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Dienstag 17.06.2025
Tamar Noort
Wie Träume wahr werden
Tamar Noort, Foto: Tara Wolff
Für einen Auszug aus ihrem Romandebüt »Die Ewigkeit ist ein guter Ort« wurde Tamar Noort mit dem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet und hat viele begeisterte Leser:innen im Hier und Jetzt erreicht. Eine wundervoll leichte und wendungsreiche Sommerlektüre legt die niederländisch-deutsche Autorin und Filmemacherin, die im Wendland lebt, mit ihrem zweiten Roman »Der Schlaf der Anderen« (Kindler) vor. Erzählt wird von einer tiefen Lebenskrise und der höchst unterhaltenden Suche nach einem neuen Takt für einen Alltag, dessen bestimmende Parameter ganz auf Selbstausbeutung und Fremdbestimmung beruhen. Die Buchpremiere ihres Romans feiert Tamar Noort bei stories. Moderation: Simone Finkenwirth.
In ihrem »Manifesto for Maintenance Art / Manifest für die Kunst der Sorge« schreibt die amerikanische Performance- und Konzeptkünstlerin Mierle Laderman Ukeles 1969, sie sei in »zufälliger Reihenfolge« eine Künstlerin, eine Frau, eine Ehefrau und Mutter. »Ich wasche, putze, koche, erneuere, unterstütze, konserviere usw. verdammt viel.« Zu ihrer geplanten Ausstellung »CARE«, in der sie all diese »Care-Tätigkeiten nicht nur zum Gegenstand von Kunst machen, sondern Care selbst als Kunst ausstellen« wollte (»Literatur und Care«, Verbrecher Verlag 2023), kam es dann nicht, weil sie weder eine Galerie noch ein Museum für ihr Konzept begeistern konnte. Erst 2016 wurde die Künstlerin durch eine Retrospektive international bekannt. Das Beispiel zeigt den Stellenwert, der Care- oder Sorgearbeit in der Gesellschaft beigemessen wird, geändert hat sich daran bis heute nicht allzu viel. Und andererseits ist das Thema seit einigen Jahren tatsächlich sehr präsent, das zeigt sich auch in der Gegenwartsliteratur, das im Moment prominente Beispiel dafür ist Martina Hefters mit dem Deutschen Buchpreis 2024 ausgezeichneter Roman »Hey guten Morgen, wie geht es dir?«
Bei Tamar Noort geht es zum Auftakt von der »Der Schlaf der Anderen« in den 16. Stock eines Provinzkrankenhauses, wo sich ein Schlaflabor befindet. Dort verkabelt die Krankenschwester Janis die Lehrerin Sina, um für eine Nacht aufzuzeichnen, warum deren gesamtes Leben immer mehr von ihrer Schlaflosigkeit bestimmt wird. Erzählt wird im Wechsel aus der Perspektive der beiden Frauen, die sich an einem Wendepunkt ihres Lebens befinden, ohne es selbst schon zu ahnen.
Sina Jott, Mitte 40, verheiratet, lebt mit ihrem Mann, der an derselben Schule unterrichtet, und zwei Kindern in einem Eigenheim. Familienhund »Fanny«, natürlich ein Golden Retriever, ist »der Star auf jedem Familienportrait« und das Maskottchen der vordergründig lauschigen Familienidylle. Deren Schattenseite zeigt sich ihren ganzen fatalen Ausmaßen, nachdem der neue Hausarzt von Sina sich weigert, ihr weiter die Schlaftabletten zu verschreiben, die ihr reibungsloses Funktionieren als liebevoll sorgende Mutter, Frau und Lehrerin garantieren. Seitdem befindet sie sich in einer Art Ausnahmezustand, der immer unerträglicher wird und ist kaum noch in der Lage, den Alltag zu bewältigen. Dass es der Krankenschwester Janis auf andere Weise ähnlich geht, wird deutlich, nachdem sie sich gemeinsam mit Sina auf eine ziemlich verrückte Reise durch die Nacht macht, in deren Folge »die andere Seite des Bewusstseins« ganz unmissverständlich und in aller Öffentlichkeit ihre Ansprüche anmeldet. Es bleibt nicht die einzige gemeinsame Reise in dem wendungsreichen Roman, der den »privaten Akt des Schlafens in einen öffentlichen Raum« trägt und dort ganz nonchalant zeigt: Träumen tun wir zwar für uns alleine, aber wenn wir einen Traum wahr werden lassen wollen, gelingt das nur gemeinsam mit anderen.
stories! Die Buchhandlung, Straßenbahnring 17, 19.30 Uhr, € 10,–/8,–