Mittwoch 28.09.2022


Richard David Precht und Harald Welzer über die Massenmedien

»Die vierte Gewalt«

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Richard David Precht und Harald Welzer treffen sich zur Premiere ihres ersten gemeinsamen Buches in der Fabrik, erzählen »Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist«, warum »Die vierte Gewalt« (S. Fischer) in Deutschland in den letzten Jahren immer wieder nicht durch Willkür und Macht »von oben«, sondern aus der Sphäre der Öffentlichkeit selbst unterspült wurde – und wie die Medien der Aufgabe, die Vielfalt der Meinungen abzubilden, wieder besser gerecht werden könnten.

Es war noch keine Zeile erschienen, da wurde das »Klagebuch« (Der Tagesspiegel) von Richard David Precht und Harald Welzer schon verurteilt. Einer der Gründe für die voreilige Aufregung dürfte sein, dass sich niemand gern vorwerfen lässt, seine Aufgabe nicht zu erfüllen oder sogar voreingenommen zu sein. Doch genau das unterstellt die Ausgangsthese der in nur wenigen Monaten entstandenen Analyse der Medien von zwei Autoren, die beide selbst Medienstars sind. Worüber die Massenmedien berichten würde oft von den Ansichten und Eindrücken großer Teile der Bevölkerung abweichen, unterstellen Precht und Welzer, besonders bei der Berichterstattung brisanter Ereignisse. So entstünde dann der Eindruck, die Massenmedien in Deutschland seien von der Regierung oder vom Staat manipuliert. Tatsächlich sind sie lediglich Vollzugsorgane ihrer eigenen Meinungsmache, lautet der Befund. Das heißt, man behält stets genau im Blick, was der jeweils andere gerade sagt oder schreibt, ängstlich darauf bedacht, bloß nicht davon abzuweichen.
Wie konnte es in Deutschland, dem Land einer lange vorbildlichen Qualitätspresse und eines im internationalen Vergleich ebenso vorbildlichen öffentlich-rechtlichen Rundfunks dazu kommen? Wie konnte und kann die Medienlandschaft durch sich selbst unfreier werden? Und was bildet das veröffentlichte Meinungsbild ab, wenn es mit dem öffentlichen nicht übereinstimmt? Das sind einige der Fragen, die Richard David Precht und Harald Welzer erörtern und zur Diskussion stellen. Antworten wird es vermutlich viele geben und eine hoffentlich laute Diskussion.

? Harbour Front Literaturfestival in der Fabrik, Barnerstr. 36, 20.00 Uhr, € 16,–





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