Friederike Gräffs neuer Erzählband

Frau Kleinhans hebt ab

Friederike Gräff, Foto: Julia Baier
Was ist quietschgelb und hat einen Pinguin mit einem Stuhl vorne drauf? Richtig, es ist das neue Buch der Hamburger Autorin und Journalistin Friederike Gräff. Der Titel des Erzählbandes und sein erster Satz ist »Frau Zilius legte ihr erstes Ei an einem Donnerstag«, und man kann sagen, dass es damit nicht nur richtig gut los-, sondern auch so weitergeht. Es ist eines der besonders lesenswerten Bücher der Saison, aber es spricht auch nichts dagegen, es sich nur zu kaufen, weil es ein Hingucker ist.

Frau Zilius ist kommissarische Abteilungsleiterin bei den Wasserwerken und legt ganz beiläufig »ihr erstes Ei«. Was sie ausbrütet, erfährt man in der Erzählung nicht, aber es kann eigentlich nur Gutes sein. Gunnar Peck scheitert im Examen seines Theologie-Studiums und wird daraufhin Fahrkartenkontrolleur in der U-Bahn, nur dass ihn niemand dafür eingestellt hat. Frau Kleinhans arbeitet in der Anzeigenabteilung einer Zeitung, ist Mitglied in der Osterkirchengemeinde und hat neuerdings das Problem, dass ihr Körper sich manchmal einfach in die Luft erhebt.

Wer immer aus derselben Perspektive auf den Alltag und seine ja doch oft unverrückbaren Realien schaut, hat mit Friederike Gräff und den wundervollen Geschichten ihres neuen Erzählbandes »Frau Zilius legte ihr erstes Ei an einem Donnerstag« die Gelegenheit dazu, einmal wieder Grenzen zu überschreiten. Die Hamburger Journalistin und Autorin entfaltet empathisch, lakonisch und mit nüchterner Komik einen ganz eigenen Kosmos, in dem die erwartbaren Regeln plötzlich aus scheinbar unerfindlichen Gründen nicht mehr gelten.

Friederike Gräff, »Frau Zilius legte ihr erstes Ei an einem Donnerstag«, Schöffling € 20,–
01.06.2025 | Jürgen Abel