Sonntag, 03.05.2015


Lesung

„Agnese geht in den Tod“

Renata Vigano
Renata Vigano, Foto: Archivio nella Biblioteca Reggiana
Ulrike Schimming liest aus dem in der Edition Fünf neu erschienenen Roman von Renata Viganò, der die ergreifende Geschichte einer italienischen Partisanin im Zweiten Weltkrieg erzählt. Ein Gespräch über die Neuausgabe des 1949 erstmals erschienenen Romans führt die Herausgeberin der Edition Fünf Karen Nölle mit Ulrike Schimming.

Veranstalter: Hotel Wedina, Edition Fünf. Ort: Hotel Wedina, Gurlittstr. 23, 17.00 Uhr. Eintritt frei. Um Anmeldung unter info(at)editionfuenf.de wird gebeten.


Vortrag, Lesung und Gespräch

„Montage und Erinnerung“




In seinem Buch „Träume von Räumen“ zitiert Georges Perec eingangs zu einem Text über „die Seite“ als Raum seinen Kollegen Henri Michaux: „Ich schreibe, um durch mich hindurchzustreifen“. Als Motto könnte das dem gesamten Werk des französischen Schriftstellers vorangestellt sein, der 1936 als Sohn polnischer Juden in Frankreich geboren wurde und 1982, kurz vor seinem 46. Geburtstag, viel zu früh an Lungenkrebs starb. Georges Perec ist vor allem für seine meisterhaften Sprachexperimente gefeiert worden, seit 1967 war er Mitglied der von Raymond Queneau gegründeten Autorengruppe Oulipo, deren Programmatik der Erweiterung sprachlicher Möglichkeiten durch formale Zwänge er so meisterhaft wie kein anderer umsetzte.

In seinem Roman „La Disparition“ (1969), der unter dem Titel „Anton Voyls Fortgang“ 1986 in einer grandiosen deutschen Übersetzung von Eugen Helmé erschienen ist, verzichtete er ganz auf den Buchstaben E. Dieser leipogrammatische Roman ist wie Perecs bekanntester Roman „Das Leben Gebrauchsanweisung“, dessen Kapitel so angeordnet sind, dass sie das sogenannte Springerproblem beim Schach abbilden, nur ein Beispiel für den Ehrgeiz dieses Schriftstellers, „ein Schreibprojekt zu realisieren, bei dem ich nie zweimal das gleiche Buch schreibe, oder besser, bei dem ich zwar jedes Mal das gleiche Buch schreibe, es jedoch jedes Mal in einem neuen Licht erscheinen lasse“. Tatsächlich ist Georges Perec in seiner Literatur auf einer manischen Suche nach Vergewisserung des Daseins, seines eigenen Lebens oder, andersherum gesagt, damit beschäftigt, die Leere zu füllen, die ihm aufgegeben war. In seinem meisterhaften autobiografischen Buch „W oder die Kindheitserinnerung“ rekonstruiert er chronologisch die Geschichte seiner Familie auf der Suche nach seiner verlorenen Kindheit, an die er sich nur sehr bruchstückhaft erinnert. Seine Mutter wurde in Auschwitz ermordet, sein Vater fiel im Krieg gegen die Deutschen, er selbst ist unter falscher Identität bei Verwandten aufgewachsen. Im Wechsel zu der biografischen Spurensuche wird in seinem Roman die Geschichte von W erzählt, einer imaginären Insel. Gaspard Winckler, der Erzähler, befindet sich im ersten Teil der Erzählung auf dem Weg nach Feuerland. Als er die Insel erreicht und beginnt von einer manischen und mörderischen Welt zu erfahren, die das Vernichtungslager Auschwitz symbolisiert, enden die Erinnerungen an die Mutter im autobiografischen Textteil. Die Zäsur ist durch Auslassungszeichen symbolisiert. Um diese Auslassungszeichen, diese Leerstelle herum, fügt sich der Roman und das Leben Georges Perecs: „Mein Familienname lautet Peretz. Er kommt in der Bibel vor. Im Hebräischen bedeutet er `Loch´“. Unter dem Motto „Montage und Erinnerung“ geben Thomas Ebermann und Olaf Kistenmacher im Golem einen Einblick in das Werk von Georges Perec. Einen Auszug aus „W oder die Kinheitserinnerung“ präsentieren in einer szenischen Lesung die Schauspieler Denis Moschitto und Jörg Pohl (Thalia Theater).

Veranstalter: Golem. Große Elbstr. 14, 20.30 Uhr. Eintritt: 5. –Euro.


Literatur im Waschhaus

„Bitterleichte Lyrik“.

Der Arzt und Lyriker Volker Maassen liest aus seinem neuen Gedichtband. Moderation: Peter Schütt.

Veranstalter: Waschhaus. Wesselyring 51, 16.00 Uhr.


Literatur in Hamburg