Donnerstag 25.04.2019


Lesung mit Feridun Zaimoglu

Ein Gesang, der Lügen tilgen soll

Feridun Zaimoglu
Feridun Zaimoglu, Foto: Melanie Grande
Feridun Zaimoglu hat sich in den letzten Jahren mit seinen Romanen und Erzählungen in der vordersten Reihe der deutschen Gegenwartsautoren eingereiht, sich mit viel Poesie und Pathos in der Feder, aber auch mit Politik im Kopf eingemischt und wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet, zuletzt war er mit seinem Luther-Roman »Evangelio« (2017) für den Deutschen Buchpreis nominiert. Mit einer »literarischen Expedition«, seiner »vielleicht kühnsten«, wirbt Kiepenheuer & Witsch nun für seine »Geschichte der Frau« und verspricht zudem: »Wem Zaimoglu seine Stimme leiht, der (die!) wird lebendig«.

Gleich zur Eröffnung gibt Feridun Zaimoglu die Fallhöhe für sein Buch vor, indem er es als »Großen Gesang« der Frauen ankündigt, der die »Sagen« der Männer über ihre Heldentaten übertönen soll. Es sind 10 Frauen, die diesen »Gesang« daraufhin anstimmen, und mit der 1490 vor Christus geborenen Zippora führt Zaimoglu zum Auftakt eine biblische Gestalt ins Feld, die sich dafür wunderbar eignet. Mit Zippora hatte Mose die beiden Söhne Gerschom und Eliéser, sie rettete ihrem Mann das Leben, indem sie den unbeschnittenen Gerschom »mit dem Feuerstein«, wie es bei Zaimoglu heißt, beschneidet und Mose daraufhin mit der Vorhaut berührt. Weiter geht es mit Antigone, der »Streiterin gegen den Gewaltherrscher Kreon« und der Walküre Brunhild, bevor mit Prista Frühbottin eine heilkundige Frau auftritt, die ein Opfer der Hexenverfolgungen wurde. Als eine Magd, »die sich vom Dichter nicht bannen lässt«, erzählt Lore Lay aus ihrem Leben. Es folgen eine Revolutionärin, eine Trümmerfrau, eine Gastarbeiterin und eine feministische Schriftstellerin, die durch einen Mordversuch berühmt wurde. Radikal sind sie alle, wobei Valerie Solanas zum Finale noch einmal zu großer Form aufläuft, wenn sie feststellt: »Der Mann ist das Luder der Natur«. 1968 hat sie Andy Warhol mit mehreren Schüssen schwer verletzt. »Wir bluten jeden Monat. Sie bluten, wenn sie sterben«, kommentiert sie das Attentat bei Zaimoglu. Sie lässt ihr Adressbuch zurück, damit man sie auch findet und klar wird, wer hier die Waffe erhoben hat: »Eine Frau«.

Buchhandlung Felix Jud, Neuer Wall 13, 19.00 Uhr, € 10,– , Anmeldungen: Tel.: 040-343485, kontakt@felix-jud.de





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