Freitag, 06.04.2018


Buchpremiere mit Kathrin Weßling

Heute wird es schön

Kathrin Wessling
Kathrin Wessling, Foto: Melanie Hauke
Sie »haut einem mitten in die Fresse«, schreibt Isabel Bogdan und lobt die »emotionale Wucht« und schonungslose Direktheit, mit der die Social-Media-Expertin, Online Journalistin und Autorin Kathrin Weßling über Depressionen schreibt, wie in ihrem vielgelobten Debüt »Drüberleben«, und über das Krisengebiet der Liebe, aus dem sie in ihrem Erzählband »Morgen ist es vorbei« in 13 Geschichten berichtet. Eine Frage steht auf dem Cover ihres neuen Romans: »Super, und dir?«. Kathrin Weßling feiert die Buchpremiere mit Bernd Begemann und Mia Diekow, die Musik machen, es moderiert Inga Schulz.

Hören Sie, Frau Beckmann, Sie alleine müssen entscheiden, was Sie aus Ihrem Leben machen.« Das hat ihr ein paar Jahre zuvor ein Therapeut gesagt. Marlene hat sich daraufhin entschieden, dass sie das hinkriegt. Und von außen betrachtet, läuft es ja auch, es läuft und läuft, es ist immer alles »Einskomma«, sogar wenn sie kurz davor ist, sich zu verlieren, sagt sie sich noch, wie schön es heute wird. An ihrem 31. Geburtstag, weiß sie dann, »dass alle Vorstellungen, die man mit Mitte zwanzig von der Liebe und von dem Menschen hat, der das Synonym zu dieser Liebe bildet, sich schneller in Luft auflösen als das bisschen Trinkgeld«, das man beim Kellnern verdient. Viel schlimmer ist aber, dass das, was sie für eine Lebensphase gehalten hat, sich plötzlich als ihr Leben erweist. Es ist ihr Job, es ihr Freund, und es sind ihre Freunde, die ihr absolut keinen Halt bieten. So tapfer Marlene auch kämpft, schließlich ist der Tag gekommen, an dem sich die »Vollkatastrophe« nicht mehr leugnen lässt. Nur, ändert sich dadurch auch etwas?

Raum Hamburg, Shanghaiallee 18, 20.00 Uhr, € 12,–


Jüdischer Salon

»Zwischen allen Bühnen«

Vortrag und Gespräch mit Thomas Levy über sein Buch »Die Jeckes und das hebräische Theater 1933-1945«. Es moderiert Sebastian Schirrmeister von der Walter A. Berendsohn Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur.

Jüdischer Salon im Café Leonar, Grindelhof 59, 20.00 Uhr, € 10,–/7,50


Krimi-Lesung

»Fememord«

Boris Meyn liest aus seinem neuen historischen Hamburg-Krimi, in dem ein neues Hamburg entsteht, doch die Schatten der Vergangenheit bleiben.

Berlin 1925: Die junge Journalistin und Hobbyfliegerin Ilka Bischop erfährt zufällig, dass die Reichswehr eine geheime Fliegerschule in der Sowjetunion aufbaut. Ilka geht der brisanten Story nach. Kurz darauf stirbt einer ihrer Informanten, ein befreundeter Flieger. Wie sich herausstellt, hatte der Mann eine Liaison mit einem Mitarbeiter aus dem Stab um Hamburgs Oberbaudirektor Fritz Schumacher. Ilka macht sich auf in die Hansestadt. Doch sie findet den Mann tot vor. Ermordet.
Hamburg, das merkt Ilka schnell, ist eine Stadt im Aufbruch. Und der berühmte Architekt Schumacher soll ihr ein neues Gesicht geben. Wo monumentale Bauaufträge anstehen, geht es natürlich um sehr viel Geld. Doch dann stößt Ilka bei ihren Recherchen auf einen geheimen Zirkel, der weitreichendere Ziele hat, als nur am Neubau der Stadt zu verdienen. Und dafür alles zu tun bereit ist.

Buchhandlung Seitenweise in Jacques’ Wein-Depot, Sievekingsallee 68, 20.00 Uhr, € 10,–
Anmeldung unter Tel. 040.201203 bei der Buchhandlung Seitenweise


Lesung mit Mariana Leky

Unendliche Weiten im Westerwald




Es ist ein ganz eigener Kosmos, den Mariana Leky in ihrem Roman »Was man von hier aus sehen kann« öffnet, seine unendlichen Weiten liegen etwas abseits von den großen Sternenhaufen, in denen das Leben sonst unbedingte Anwesenheitspflicht erfordert und folgen manchmal ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten. Aber so ist das in einem kleinen Dorf im Westerwald, besonders wenn Selma wieder einmal von einem Okapi geträumt hat. Dann kann sich niemand mehr sicher sein, jeden könnte es treffen, obwohl das Okapi ein abwegiges Tier ist. Viel abwegiger als der Tod. Das Leben, die Liebe, der Schmerz und der Tod, das sind die Themen, von denen Mariana Leky in ihrem klugen und berührenden Roman in großer Leichtigkeit, sprachlicher Präzision und Komik erzählt. Doch das Schönste an dem Lebenskosmos im Westerwald ist dann vielleicht doch, dass sich die Menschen in ihrer Verschrobenheit so innig zugetan bleiben – über alle Grenzen ihres Dorfes hinweg. Im Büchereck Niendorf Nord stellt Mariana Leky ihren Roman vor. Moderation: Karla Paul.

In Selmas Traum steht das Okapi mit „seinem giraffenhaft geformten rostroten Leib, seinen Rehaugen und Mausohren“ zusammen mit ihr auf einer Wiese am Waldrand, irgendwann sehen Selma und das Okapi sich an – und dann ist der Traum vorbei. Selma erzählt ihrer zehnjährigen Enkeltochter Luise und ihrer Schwägerin Elsbeth davon, was zur Folge hat, dass noch bevor Luise in der Schule ist, das ganz Dorf von dem Traum weiß. Und umgehend Vorbereitungen trifft, denn wenn Selma von einem Okapi geträumt hat, dann muss im Dorf jemand sterben. Manche Leute bleiben daraufhin einfach nur besonders still sitzen, so wie der pensionierte Postbote, andere kümmern sich um die Wahrheit, die noch raus muss, bevor es zu spät dafür ist. Der Optiker zum Beispiel kämpft mit der verschwiegenen Liebe zu Selma und all den Liebesbriefen, in denen er selten über die Anrede »Liebe Selma, mal was anderes« hinauskam. Das ganze Dorf weiß von dieser Liebe und fragt sich, wann der Optiker „endlich damit herausrücken würde, mit etwas, das längst herausgerückt war“.

Der Tod holt sich schließlich denjenigen, der am wenigsten damit rechnet. Die verschwiegene Liebe des Optikers zu Selma bleibt eines der Leitmotive des Romans, die Mariana Leky immer wieder variiert, eine Art poetischer Running Gag, der damit spielt, dass wir so oft zielsicher den Augenblick verpassen, um zu sagen, was gesagt werden müsste, um einen Anfang für etwas zu finden, um zu beenden, was beendet werden müsste, um das zusammenzubringen, was, wie bei einem Okapi, scheinbar nicht zusammenpasst. Luises Mutter verbringt viele Jahre „in der schlechten Gesellschaft“ der Frage, ob sie sich von ihrem Mann trennen soll. Luises Vater begibt sich auf eine endlose Weltreise, nachdem er mit dem Versuch gescheitert ist, seinen Schmerz durch die Anschaffung von „Alaska“ zu externalisieren. „Alaska“ ist ein großer irischer Hirtenhund, der daraufhin mit dem Schmerz leben muss, dass sein Herrchen nur ab zu mal vorbeikommt.

Luise, die mit dem Rat des Vaters „mehr Welt hereinzulassen“ zurückbleibt, verliebt sich in einen buddhistischen Mönch aus Hessen, der zu einem kurzen Besuch in Deutschland ist und sonst in einem Kloster in Japan lebt. Eine unmögliche Liebe, die sich über ein Jahrzehnt mit Briefen behilft. Das Leben, die Liebe, der Schmerz und der Tod, das sind die Themen, von denen Mariana Leky in diesem klugen und berührenden Roman in großer Leichtigkeit, sprachlicher Präzision und Komik erzählt. Doch das schönste an dem westfälischen Lebenskosmos ist dann vielleicht doch, dass sich die Menschen in ihrer Verschrobenheit so innig zugetan bleiben – über alle Grenzen ihres Dorfes hinweg.

Büchereck Niendorf Nord, Nordalbinger Weg 15, 19.30 Uhr, € 8,–


Lesung

»Judas«

Monodrama von Lot Vekemans mit Hartmut Lange.

Literaturtage »SuedLese« in der Johannis-Kirche, Bremer Str. 9, Harburg, 20 Uhr, € 10,–/ erm. € 5,–


Poetry Slam

»Digger Slam«

10 Poeten dürfen auf die Bühne des Brakula, um das Publikum mit spruchreifen Texten anzudiggern. Moderation: Marco von Damghan.

Brakula, Bramfelder Chaussee 265, 20.00 Uhr, € 5,–


Leseshow

»Kuttner erklärt die Welt«

Seit fast zwanzig Jahren präsentiert der Kulturwissenschaftler und Radiomoderator Jürgen Kuttner seine »Videoschnipsel«, immer zu einem bestimmten Thema, z.B. über »Männer, Frauen, Autos«, »Helden«, »Schlager« oder auch »Kollateralschlager in der Sinnzentrifuge«, doch das eigentliche Ereignis der »Schnipsel«-Schau sind die kritischen, ellenlangen, nonsens-soziologischen und klugen Kommentare von Jürgen Kuttner. Einfach klasse. Seine (fast) monatlichen und immer neuen Schnipselvorträge an der Volksbühne in Berlin und im Polittbüro sind längst legendär und haben im gesamten deutschsprachigen Raum Kultstatus.

Polittbüro, Steindamm 45, 20.00 Uhr, € 15,–/10,–

Literatur in Hamburg