Dienstag, 31.01.2017


Jubiläums-Lesung und Party

„20 Jahre Hamburg ist Slamburg“

Slamburg Slam
Tina Uebel und Hartmut Pospiech, Foto: Stefan Malzkorn
„We’ve seen it all. Und zwar zuerst.“ So heißt es in der Ankündigung für das „Jubiläumsbuhei“ des ältesten Slams in Hamburg, der Vorläufer und Vorbild einer Bewegung war, die inzwischen immerhin als Massenvorlesesportart gelten darf. Poetry Slams gibt es heute landauf und landab und in allen Varianten. Der „Slamburg“-Slam stand mit seinen ersten Veranstaltungen im Fools Garden vor 20 Jahren fast ganz am Anfang der neuen Kultur des Wettstreits in Worten. Und zum ersten Mal wird die ehrwürdige-Institution nun dezidiert selbst einladen: Ein Potpourri aus treuen Seelen, alten Helden, jungen Wilden und auswärtigen Stargästen trifft sich zum Jubiläums-Slam.

So viele Poetry Slams wie in Hamburg gibt es nirgendwo sonst. Sie gastieren in Clubs, Kulturhäusern, im Literatur¬haus, auf den großen Bühnen der Stadt und manchmal sogar im Fußballstadion. Geboten wird vom klassischen Dichterwettstreit mit Texten über Crossover-Varianten mit Kabarett, Musik, Kunst und Film so ziemlich alles, was gefällt. Dass die Slamkultur am Ende wenig mit Literatur zu tun habe, lautet ein gängiger Vorwurf an das Format. Und natürlich ist die Performance bei einem Slam viel wichtiger als bei einer klassischen Lesung. Es darf geflüstert, gekeucht, geschrien oder gejault werden, solange es nur gut ankommt. Die verbreitete rhythmische Vortragsweise bei Slams, wie man sie zum Beispiel von Julia Engel¬mann kennt, ist andererseits durchaus eine eigene, substantielle Form der Lyrik, die erst mit dem Poetry Slam entstand. Erste Slams und ihre Vorläufer in Hamburg gab es in den frühen 1990er Jahren, der erste Slamburg-Slam fand im Januar 1997 im Fools Garden statt.

„Offener Poetry-Slam für Verseklopfer, Poetessen und Performancer“, hieß es in „Literatur in Hamburg“. Es war der einzige Slam, den das Blatt damals ankündigte. Ins Leben gerufen hatten ihn Tina Uebel und Hartmut Pospiech, die heute von sich sagen, dass sie „das Format“ nie „allzu ernst“ genommen hätten. Ernst nehmen sie dagegen „die Freude am Wort“ und das nicht nur auf der Slam-Bühne: Tina Uebel ist eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen in Hamburg, ausgezeichnet u.a. mit dem renommierten Fichte-Preis, Hartmut Pospiech leitet den Writers´ Room in der Stresemannstraße, unter dessen Dach sich etwa 35 Autorinnen und Autoren einen gemeinsamen Arbeitsraum teilen und ist ebenfalls Schriftsteller. In den 20 Jahren mit Slamburg haben die Master of Ceremonies so ziemlich alles erlebt, was eine Slam-Bühne aufregend macht: „Frappierende Talente, liebenswerte Seelchen, oder auch Elmar, der tanzte, mehr als einen Sommer lang“. Es soll sogar „Saalschlägereien“ gegeben haben, einen „Dichter mit einer Handfeuerwaffe“, einen „alditütenbewehrten Rabauken“, und so manche spätere Literaturpreisträger standen bei „Hamburg ist Slamburg“ auch auf der Bühne. Zum Jubiläum kommen sie nun alle im Nochtspeicher vorbei, immerhin hat MC Uebel versprochen zum runden Geburtstag, „mit nichts als einem Limerick bekleidet aus einer Torte zu springen“.

Mit dabei sind u.v.a.: Michel Abdollahi, Danny Koch, Thomas Langkau, Karsten Lieberam-Schmidt, Monika Mertens, Stevan Paul, Arne Poeck, Lasse Samström. Ein Startplatz ist frei für eine Wildcard-Anmeldung!

Nochtspeicher, Bernhard-Nocht-Str. 69a, 20.00 Uhr, 6.- Euro.


Lesung

„Buch braucht Bühne“

Siebte Auflage der Lesereihe, die von Studierenden der Universität Hamburg im Rahmen des Seminars „Projektmanagement im Literaturbetrieb“ unter der Leitung von Hamburgs Literaturreferentin Antje Flemming entwickelt wird. Bisherige Kurse präsentierten dem Publikum so kreative Ideen wie eine Collage aus Hausarbeiten („Pimp your Paper“), das „Hamburger Literaturquiz“ – mittlerweile ein Dauerbrenner im Literaturhaus, eine Lesung aus abgelehnten Manuskripten („Salon des Refusés“), eine Strandbarlesung mit Cocktails und Eis namens „Fernweh oder Kiezsommer?“, einen psychedelischen Abend über Text als Droge und Drogen als Texte („Literatur im Rausch“) und zuletzt „Träum weiter!“, eine Lesung mit Geschichten aus dem Unterbewussten.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, 8.-/4.- Euro.


Vortrag

„Go East – Go West!“

Im Rahmen der Vortragsreihe über „Transnationale und translinguale Praktiken und Identitäten zwischen Deutschland und Mittelosteuropa“ spricht Prof. Dr. Alfrun Kliems, Institut für Slawistik, Westslawische Literaturen und Kulturen, Humboldt-Universität zu Berlin, zum Thema „`Das wahre Exil ist das sprachliche, der Rest eine ausgedehnte Reise.´ Autor*innen aus Ostmitteleuropa zwischen Migration, Postmigration und Weltliteratur“.

Universität Hamburg, Philosophenturm, Hörsaal F, Von-Melle-Park 6, 18.00 Uhr, Eintritt frei.


Literatur in Hamburg