Freitag, 11.09.2020


Lesung mit Jonas Eika

Wie Erinnerung geboren wird

Jonas Eika
Jonas Eika, Foto: Aphinya Jatuparisakul
Er habe »eines jener Bücher geschrieben, die die Literatur an einen neuen Ort führen«, verspricht uns Hanser Berlin mit dem neuen Erzählband »Nach der Sonne« von Jonas Eika. Im Oktober 2019 wurde der 1991 in Aarhus geborene, junge dänische Schriftsteller für seine Erzählungen mit dem renommierten Literaturpreis des Nordischen Rates ausgezeichnet. Bei der Verleihung warf Eika der versammelten Politprominenz aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden wegen ihrer Asylpolitik »staatlichen Rassismus« vor und provozierte damit weltweit Schlagzeilen.

Die politischen Herausforderungen der Gegenwart sind in den Erzählungen von Jonas Eika stets präsent, sie öffnen jedoch gleichzeitig einen poetischen Raum, für den eigene Regeln gelten, und entziehen sich eindeutigen politischen Forderungen und Positionen. Gleich in der ersten Erzählung »Alvin« landet man unvermittelt in einer so vertrauten wie verstörenden Welt: Da kommt ein dänischer »Implementierungsberater« von Software, der in Malaga lebt, für einen Geschäftstermin bei einer Bank nach Kopenhagen und findet dort, wo er verabredet war, einen Katastrophenschauplatz. Das Gebäude wurde nachts bei einer Explosion zerstört. In einem Café um die Ecke lernt er daraufhin einen jungen Mann kennen, der sich als gewitzter Derivatenhändler erweist. Sie verbringen mehrere glückliche Tage zusammen, handeln gemeinsam mit Wetten auf die Zukunft und verreisen nach Rumänien. Dort endet die gemeinsame Zeit so unvermittelt wie sie begonnen hat. Zurück in Kopenhagen besucht der IT-Berater noch einmal das zerstörte Bankgebäude und findet an der Unglücksstelle einen Zugang zu Geschäftsräumen, in denen die Angestellten »in zusammengekauerten, verrenkten und verpuppten Positionen« mit »Laptops auf dem Schoß oder dem Bauch« ihren Geschäften nachgehen.
So wie hier werden die vertrauten Koordinaten auch in den anderen fünf Erzählungen von Jonas Eikas »Nach der Sonne« unvermittelt durch surreale Szenarien ausgehebelt, es geschieht Unerklärliches, ungreifbare Kräfte bestimmen das Geschehen, die keine eindeutige Interpretation zulassen. Es ist eine bewegende und manchmal sogar verstörende Lektüre, als würde der Autor seine Geschichten »direkt unter der Oberfläche des Schlafs« implementieren, damit wir uns an sie erinnern, wenn wir träumen.

Harbour Front Literaturfestival auf der Cap San Diego, Luke 5, Überseebrücke, 20.00 Uhr, € 18,–


Literatur und Musik

»Harbour Front Sounds«

Die Schauspielerin Angela Winkler stellt im Gespräch mit Brigitte Landes ihr Buch »Mein blaues Zimmer« mit autobiografischen Skizzen aus ihrem Leben vor und singt. Am Klavier wird sie begleitet von Adam Benzwi.

Harbour Front Literaturfestival in der Elbphilharmonie, Kleiner Saal, Platz der Deutschen Einheit, 19.30 Uhr,€ 25,–


Lesung

Debütantensalon

In vier Salonabenden präsentieren jeweils zwei Autorinnen und Autoren ihre literarischen Debüts und bewerben sich um den mit 10.000 Euro dotierten Klaus-Michael Kühne Preis, der am 20. September im »The Fontenay« verliehen wird. In der zweiten Leserunde stellt Verena Keßler ihren Roman »Die Gespenster von Demmin« vor, Daniel Mellem liest aus »Die Erfindung des Countdowns«. Moderation: Dora Heldt.

Harbour Front Literaturfestival im Nochtspeicher, Bernhard-Nocht-Str. 69a, 19.00 Uhr, € 15,–


Inszenierte Lesung

»A New Case for Sherlock Holmes«

Inszenierte Lesung in englischer Sprache mit Jason Couch, Julie Spanswick und Robin Quirk.

TischundStuhl, Gaußstr. 60, 19.30 Uhr, € 18,–


Poetry Slam

»Wild Wild Slam«

Etwas freier, etwas spontaner, etwas direkter, das will der „Wild Wild Slam« in Bergedorf sein. Gelesen wird an verschiedenen Orten im Raum, gerne gesehen sind auch spontane (Team-) Auftritte u. ä. Lesezeit: 6 Minuten. Zu gewinnen gibt es die »Wild Wild Slam Wild Card«.

Boberger Dünenhaus, Boberger Furt 50, 19.00 Uhr, Eintritt frei.


Literatur in Hamburg