Donnerstag, 04.02.2016


HAM.LIT

„Lange Nacht junger Literatur und Musik“

Thomas von Steinaecker
Thomas von Steinaecker, Foto: Jürgen Bauer

Für Literaturbegeisterte und alle, die es werden wollen, ist das, was die „Lange Nacht junger Literatur und Musik“ im Bunker an der Feldstraße inszeniert, der Idealfall: Flanierend zwischen Ballsaal, Turmzimmer und Terrace Hill kann man sich von 19.30 Uhr bis kurz vor Mitternacht auf eine Grand Tour durch die junge Gegenwartsliteratur machen. Und wenn man zwischendurch mal die Lust verliert, trinkt man bei dem unprätentiösen Clubevent eben ein Bier oder ein Glas Wein an der Bar. Und Musik gibt es ja auch: Um 21.00 Uhr stellt der Liedermacher Enno Bunger sein neues Album „Flüssiges Glück“ vor, um 22.00 Uhr spielt die junge Hamburgerin Lùisa, um 22.30 Uhr gibt es dann feine Songs von Talking to Turtles. Doch im Vordergrund der von der Autorin Lucy Fricke und dem Verleger Daniel Beskos kuratierten Lesenacht steht ein profunder Einblick in die Literatur, ob Roman, Lyrik oder Erzählung und Drama, das Programm ist vielfältig, wirft einen Blick zurück auf zentrale Neuerscheinungen der letzten Monate und erlaubt einen Ausblick auf wichtige Stimmen im Frühjahr.

Mit seinem Roman „Die Verteidigung des Paradieses“ ist Thomas von Steinaecker zu Gast bei HAM.LIT ist. Der S. Fischer Verlag, wo sein Roman im März erscheint, verspricht einen „literarisch virtuosen, philosophisch radikalen und zutiefst berührenden Roman über die Zukunft unserer Gegenwart“. Erzählt wird aus einem Deutschland der Zukunft, in dem Mutanten umherstreifen, außer Kontrolle geratene Drohnen am Himmel kreisen und eine kleine Gruppe Überlebender sich auf den Weg in ein vermeintliches Paradies macht. Ebenfalls eine Buchpremiere feiert bei HAM.LIT Jaroslav Rudis mit seinem Roman „Nationalstraße“ (Luchterhand Verlag). Der in Prag und Berlin lebende Schriftsteller, Drehbuchautor und Dramatiker erzählt in einem brillanten Monolog von Vandam, der in einer Plattenbausiedlung des neuen Prag lebt und sich als einsamer Schläger durch Tage und Nächte prügelt. Aus ihrem druckfrischen Debütroman „Weil wir längst woanders sind“ (Dumont Verlag) liest die Hamburger Autorin Rasha Khayat. Sie erzählt die Geschichte der Geschwister Layla und Basil, die sich sehr verbunden sind, bis Layla eine Entscheidung trifft, die alles verändert und die niemand versteht: Sie beschließt zu heiraten. Einen Mann in der alten Heimat, Saudi-Arabien. Keine Ehe aus Liebe, sondern aus Prinzip. Ebenfalls aus der Hamburger Literatur gastieren bei HAM.LIT der junge Dramatiker Akin E. Sipal und Monique Schwitter, die aus ihrem mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichneten, vielgelobten Roman „Eins im Anderen“ lesen wird. Zu Gast sind außerdem: Sonja vom Brocke, Stefan Ferdinand Etgeton, Karl Wolfgang Flender, Heinz Helle, Ulla Lenze, Teresa Präauer, Stephan Reich, Rike Scheffler, Anke Stelling und Jackie Thomae. Einziger Wehrmutstropfen dieses wunderbaren Events: Es finden immer drei Lesungen gleichzeitig statt, man kann also nicht überall reinhören.

Ort: Uebel & Gefährlich und Terrace Hill. Feldstraße 66, ab 19.30 Uhr. Eintritt: 17.-/13.- Euro im VVK zzgl. Gebühren.


Lesung mit Jan Costin Wagner

„Sonnenspiegelung“

Jan Costin Wagner
Jan Costin Wagner, Foto: Gunter Gluecklich
Schon am frühen Morgen haben Harford und Lena ihn gesehen: den fremden Mann, der im Schatten eines Baumes auf der anderen Straßenseite steht und zu ihrem Haus herüberstarrt. Als der seltsame Fremde sich den ganzen Vormittag nicht von der Stelle rührt, wird vor allem Lena ziemlich mulmig. Einige Stunden später geht Harford entnervt hinüber, um den Mann zu fragen, was er von ihnen will. Doch der reagiert nicht; sein Blick bleibt unverändert auf die Fensterfront des Hauses fixiert. Selbst die herbeigerufene Polizei kann den Fremden nicht dazu bewegen, seinen Posten aufzugeben. Er bleibt – den ganzen Abend, die ganze Nacht über. Und irgendwann kommt der Moment, in dem Harford endlich weiß, wie er den Mann vor der Tür für immer loswird. Das ist der Plot einer dieser Geschichten, mit denen Jan Costin Wagner seine Leser in dem neuen Erzählband „Sonnenspiegelung“ in die Falle lockt: Gerade wenn man denkt, alles durchschaut zu haben, eröffnet sich eine völlig neue, unerwartete Perspektive auf das Erzählte. Liebe, Tod, Trauer, Ohnmacht und Schuld, das sind die Themen, doch „nicht jede dieser Erzählungen ist eine Kriminalgeschichte im eigentlichen Sinn“, wie es in der „FAZ“ hieß, wobei „jede ein Kriminalroman in nuce sein könnte. Wagners behutsame Lakonie ist bestechend.“ Jan Costin Wagner liest im Literaturhaus aus „Sonnenspiegelung“.

Veranstalter: Literaturzentrum. Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr. Eintritt: 7.-/4.- Euro.


Literatur und Musik

„Leben Sie wohl und hole Sie der Teufel!“

Sonja Szylowicki präsentiert eine Collage aus Gedichten und Prosa von Heinrich Heine und Briefen von prominenten Zeitgenossen über den berühmten Dichter, der bis zu seinem Tod 1856 finanziell von seinem Onkel, dem Hamburger Bankier Salomon Heine unterstützt wurde, obwohl der wenig vom Literaturschaffen seines Neffen hielt. Überliefert ist sein Ausspruch: „Hätt’ er gelernt was Rechtes, müsst er nicht schreiben Bücher.“ Was Rechtes gelernt hatte Heine natürlich doch, er wurde 1825 in Göttingen zum Doktor der Rechte promoviert und wollte in Hamburg eine Anwaltskanzlei eröffnen. Seine Pläne zerschlugen sich jedoch, Heine geriet in Deutschland immer mehr unter Druck und lebte von 1931 an in Paris im Exil. Seine letzten acht Lebensjahre verbrachte er dort in seiner „Matratzengruft“, schwerkrank und doch unermüdlich arbeitend. Musik machen Irene Husmann (Geige) und Elen Harutyunyan (Bratsche).

Veranstalter: Logensaal in den Hamburger Kammerspielen. Hartungstr. 9-11, 20.15 Uhr. Eintritt: 15.-/12.- Euro.


Lesung

„Rosen für Oliver“

Valerie le Fiery und Frank Böhm lesen aus ihrem Roman.

Veranstalter: Kulturcafé Komm Du. Buxtehuder Str. 13, Harburg, 20.00 Uhr. Eintritt frei (Hutspende).


Literatur in Hamburg