Dienstag, 01.09.2020


Lesung mit Kristof Magnusson

Eine Ameisenstraße der Schwarzmalerei

Kristof Magnusson, Foto: P. Matsas, Opale
Das Markenzeichen von Kristof Magnusson sind Krisen. Voller ironischer Brechungen und Sinn für die beiläufige Skurrilität der Ereignisse verknüpft der in Berlin lebende Schriftsteller und Übersetzer die ganz persönlichen Krisen seiner Protagonisten mit den großen Krisen der Welt. In »Das war ich nicht« ist das die Finanzkrise, in seinem »Arztroman« stehen die Krisen im Emergency Room im Fokus. Für seinen neuen Roman »Ein Mann der Kunst« fischt er nun in den Höhen und Tiefen des Kulturbetriebs. Im Blick hat er in seiner grandios leichten und unterhaltenden Satire jedoch den Populismus und mit ihm seinen bekanntesten Vertreter: den alten weißen Mann.

Die Ärztin Ingeborg Marx ist eine begeisterte Kunstliebhaberin, und als 1. Vorsitzende des Fördervereins des Museums »Wendevogel« in Frankfurt auch in einer gewissen Verantwortung. Die Reisen mit dem Förderverein sind für sie wie für ihren Sohn Constantin eine Art »quality time«, eine »große Bildungsbürgerbespaßung«, aber eben auch eine wunderbare gemeinsame Unternehmung. Und nun reist die Gruppe zu KD Pratz, der sich seit Jahren jeder Vereinnahmung durch den Kunstbetrieb entzieht. Der weltberühmte Künstler lebt völlig zurückgezogen auf »Burg Ernsteck« im Rheingau, hat schon sehr lange keine neuen Werke mehr gezeigt und gibt nur äußerst selten Interviews, in denen er dann vor allem die Segnungen des Internets verteufelt. Besuch empfängt er sonst eigentlich nicht, doch jetzt macht er eine Ausnahme, weil das Museum »Wendevogel« einen Neubau plant, ein Museum, das allein seinem Werk gewidmet sein soll. Der Bund und das Land haben dafür viele Millionen bewilligt, allein der Segen des Fördervereins fehlt noch, doch in ihm ist der Provokateur KD Pratz umstritten. Schon beim ersten Zusammentreffen kommt es zum Eklat, nachdem der große Meister vor allem mit Ingeborg zusammenrasselt, die ihm sein Genörgel an allem und jedem vorwirft: »Egal wie gut die Welt wäre, Sie würden doch immer alles schlimm finden, sind Sie das nicht langsam leid?« Es ist erst der Anfang ihres »Privatkriegs gegen alte weiße Männer«, den KD Pratz subtil und unter tatkräftigem Einsatz des Fördervereins zur Inszenierung seiner Größe für sich nutzt. Am Ende mischt er mit einer Ameisenstraße seiner »Schwarzmalerei« sogar den internationalen Kunstmarkt auf.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, € 12,–/8,–, Anmeldungen an tickets@literaturhaus-hamburg.de


Lesung und Konzert

»Die drei Dimensionen der Freiheit«

Der englische Singer-Songwriter und Politaktivist William »Billy« Bragg liest aus seinem Buch mit einem »politischen Weckruf«.

Nochtspeicher – Die Veranstaltung wurde verschoben und soll jetzt am 25. April 2021 stattfinden.


Literaturclub

»Töchter«

Auf dem Programm des Literaturclubs in Bahrenfeld steht ein tragikomischer Roman von Lucy Fricke. Moderation: Brigitte Neumann.

Via Caflier, Paul-Dessau-Str. 4, 19.30 Uhr, Teilnahme frei, Spende erbeten


Poetry Slam

Mathildes Themenslam mit LÄNGS

Poetry Slam mit Texten von höchsten 5 Minuten Länge zu einem vorgegebenen Thema. Vorlesende zahlen keinen Eintritt, der Gewinner bekommt eine Flasche Hochprozentiges und startet beim nächsten Slam automatisch auf Platz 1.

Mathilde, Literatur & Café, Bogenstr. 5, 20.15, € 5,–


Literatur in Hamburg