Mittwoch, 25.11.2015


Nordische Literaturtage

„Seekrank in München“

Hallgrimur Helgason
Hallgrimur Helgason, Foto: Jonatan Gretarsson
Mit ihrem Roman Die „Kathedrale“ (Residenz Verlag), der eine skurrile Familiengeschichte erzählt, gastiert um 18.30 Uhr die finnische Schriftstellerin Satu Taskinen im Literaturhaus. Moderation: Tina Schraml. Um 20.30 steht dann ein „Wortakrobat“ und „Fabulierer von Grimmelshausenschem Format“ („Neue Zürcher Zeitung“) auf dem Programm, dessen „krachend absurder Phantasie“ man „sofort verfällt“ („Spiegel Online“). Der vielfach prämierte Isländer Hallgrímur Helgason, dem mit „101 Reykjavík“ und dessen Verfilmung Ende der 1990er Jahre der internationale Durchbruch gelang, entführt für seinen neuen Roman „Seekrank in München“ einen jungen Mann von einer märchenhaften Insel im Norden zum Studium der Malerei nach München.

Er kennt weder Lokale noch Bier, ist fast krank vor Schüchternheit, spricht kein Wort Deutsch, aber er weiß genau, was er werden möchte: Künstler. Auch an der Kunstakademie bleibt er zunächst ein Außenseiter, denn mit den „Neuen Wilden“ kann er wenig anfangen. Und die Welt draußen ist viel kälter, als es auf Island je werden kann. Der Kalte Krieg ist auf seinem Höhepunkt, und so wacht er jeden Morgen mit der Sorge auf, dass der Dritte Weltkrieg bereits begonnen habe. Und dann stellt sich auch noch heraus, dass er eine seltsame Gabe hat. Hallgrímur Helgason stellt seinen Roman zusammen mit Kristof Magnusson vor, die deutschen Texte liest Sebastian Rudolph.

Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 18.30 Uhr und 20.30 Uhr. Eintritt: 12.-/8.- Euro.


Jan Philipp Reemtsma

„Schriften zur Literatur“




Jan Philipp Reemtsma präsentiert die in drei Bänden bei C.H. Beck neu erschienene Sammlung seiner Essays und Aufsätze, ein Gespräch mit dem Literaturwissenschaftler, Philosophen und Gewaltforscher führt Ulrich Greiner.

Veranstalter: Buchhandlung Felix Jud. Neuer Wall 13, 19.00 Uhr. Eintritt: 10.- Euro.

Um Anmeldung an kontakt@felix-jud.de wird gebeten.


Lesung

„Comic-Skripts in Dramensatz“

Max Goldt, Foto: Billy & Hells
Eigentlich weiß man das schon, dass dieser Max Goldt manchmal sehr kurz angebunden sein kann, sogar gegenüber seinem „Publikum“, das bei ihm „im besten Sinne des Wortes zweitrangig“ ist und nur „an einer sehr guten Position“ steht, „nämlich an zweiter Position, direkt nach dem Werk.“ Kurz und knapp und natürlich sehr, sehr komisch, geht es auch in Max Goldts neuem, selbstverständlich erstrangigem Werk zu, das heißt „Räusper“ und ist eine Sammlung von Dramoletten, genaugenommen von „Comic Skripts in Dramensatz“, wie der Untertitel des Bandes verrät.

Max Goldt hat seit Ende der neunziger Jahre, so erzählt er im Vorwort, als Comic-Duo Katz und Goldt über zehn Comic- und Cartoonbücher veröffentlicht, deren Auflagen sich jedoch „in den bei diesem Genre üblichen Grenzen hielten“. Für „Räusper“ hat er die Szenen und Sprechblasen nun in Minidramen umgearbeitet, und bringt sogar die in Comics üblichen „Denker-Denkblasen-Verbindungsbläschen“ zum Einsatz. Eine eigens von Martin Z. Schröder entworfene Letter wird in dem Band als Denkblase in Dramoletten eingesetzt. Insofern ist „Räusper“ sogar eine Weltneuheit, in der freilich sonst unvermeidbar passiert, was passieren muss, wenn Max Goldt diese feinen Risse ausleuchtet, in denen sich die Abgründe des Alltags verbergen. Schon nach nur wenigen Dramoletten lässt sich nicht mehr leugnen: „Dem Strauche wohnt was inne“. Im Schauspielhaus verrät Max Goldt, was das ist. Und putzt sich vorher einmal kräftig den Hals aus: „Räusper“.

Veranstalter: Deutsches Schauspielhaus. Kirchenallee 39, 20.00 Uhr. Eintritt: 18.-/12.- Euro.


Lesung und Gespräch mit Herta Müller

„Ich brauchte dringend die Schönheit der Sätze“




„Ich stehe (wie so oft) auch hier neben mir selbst.“ So begann Herta Müller ihre Tischrede nach der Verleihung des Nobelpreises 2009. In ihrem im letzten Herbst erschienenen Buch „Mein Vaterland war ein Apfelkern“ (Hanser Verlag) erzählt sie in einem langen Gespräch mit der Lektorin und Publizistin Angelika Klammer von ihrem ungewöhnlichen Lebensweg, der vom Kind, das in Rumänien Kühe hütet, bis zur weltweit bekannten Schriftstellerin im Stadthaus in Stockholm führt.

Mit ihrem Bericht vom Ankommen in einem neuen Land fällt auch ein ungewohnter Blick auf das Deutschland der 1980er und 1990er Jahre und auf die Gesellschaft, in der wir heute leben. Doch vor allem gibt dieses „berührende Interview-Buch“ („KulturSPIEGEL“) Auskunft über eine kalte Kindheit mit einer Mutter, die im russischen Arbeitslager gebrochen und gewalttätig geworden ist, über einen Vater, der bei der Waffen-SS gedient hat und den Zufluchtsort, den die Dichterin für sich gefunden hat. „Ich brauchte jeden Tag dringend die Schönheit der Sätze“, erklärt Herta Müller, „aber ich schrieb, um einen Halt zu finden gegen das Elend des Lebens und nicht, weil ich Literatur machen wollte.“ Zum Auftakt der neuen Reihe „Literatur im Elysee“ liest Herta Müller aus ihren Werken und wird in einem Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Jürgen Wertheimer, Universität Tübingen, Sabine Witt und Prof. Dr. Wolfgang Müller-Michaelis, Hamburger Autorenvereinigung, über ihr Leben und Schreiben berichten.

Veranstalter: Grand Elysee Hamburg, Hamburger Autorenvereinigung. Ort: Grand Elysee, Rothenbaumchaussee 10, 19.00 Uhr. Eintritt: 15.- Euro. Kartenvorbestellungen unter info@hh-av.de und über www.comfortticket.de.


Lesung mit John Niven

„Old School“

John Niven
John Niven, Foto: Erik Weiss
Mit „Kill Your Friends“, einer rabenschwarzen Satire auf die Musikindustrie, landete John Niven 2008 seinen ersten internationalen Bestseller. In den letzten Jahren folgten mehrere Roman und Drehbücher des in Buckhinghamshire, England, lebenden Schriftstellers, der schon in den 1980er Jahren als Gitarrist der Indieband The Wishing Stones bekannt wurde. Zum Abschluss seiner Lesereise in Deutschland gastiert John Niven nun mit seinem neuen Roman „Old School“ im Abaton Kino. Moderation und Lesung der deutschen Texte: Nagel.

John Niven erzählt in „Old School“ die Geschichte von Susan und Julie, die gerade 60 Jahre alt geworden sind. Sie leben in einem kleinen Dorf in Südengland und sind seit der Schulzeit miteinander befreundet. Susan führt ein bürgerliches Hausfrauendasein, Julie lebt in einer Sozialwohnung und arbeitet als Aushilfe in einem Pflegeheim. Als Susans Ehemann Barry tot aufgefunden wird, offenbart sich, dass er ein surreales Doppelleben führte und Susan einen finanziellen Scherbenhaufen hinterlassen hat. Um nicht in die Altersarmut abzurutschen, greifen die beiden Freundinnen zu einer radikalen Lösung.

Veranstalter: Abaton Kino. Allendeplatz 3, 20.00 Uhr. Eintritt: 10.-/6.- Euro.


Lesung

„Knochentanz“

Sandra Dünschede liest aus ihrem Hamburg-Krimi.

Veranstalter: Hamburger Öffentliche Bücherhallen. Bücherhalle Winterhude, Winterhuder Marktplatz 6, 19.30 Uhr.


Lesung

„Plattdüütsch for Tohörers“

Jan Graf liest aus seinem Buch „Dat Hemd sitt di neger as de Büx“.

Veranstalter: Quickborn Verlag, Hamburger Öffentliche Bücherhallen. Ort: Bücherhalle Harburg, Eddelbüttelstr. 47a, 20.00 Uhr. Eintritt: 10.-/6.50 Euro.


Literatur in Hamburg