Dienstag 04.10.2022


Lesung mit Dörte Hansen

Winde wehn, Schiffe gehen

Dörte Hansen
Dörte Hansen, Foto: Sven Jaax
Als großes Leseerlebnis wurde schon Dörte Hansens Debüt »Altes Land« gefeiert, es folgte der »fein mit Plattdeutsch abgeschmeckte« Roman »Mittagsstunde«, eine liebevolle Hommage an Nordfriesland und seine Menschen, der einen ganz großen Bogen von der Jungsteinzeit bis in die Gegenwart schlägt. Pünktlich zum Kinostart der Verfilmung von »Mittagsstunde« von Lars Jessen mit Charly Hübner in der Hauptrolle ist nun ihr dritter Roman: »Zur See« (Penguin) erschienen.

»Also, das macht man so, wie ihr das denkt«, lässt Dörte Hansen ihrer Fangemeinde über ein Interview für den NDR auf die Frage ausrichten, ob man nun zuerst den Film gucken soll und oder das neue Buch lesen. Und na klar läuft es darauf raus, dass es ja auch ganz schön wäre, für beides Zeit zu finden. Dem Film eilen schon seit Monaten Berichte und Interviews voraus. Das Drehbuch stammt von der Hamburger Autorin Catharina Junk, neben Charly Hübner spielen Peter Franke, Hildegard Schmahl und auch Gabriela Maria Schmeide (»Systemsprenger«) in dem Film mit, und es gibt zwei Filmfassungen – eine in Hochdeutsch, eine andere in nordfriesischem Platt. Ziemlich sensationell für einen deutschen Spielfilm ist, dass für die verschiedenen Sprachfassungen auch noch jede einzelne Szene zweimal gedreht wurde.
Das ist ein Aufwand, der bei Dörte Hansens neuem Roman »Zur See« einmal nicht notwendig sein wird, denn er spielt auf einer kleinen Insel, die eine Fährstunde vom Festland aus »irgendwo in Jütland, Friesland oder Zeeland« in der Nordsee liegt. Dort lebt in einem von zwei Dörfern seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Zum Auftakt des Romans begegnen wir »Ryckmer Sander, Sohn von Jens und Enkelsohn von Henrik, Urenkelsohn von Ove und so weiter«. Er sieht genauso aus wie sich die Touristen einen grimmigen Seebär vorstellen und arbeitet als »Decksmann« auf der Fähre, die zwischen der Insel und dem Festland verkehrt, nachdem er sein Kapitänspatent verloren hat. Jetzt wartet er, gequält von Ahnungen, auf den schwersten aller Stürme. Doch sind es wirklich die Sturmfluten oder die Touristenfluten, die der Insel immer gefährlicher werden? Seine Schwester Eske pflegt im Seniorenheim Seeleute und Witwen und fürchtet die Touristenströme mehr als das Wasser, weil mit ihnen die Inselkultur nach und nach zur Folklore verkommt. Nur Henrik, der Jüngste, ist mit sich im Reinen. Er ist der erste Mann in der Familie, den es nie auf ein Schiff gezogen hat, er sammelt Treibgut am Strand und wird als Künstler gefeiert. Im Laufe eines Jahres verändert sich das Leben der Familie Sander von Grund auf, erst kaum spürbar, dann mit voller Wucht.

Literaturhaus im Magazin Kino, Fiefstücken 8a, 19.30 Uhr, € 16,–/12,–






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