Montag, 07.09.2015
Lesung mit Mirko Bonné
„Feuerland“
Mirko Bonné, Foto: Skiba
Da ist ein junger Mann, den kurz vor einer lange geplanten Motorradrundreise in Feuerland so höllische Schmerzen heimsuchen, dass er immer wieder sogar das Bewusstsein verliert. Am Ende scheint er tatsächlich in Feuerland angekommen zu sein, doch ob das Land am äußersten Ende Südamerikas nur zum Chiffre seiner Schmerzphantasien geworden ist oder er wirklich an seinem Sehnsuchtsort ankommt, bleibt offen. In einem ähnlichen Reich dunkler Ahnungen, in dem Wirkliches und Phantasiertes verschwimmen, verlieren sich die Spuren des Protagonisten der Erzählung „Tauchen“, während die Heldin Jenny in der Erzählung „Auszeiten“, seit ihrer Kindheit regelmäßig in einen „Zustand“ hineingerät, in dem sie, mal apathisch, dann von Raserei besessen, nicht ansprechbar ist und für ihre Familie zum Pflegefall wird. Eine Art Auszeit nimmt sich in der Erzählung „Eine Welle“ schließlich sogar der Papst bei einem Besuch in Porto. Inka ist mit ihrem Freund Lasse nach Portugal gereist, der hat jedoch nur seinen Iso Grifo im Sinn, seinen so seltenen Sportwagen, mit dem er überall Aufsehen erregt. Als er sich dann auch noch weigert, mit Inka in Porto an dem Papstbesuch teilzunehmen, macht die sich auf eigene Faust auf den Weg. Sie kommt dem Papst sogar sehr nahe – und sieht ihn in Verzückung geraten, ausgerechnet als ihm überraschend in der Ferne Lasses Iso Grifo ins Blickfeld gerät. Allen Erzählungen in „Feuerland“ ist gemeinsam, dass sie die Brüche im Dasein ausloten, in denen sich das, was uns wirklich berührt, ja oft erst zeigt. Und bei Papst Franziskus ist das ein schnittiger Sportwagen.