Es moderieren die Skipperinnen Friederike Moldenhauer & Tina Uebel.

Sein „Leben begann als statistische Ausnahme“, erklärt er gleich zu Anfang, und das geht dann so weiter, denn schon als ganz junger Held zeigt dieser Friedrich die ungewöhnliche Fähigkeit zu besonders phantasievollen Erfindungen. Schwimmen kann er schon als Kindergartenkind, vielmehr lernt er in diesem zarten Alter, dass sich bei ihm mit der Behauptung, auch wenn sie dem Können vorauseilt, bald alles irgendwie richtig fügt. Mit charmanten Schwindeleien, Glück und Verstand kommt er durch die Jugend und sogar zu einer Freundin aus Bristol, die von ihren Eltern angeblich in ein ostdeutsches Ferienlager geschickt wurde. Friedrich wird zum Star unter seinen Mitschülern, obwohl es die Punklady gar nicht gibt. Und so geht es weiter: Während seine Eltern und Freunde nach der Wende in Schockstarre verfallen, findet er sich schnell im Kapitalismus zurecht und macht eine wahrlich sagenhafte Karriere. Dumm nur, dass so ein Ostler nie so richtig aus seiner Haut findet. Zu guter Letzt bleibt er bei der Wahrheit und bekommt dafür endlich seinen Traumjob – in einem Schwimmbad in Schweden.

Nochtspeicher, Bernhard-Nocht-Str. 69a, 20.00 Uhr, 9.- Euro


„Gebundenes Leben“

„Späte Lebenswahrheiten“

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Gebundenes Leben“, die das Altern thematisiert, liest Alina Bronsky aus ihrem neuen Roman „Baba Dunjas letzte Liebe“ (Kiepenheuer & Witsch), in dem sie von einer alten Frau erzählt, die nach Tschernobyl zurückkehrt, in ihre Heimat und sich dort ein neues Leben mit Gleichgesinnten im Niemandsland aufbaut; Barbara Schweikerts liest aus ihrem Buch „Wie wir älter werden“, in dem sie in wechselnden Perspektiven die Geschichten dreier Generationen umkreist. Moderation: Christoph Bungartz.

Literaturhaus und Körber-Stiftung im KörberForum, Kehrwieder 12, 19.00 Uhr. Eintritt frei. Um Anmeldung bis zum 10.5. unter www.koerberforum.de wird gebeten.


Literatur und Musik

„Der unheimlichste Gast“

Dr. Elmar Dod liest aus seinem Buch über „Die Philosophie des Nihilismus“ (Tectum Verlag) und diskutiert die Frage: „Ist Nietzsches Nihilismus noch aktuell?“ Musik: Marina Savova, Klavier.

Hamburger Autorenveinigung im Logensaal der Hamburger Kammerspiele, Hartungstr. 9-11 ı19.30 Uhr, 10.-/6.- Euro


Wimmeliger Bücherspaß

„Fest der kleinen Wichte“

Einen „wimmeligen Bücherspaß“ gibt es an diesem Dienstag mit „Buchstart“, das zum achten Mal ein Fest für Bücherkinder unter 3 Jahren feiert. Das einzigarte Bilderbuch- und Mitmachfest in Planten un Blomen verwandelt das Gelände beim Spielplatz an der Marseiller Straße in ein Spiel- und Entdeckerparadies für kleine Bilderbuchfreunde und solche, die es noch werden wollen – mit musikalischem Bühnenprogramm, „Gedichten für Wichte“, Luftballons, Bücherbällebad, Erfrischungen – und vielen tollen Bilderbüchern!

Beim großen Spielplatz in Planten un Blomen, 15.30 – 18.00 Uhr. Eintritt frei.


Vortrag

„Fallstricke der Realpolitik“

Vortrag von Bernd Ulrich, stellv. Chefredakteur des Politikressorts „Die Zeit“. Moderation und Gespräch: Dr. Klaus Naumann.
Institut für Sozialforschung, Mittelweg 36, 19.00 Uhr, Eintritt frei.


Literatur in Hamburg