Mittwoch 20.02.2019
Lesung
Deutschstunde mit Abbas Khider
Abbas Khider, Foto: Peter-Andreas Hassiepen
Abbas Khider wollte schon seit seiner Jugend Schriftsteller werden, und er hat das auch hingekriegt, obwohl es lange ein Traum geblieben ist, wie er in »Deutsch für alle« schreibt. Inzwischen sind mehrere Romane von ihm erschienen, zuletzt der hochgelobte Flüchtlingsroman »Die Ohrfeige« (2017), und er wurde mit einer ganzen Reihe von Preisen und Stipendien ausgezeichnet, u.a. mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis für sein bisheriges Gesamtwerk. Nach Deutschland kam der 1973 in Bagdad geborene Schriftsteller im Jahr 2000, er erhielt politisches Asyl und studierte in München und Potsdam Literatur und Philosophie. In der deutschen Sprache hat er, wie er in einem Interview mit der »Süddeutschen Zeitung« erklärte, eine neue Heimat gefunden. Seine Bücher schreibt er auf Deutsch. Dabei kannte er, als er in der Bundesrepublik ankam, lediglich drei deutsche Wörter: »Hitler, Scheiße, Lufthansa«. Und wenn er es mit Mark Twain gehalten hätte, wäre es auch dabei geblieben, der fand nämlich, dass »die deutsche Sprache sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen abgelegt werden sollte, denn nur die Toten haben Zeit, diese Sprache zu lernen«. Warum es so schwierig ist, Deutsch zu lernen und mit welchen »chronischen linguistischen deutschen Traumata« man dabei rechnen muss, ist vermutlich noch nie so profund dargestellt worden wie von Abbas Khider. Der Tonfall seines »Neudeutsch« ist allerdings schon gewöhnungsbedürftig, obwohl »de Buch von de Mann« zu lesen ein großer Spaß ist.
Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, € 12,–/8,–