Samstag, 07.03.2015


Hamburger LeseFrühstück mit Katrin Seddig

„Eine Nacht und alles“

Katrin Seddig
Katrin Seddig, Foto: Lou Probsthayn
Als sie eines Morgens in einer fremden Wohnung und in einem fremden Bett aufwacht, denkt sie, dass ihr „das, was geschehen ist, immer schon gefehlt hatte, ohne dass sie bisher davon wusste“, dass sie „heimgefunden“ hätte, an „einen Ort, der vorher gar nicht existierte“. Doch der Mann, den sie am Abend zuvor in einer Galerie kennenlernte, ist nicht da, sie hinterlässt ihre Handynummer und die Frage: „Wo bist du?“

Halbverliebt kehrt Irene Molander, siebenundvierzig Jahre alt, Studienberaterin an der Universität Hamburg, zurück nach Hause und zu ihrem Mann Per, einem Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte, der seine Frau „Rehlein“ nennt und gelbe Pullover trägt. Doch nach dieser Nacht mit einem fremden Mann ist in Irenes Leben nichts mehr am festen Platz, obwohl der beinah Unbekannte sich nicht meldet und ihr Per so frohgemut wie immer einen Kaffee ans Bett bringt. Ihre siebzehnjährige Tochter Esther ist gerade erst in eine Aussteiger-Kommune nach Hessen abgehauen, die Eltern haben sie ziehen lassen. Irenes impulsiver Versuch, die Dinge wieder zu kitten, indem sie das nestflüchtige Kind ausgerechnet zu Weihnachten besucht, endet erst recht in einer Farce, und mit jedem Schritt wächst die Unsicherheit noch: Irene lernt die traurige junge Yasemine kennen, die sich als Ersatztochter geradezu anbietet, ein Kindheitsfreund bittet sie um Hilfe, und dann lässt auch ihr Liebhaber von sich hören. Schließlich steht Irene zwischen allen und allem: Ihrer Tochter und der bemutterungsbedürftigen Yasemine, ihrem bisherigen Leben und einer womöglich aufregenden Zukunft mit einem neuen Mann.

Katrin Seddig erzählt in ihrem dritten Roman „Eine Nacht und alles“ von der Fragilität des Glücks und der Gefahr des Neuanfangs und erweist sich einmal mehr als „hinreißende Erzählerin“ (Der Tagesspiegel). Zum Hamburger LeseFrühstück stellt sie ihr Buch vor. Moderation: Carola Ebeling.

Veranstalter: Literaturzentrum. Ort: Hotel Wedina, Gurlittstr. 23, 12.00 Uhr. Eintritt zur Lesung: 5.- Euro. Frühstücksbüffet ab 11.00 Uhr für 18.- Euro inkl. Warmgetränke. Reservierungen unter Tel.: 040-2279203 oder per E-Mail an lit@lithamburg.de.


Lesung mit Oliver Sauer

„Schlechte Verlierer“

Die Doku zum Buch "Die Ochsentour/Shakespeare Never Did This". Charles Bukowski gab 1978 seine einzige und zugleich legendäre Lesung in Deutschland in der Hamburger Markthalle. Vor der Doku gibt es noch ein relativ kurzes Interview mit seinem Freund und Übersetzer Carl Weissner.

Für Jean Genet war er „der stärkste Dichter in Amerika“, als einen „Selbstvernichtungsfanatiker“ hat ihn die Hamburger Schriftstellerin Peggy Parnass gesehen, während er im „Münchner Merkur“ verächtlich als „Amerikas neuer Ober-Pornograph“ denunziert wurde. Tatsächlich gibt es viele Missverständnisse über Charles Bukowski, zum Beispiel, dass er eine „Poesie des Hässlichen“ geschrieben habe, wie es in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ einst hieß. Richtig ist, dass der „Dirty old man“ der amerikanischen Literatur die Menschen und insbesondere die Frauen liebte, auch dann noch, wenn der Suff ihm das Hirn vernebelt hatte.

„In aller Herrgottsfrühe“, heißt es in seinem Gedicht „Wie ein Veilchen im Schnee“, „am blauköpfigen Mittag/ schick ich dir ein Telegramm/ eine knochige Hand/ mit einem kunstseidenen/ Ärmel dran/ ein großer Kerl/ mit gelben Zähnen und einem/ epileptischen Vater/ wird es dir/ an die Tür bringen/ lächle/ und/ nimm es/ an/ es ist besser als/ das, was dir sonst/ blüht.“ Das ist nur eines, der vielen wunderbaren Gedichte von diesem Charles Bukowski, der am 16. August 1920 in Andernach in Deutschland geboren wurde und am 9. März 1994 in Los Angeles starb. Und schöne, ganz prosaische Sätze gibt es von Bukowski auch. Zum Beispiel diesen: „Der Mut kommt aus dem Bauch - alles andere ist Verzweiflung.“ Wer ihn noch nicht kennt, den „Mann mit der Ledertasche“, der jahrelang als Postmann arbeitete, hat jetzt die Gelegenheit dazu: Der Schauspieler Oliver Sauer stellt Charles Bukowski und sein Werk im Logensaal vor, am Klavier begleitet von Christian Jovanov.

Veranstalter: Logensaal der Hamburger Kammerspiele. Hartungstr. 9-11, 20.15 Uhr. Eintritt: 12.-/9.- Euro.


Lesung

„Otto von Bismarck und Johanna von Puttkamer“

Zum 200. Geburtstag Otto von Bismarcks am 1. April ist im Insel Verlag ein neues Buch der Biographin Gabriele Hoffmann erschienen, das erstmals die Stationen des gemeinsamen Lebens von Otto von Bismarck und seiner Frau Johanna von Puttkamer erzählt.

Bismarck, ein gutaussehender Jurist, Gutsherr und Schlossherr, plant mit Anfang dreißig eine politische Karriere. Was ihm noch fehlt, ist die passende Frau. Auf Johanna von Puttkamer fällt schließlich seine Wahl, weil er sich über die Verbindung mir ihr eine Unterstützung seines politischen Aufstiegs durch ihre Verwandtschaft verspricht. Johanna von Bismarck wird die erste Kanzlergattin Deutschlands, von Bismarcks Anhängern verehrt, von seinen Gegnern angefeindet. Und obgleich ihr Zusammenleben schon alle Spannungen einer modernen Politikerehe zeigt, trotz langer Trennungen, Eifersucht, Überarbeitung und Krankheit wird der Pakt zwischen den Eheleuten fester. Was als Verbindung aus politischen Erwägungen begonnen hatte, wurde zu einer Liebesgeschichte, die fast fünfzig Jahre währte. Gabriele Hoffmann präsentiert ihr Buch im Rahmen der Reihe „Kultur im Contor“.

Veranstalter: Buchhandlung Boysen + Mauke. Große Johannisstraße 19, 15.00 Uhr. Eintritt frei.


Literatur in Hamburg