Delia Owens »Der Gesang der Flusskrebse«
Wo das Wasser in den Himmel fließt
Delia Owens, Foto: Dawn Marie Tucker
In Barkley Cove, dem einzigen kleinen Ort in der Nähe, wird sie von allen nur das »Marschmädchen« genannt, weil sie »weit draußen« lebt, dort, »wo die Flusskrebse singen«. Kya Clark ist ein kleines Mädchen, als sie eines Tages ihrer Mutter hinterherblickt, wie sie das einsame Marschland verlässt, in dem die Familie eine kleine Hütte besitzt. Kurz darauf gehen ihre Brüder und Schwestern, nicht viel später dann der Vater, vor dem alle anderen geflüchtet sind, ein Weltkriegsinvalide, der seinen Schmerz im Alkohol ertränkt. In den 1950er-Jahren schert sich kaum jemand um das Mädchen, das in der Marsch zurückbleibt, und Kya lernt, obwohl sie gerade erst im schulfähigen Alter ist, sich ganz alleine durchzuschlagen. Das Marschland wird ihr dabei zum Schutzraum und unerschöpflichen Reservoir des Wissens. Delia Owens erzählt in mitreißend schönen Bildern von diesem Naturraum an einer »zerfaserten Küstenlinie« mit ihren »grünen Lagunen«, einem »Ort des Lichts, wo das Gras in Wasser wächst und Wasser in den Himmel fließt«. Die Idylle könnte perfekt sein, wäre Kya nicht eines Tages zu einer so schönen wie sehnsuchtsvollen jungen Frau herangewachsen. Als man dann die Leiche des Frauenschwarms Chase Andrews findet, fällt der Verdacht sofort auf das »Marschmädchen«. Bisher hat die Natur Kya »genährt, gelehrt und beschützt«, doch jetzt ist sie mit einer Anklage konfrontiert, bei der sie auf ganz andere Hilfe angewiesen ist.
Delia Owens, »Der Gesang der Flusskrebse«, hanserblau, € 22,–