Mittwoch, 27.09.2017


Lesung mit Leïla Slimani

Spuren kleiner Zähne

Leïla Slimani
Leïla Slimani, Foto: Catherine Hélie
Sie ist erst die zwölfte Frau, die in der über 100-jährigen Geschichte des Prix Goncourt im letzten Jahr mit dem wichtigsten französischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Leïla Slimani, 1981 in Rabat geboren und in Marokko aufgewachsen, studierte an der Pariser Eliteuniversität Sciences Po und arbeitete als Journalistin für die „Jeune Afrique“, bevor sie mit „Dans le jardin de l’ogre“ ihr ebenfalls preisgekröntes literarisches Debüt vorlegte. „Chanson douce“, ihr zweiter Roman, der nun unter dem Titel „Dann schlaf auch du“ (Luchterhand) in einer Übersetzung von Amelie Thoma auf Deutsch erschienen ist, führte in Frankreich monatelang die Bestsellerlisten an und wurde in der Kritik frenetisch gefeiert. Leïla Slimani liest im Institut français aus ihrem Roman.

Die Geschichte, die Leïla Slimani in „Dann schlaf auch du“ erzählt, ist nichts für schwache Nerven, sie beginnt mit dem Satz „Das Baby ist tot“ und setzt sich in der Beschreibung eines Tatorts fort, der kaum auszuhalten ist. Auf knapp über 200 Seiten breitet Sli-mani daraufhin ziemlich unaufgeregt und sachlich ein Bil-derbuchleben aus: Myriam und Paul haben einfach Glück gehabt, sie leben mit ihren beiden Kindern in einer schönen Pariser Altbauwohnung und finden mit Louise auch noch eine wunderbare Nounou, geliebt und schon nach wenigen Wochen ganz unentbehrlich für die Familie. Als Myriam eines Tages „zwei komische Male“ am Arm und auf dem Rücken ihres Sohnes bemerkt, die Spuren kleiner Zähne erahnen lassen, haucht sie „zarte Küsse auf die Stellen“ und denkt sich nicht viel dabei. Natürlich spricht sie Louise dar-auf an, die eine ganz plausible Erklärung dafür findet. Auch die finsteren Blicke der sonst mustergültigen Nanny sind nicht mehr als kleine Andeutungen, beiläufige Details, in denen sich die Katastrophe ankündigt. Unaufhaltsam, bis „die Vergangenheit sich in einem neuen Licht zeigt“.

Institut français de Hambourg, Heimhuder Str. 55, 19.30 Uhr, 10.-/5.- Euro. Kartenreservierungen per E-Mail an Sophie.Udave(at)institutfrancais.de


Lesung mit Thomas Lehr

„Schlafende Sonne“

„Wird fortgesetzt“ heißt es am Ende des über 600 Seiten umfassenden neuen Romans von Thomas Lehr, der mit „Schlafende Sonne“ den Auftakt zu einer großen „Deutschen Trilogie“ vorlegt, wie er in einem Interview erklärte. Der Roman ist einer der Favoriten auf den „Deutschen Buchpreis“ in diesem Jahr und wird als „ein großes Poem, ein Epos“ gefeiert, „das sich nicht im bloßen Erzählen und einer spannungsgeladenen Handlung erschöpft“ (Helmut Böttiger, SZ). Im Literaturhaus stellt Thomas Lehr seinen Roman vor. Moderation: Jörg Magenau.

Rudolf Zacharias reist nach Berlin. Dort will der Dokumentarfilmer die Vernissage seiner früheren Studentin Milena Sonntag besuchen. Thomas Lehrs Roman spielt an einem Sommertag des Jahres 2011 – und zugleich in einem ganzen Jahrhundert. Denn in ihrer Ausstellung zieht Milena nicht nur eine künstlerische Lebensbilanz, sondern die ihrer Zeit. Mit sprachlicher Kraft werden historische Katastrophen neben die privaten Verwicklungen dreier Menschen gestellt, führen die Spuren von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs bis ins heutige Berlin. Thomas Lehr entwickelt ein Fresko dieses deutschen Jahrhunderts: tragisch, komisch, grotesk, und immer wieder ganz persönlich und intim.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, 12.-/8.- Euro.


Lesung mit Sven Regener

„Wiener Straße“

Sven Regener liest aus seinem neuen Roman.

Harbour Front Literaturfestival in der Laeiszhalle, Kleiner Saal, Johannes-Brahms-Platz 1, 20.00 Uhr, 24.-/20.-/16.- Euro.


Lesung

„Die Stadt der weißen Musiker“

Der in Deutschland lebende kurdische Schriftsteller Bachtyar Ali liest aus seinem neuen Roman. Den deutschen Text liest Ulrich Pleitgen.

Buchhandlung im Schanzenviertel, Schulterblatt 55, 20.00 Uhr, 5.-/3.- Euro.


Lesung

„Feiertag!“

Julian Sengelmann präsentiert sein Buch über „Die Bedeutung unserer religiösen Feste“. Moderation: Frank Engelbrecht.

Harbour Front Literaturfestivals in der Katharinenkirche, Katharinenkirchhof 1, 20.00 Uhr, 14.- Euro.


Lesung

„Unter einem Dach“

Der Journalist Henning Sußebach („Die ZEIT“) und der syrische Flüchtling Amir Baitar präsentieren ihr Buch mit ihrem deutsch-syrischen Dialog, in dem sie davon erzählen, was Integration im Alltag bedeutet.

Bergedorfer für Völkerverständigung e.V. in der Franz-von-Assisi-Kirche, Grachtenplatz 13, 19.30 Uhr.


Vortrag

„Hamburg als Sehnsuchtsort“

Beatrix Borchard spricht über Fanny und Felix Mendelssohn Bartholdy.

Heine-Haus, Elbchaussee 31, 19.00 Uhr. Eintritt: 10.-/3.- Euro.


Workshops und Podiumsgespräch

„Leinen los! Vielfalt und Toleranz im Kinder- und Jugendbuch“

In Workshops für Lehrer*innen und in einer öffentlichen Podiumsdiskussion wird der aktuelle Kinder- und Jugendbuchmarkt genauer unter die Lupe genommen. Auf dem Programm stehen insbesondere Fragen danach, wie vielfältig Geschichten für junge Leser tatsächlich sind und welche Kriterien ein Buch erfüllen muss, damit es für gut befunden wird. Es diskutieren: Jutta Bauer, Illustratorin und Autorin, Hamburg; Prof. Bernd Mölck-Tassel, HAW Hamburg; Dr. Mareile Oetken, Koordinatorin für Kinder- und Jugendliteraturforschung, Universität Oldenburg.

Die Veranstaltung eröffnet das Literaturprojekt „Leinen los“ in Kooperation mit dem Kulturforum 21: Ein Jahr lang tauschen Schüler*innen katholischer Schulen Bücher zum Thema „Vielfalt und Toleranz“ aus. In den Workshops für Lehrer*innen werden inhaltliche und methodische Ideen für die Umsetzung im Unterricht angeboten.

Katholische Akademie Hamburg, Herrengraben 4, Workshops ab 17.00 Uhr, Podiumsdiskussion ab 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, Anmeldung und weiter Informationen unter Tel.: 040-36952-0 oder per E-Mail an programm@kahh.de.


Lesung

„Gedankenflieger“

Im Rahmen der Reihe philosophiert Miriam Holzapfel mit Kindern ab 6 Jahren zum Thema: „Wer wagt, gewinnt!“ Ausgangspunkt ist dabei das von Rolf Erdorf neu übersetzte und von Carll Cneut zauberhaft illustrierte Buch „Hexenfee“ (Bohem).

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 9.00 Uhr und 11.00 Uhr, 80.- Euro pro Schulklasse. Anmeldung unter gedankenflieger@literaturhaus-hamburg.de erforderlich.


Lesung

„Schulbuchlektüre“

Die Klassikerlesereihe „Schulbuchlektüre“ startet mit Max Frischs „Homo Faber“ in die herbstliche Lesesaison. Dr. Konstantin Ulmer liest nach einer kurzen Einführung aus dem 1957 erschienenen Roman und lädt anschließend bei Kaffee und Keksen zur Diskussion ein. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Brakula, Bramfelder Chaussee 265, 15.00 Uhr, Eintritt Euro.


Lesung

„Hunting Words“

Der Poetry Slam in Ottensen lehnt sich an den Hunting Wettbewerb beim Bogenschießen an: Nach der Vorrunde gibt es eine Endrunde mit den drebestplatzierten Teilnehmern, die dann aber nur noch `einen Pfeil´ haben, nämlich einen Text von 2 Minuten. Moderation: Helene Bockhorst und Melanie Sengbusch.

Mathilde Bar, Kleine Rainstraße 11, 20.15 Uhr, 6.- Euro.


Literatur in Hamburg