Mittwoch 18.04.2018


Lesung mit Mareike Fallwickl

»Dunkelgrün fast schwarz«

Mareike Fallwickl
Mareike Fallwickl, Foto: Gyöngyi Tasi
Er steht spät abends unangemeldet vor der Tür, nachdem sie sich jahrelang nicht gesehen hatten. Lächelnd und mit einer entwaffnenden Ausrede auf den Lippen, die keinen Widerspruch duldet. Jedenfalls nicht, wenn man befreundet bleiben will, und Moritz und Raffael sind seit dem Kindergartenalter allerbeste Freunde. Also stellt Raffael ganz selbstverständlich seinen Koffer ab. Er zieht seine Schuhe aus und begrüßt Kristin. Die Frau von Moritz ist hochschwanger, ziemlich überrascht über den Freund, dem sie noch nie begegnet ist, und zieht sich schnell zurück. So geht das los, in dem Debütroman »Dunkelgrün fast schwarz« (Frankfurter Verlagsanstalt) der jungen österreichischen Autorin, Texterin und Bloggerin Mareike Fallwickl, und man ahnt, dass sich da Böses in ein Leben drängt.

Schon als sich die beiden fast auf den Tag gleich alten Jungs mit drei Jahren zum ersten Mal begegnen, weiß Marie, dass sich mit Raffael ein dunkler Schatten über ihren Sohn legt. Oder ist sie nur verunsichert, weil sie mit Moritz und seiner jüngeren Schwester gerade erst aus Wien in ein kleines Bergdorf gezogen ist? Mit den Jahren wird aus dem vagen Gefühl dann jedoch bittere Gewissheit: Der willensstarke Raffael, ein Charmeur und dunkler Verführer, der sich auch mit Gewalt durchsetzt, bestimmt über den eher schüchternen und zurückhaltenden Moritz. »Mit Raf befreudet zu sein«, sagt Moritz über ihn, ist »das Schlimmste und das Beste zugleich«. Seine ganze zerstörerische Kraft entfaltet die Beziehung, als Moritz in Johanna seine erste große Liebe findet. Nach dem Tod ihrer Eltern ist Johanna tief verunsichert und begierig danach, beachtet zu werden. Vor allem von dem verschlossen Raffael fühlt sich plötzlich angezogen. Und sie lässt sich auf ein Spiel ein, das am Ende bitter für sie ausgeht. Denn es ist Raffael, der das Spiel bestimmt, ihm liefert sie sich aus. Doch erst 17 Jahre später, nachdem Raffael unvermittelt wieder bei Moritz aufgetaucht ist, eskaliert das Psychodrama, in dem die Ménage-à-trois gefangen ist – in einem pointierten Finale.

Literaturzentrum im Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, € 7,–/5,–





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