Dienstag, 09.06.2015


Lesung und Gespräch

Italo-Svevo-Preis 2015 für Nina Jäckle




„In ihrer Prosa“, so heißt es in der Begründung der Jury, „halten sich Anmut und Präzision die Waage, und zu ihren ästhetischen Vorzügen zählen nicht zuletzt das Gespür für Rhythmus und Musikalität der Sprache. Ein eher altmodisch anmutender Begriff wie Takt trifft zu, und zugleich vibriert in dieser Prosa, was Ingeborg Bachmann ›Starkstrom Zeitgenossenschaft‹ genannt hat.“ Nina Jäckle, die diesjährige Italo-Svevo-Preisträgerin, geboren 1966 in Schwenningen am Neckar, hat seit ihren Anfängen in der Hamburger Literaturszene, in Berlin, in Wien und München, immer wieder auch in Spanien gelebt. Ihre vor allem an der französischen Moderne geschulte Literatur hat in den letzten Jahren ein großes Formenrepertoire bedient, es sind Romane und Hörspiele erschienen, Erzählungen, Kurzfilme und ein Theaterstück, die ein unverkennbar eigener Sound, ein eigener Stil verbindet.

In ihren beiden zuletzt erschienenen Büchern „Zielinski“ (2011, Klöpfer & Meyer) und „Der lange Atem“ (2014, Klöpfer & Meyer) erzählt Nina Jäckle in einer hochreflektierten Sprache und in ganz verschiedenen Szenarien, was mit uns geschieht, wenn die gewohnten Koordinaten des Lebens sich auflösen und neu justiert werden müssen. Während „Zielinski“ die Geschichte einer wahnhaften Selbstentfremdung ist, hat Nina Jäckle mit „Der lange Atem“ eine Novelle vorgelegt, in der eine Katastrophe alle Gewissheiten, die ganze vertraute Welt innerhalb weniger Minuten zerstört: „An jenem Tag“, sagt der Erzähler, „haben wir erlebt, wie wichtig es ist, dass nicht geschieht, was schlimmstenfalls geschehen könnte, und ebenso haben wir erlebt, dass tatsächlich geschieht, was schlimmstenfalls geschehen könnte.“ Es ist der 11. März 2011, fast 20.000 Menschen verlieren an der japanischen Küste durch einen Tsunami ihr Leben. Ein Zeichner der Polizei, der den Toten anhand von Fotos ein menschliches Antlitz zurückgibt, damit die Angehörigen sie identifizieren können, erzählt von dem Versuch, mit der Katastrophe zu leben und nicht in ihr verloren zu gehen. Am Ende ist dann aber doch alles verloren, nur dieser Versuch, den Abwesenden ein Gesicht zu geben, bleibt bestehen. „Einmal im Jahr schließt das ganze Land die Augen, senkt das ganze Land den Kopf, und alles, was uns geblieben ist, weist darauf hin, dass alles andere fehlt. Das Bleiben hat an jenem Tag seine Bedeutung verändert.“ Im Literaturhaus spricht Wolfgang Hegewald eine Laudatio, Nina Jäckle liest aus „Der lange Atem“. Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr. Eintritt frei. Um Anmeldung unter Tel.: 040-22702014 wird gebeten.


Literatur und Musik

„Martha“

Der Schauspieler Michael Weber liest aus seinem im Laika Verlag erschienenen Roman über das Leben eines jungen Schauspielstudenten aus der Provinz im St. Pauli der 1980er Jahre und dessen neue Nachbarin Martha, die ihr ganzes Leben auf dem Kiez verbrachte. Musik machen Christin Elmar Schalko und Hans Stützner.

Veranstalter: Polittbüro. Steindamm 45, 20.00 Uhr. Eintritt:15.-/10.- Euro.


Ganz klassisch und frei Schnauze

„Von wegen Märchentante!“

Die „Geschichtenkrämerin“ Silke Höttges erzählt „Grimmsches ganz klassisch“ und „Selbstgetextes frei Schnauze“.

Veranstalter: Kulturladen St. Georg. Alexanderstr. 16, 20.00 Uhr. Eintritt frei, Spende erbeten.


Literatur im Gespräch

„Die Glasglocke“

Beim Treffen des Literaturclubs Be60 steht der einzige Roman der amerikanischen Schriftstellerin Sylvia Plath auf dem Programm, der 1966 erstmals erschien. Moderation: Brigitte Neumann.

Veranstalter: Kulturverein Be60. Ort: Der Klub, Besenbinderhof 62, 19.30 Uhr. Eintritt: 5.- Euro.


Literatur in Hamburg