6 20.08.2022


ZIEGEL-Lesungen in der HafenCity

»Irgendwas mit Tieren«

Tomer Gardi
Tomer Gardi bei Verleihung des Leipziger Buchpreises in diesem Frühjahr, Foto: Amrei-Marie, Wikipedia
Wir seien »von Haus aus eine geschwätzig plappernde Spezies«, schreibt der Philosoph Jürgen Habermas, und das Hamburger Jahrbuch für Literatur bestätigt das seit inzwischen fast 30 Jahren mit jeder Ausgabe, wobei man für den 17. ZIEGEL schon ergänzen darf, dass da auf ganz unverwechselbare Weise ein großer Horizont in den Blick genommen wird. Wer ihn entdecken will, kann das auch wieder in der HafenCity tun, wo an diesem Samstag Dagrun Hintze, Alexander Posch und Tanja Schwarz bei der traditionellen Lesebühne Hamburger ZIEGEL gastieren. Special Guest ist Tomer Gardi mit seinem Roman »Eine runde Sache«. Musik macht DJane Alaska.

In »Eine runde Sache« reisen zwei Künstler aus zwei unterschiedlichen Jahrhunderten durch sprachliche und kulturelle Räume und sind immerzu in Bewegung. Fremdheitserfahrungen, Identität, das Leben als Künstler und jede Menge Politik sind die großen Themen des Romans, der mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2022 ausgezeichnet wurde.

Zuerst schickt sich Tomer Gardi selbst, auf Deutsch verfasst, als literarische Figur mit dem sprechenden Deutschen Schäferhund Rex und dem Elfen- oder gar Erlkönig an seiner Seite auf eine fantastisch-abenteuerliche Odyssee. Slapstickartig, komisch und mit vielen unterschwelligen Nadelstichen peitscht der Wind in die Segel. Im zweiten Teil des Romans, übersetzt aus dem Hebräischen, folgen wir dem im 19. Jahrhundert lebenden indonesischen Maler Raden Saleh von Java durch Europa und zurück nach Asien – ein historischer Roman und zugleich ein Abbild unserer Zeit.

Virtuos spielt Tomer Gardi mit Sprachen. Mit all seiner Originalität und dem Überbordwerfen konventioneller Romankonzeptionen löst er auch die Krux mit der Wahl der Sprache, die sein literarisches Ich martert. Sagt es zu Beginn des Romans doch, »dass ich ein Idee für eine Geschichte habe, weiß aber nicht, ob ich es auf Hebräisch schreiben soll, oder auf meinem Deutsch. (…) Jeder Stimme wird ja was anderes und unterschiedliches Ausdrücken können. Andere und unterschiedliche Fantasien entwickeln, von andere und unterschiedliche Lebenserfahrungen erzählen können. (…) Und wie kann ich entscheiden?«

? Literaturkontor Hamburg, HafenCity Hamburg auf dem Amerigo-Vespucci-Platz, 17.00 Uhr, Eintritt frei. Bei Regen: HafenCity InfoCenter im Kesselhaus, Am Sandtorkai 30, 17.00 Uhr. Um 15.30 Uhr startet eine kostenlose Führung vom Kesselhaus durch die HafenCity zum Amerigo-Vespucci-Platz.





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