Sonntag, 15.06.2025
Lesung mit Ursula Krechel
»Sehr geehrte Frau Ministerin«

Ursula Krechel, Foto: Heike Steinweg
Mütter und Söhne sind in der Literatur ein weit verbreiteter Topos, und sehr oft sind es die Söhne, die von ihren Müttern erzählen. Einer von ihnen ist Karl-Heinz Ott, in seinem vielgelobten Debütroman »Ins Offene« geht es um einen Sohn, den eine scheinbar unauflösbare Hassliebe mit seiner Mutter verbindet. Erst als die Mutter auf dem Totenbett liegt, setzt eine behutsame Annäherung ein. Bei dem römischen Kaiser Nero war das genau umgekehrt: Während er seine Mutter Agrippina, wie es zum Auftakt von Ursula Krechels Roman heißt, in seiner ersten Thronrede noch als »optima mater« (beste aller Mütter) feierte, ließ er sie später ermorden und ihren Geburtstag zum Unglückstag erklären.
Doch Agrippina ist nur eine der Mütter, von denen Ursula Krechel erzählt. Durch einen antiquierten Kostümfilm erfährt Eva Patarak, Mitarbeiterin in einem kleinen Kräuterimperium, von der Mutter aus der Antike. Ihr eigener Sohn ist inzwischen einen Kopf größer als sie selbst und hält es fast für ein Staatsverbrechen, mit seiner Mutter auch nur sprechen zu müssen. Er thront in seinem »Jugendzimmer« und ist längst »zu alt für Aufforderungen«. Dann ist da aber auch noch die Lateinlehrerin Silke Aschauer, die Eva und ihren Sohn offenbar ausspioniert. Bieten ihr die grausamen Familienverhältnisse der Antike, die sie für den Unterricht aufbereitet, nicht schon genug Stoff? Fest steht nur: Auch Silke hält längst nicht alle Fäden in der Hand. In ihrer Ohnmacht wenden sich die beiden Frauen an die Justizministerin – ohne zu ahnen, in welche Gefahr sie die »Sehr geehrte Frau Ministerin« damit bringen.
Ursula Krechel hat mit ihrem hoch politischen und stilistisch herausragenden Roman eine Kulturgeschichte der Frauen vorgelegt – und eine Geschichte ihres Widerstands gegen die Gewalt, die ihnen zugemutet wird.
Heine-Haus Hamburg, Elbchaussee 31, 11.30 Uhr, € 10,–/3,–
Erinnern an Harry Rowohlt
»Ein Abend für den Großen Bären«
Gerhard Henschel, Christian Maintz und Frank Schulz erinnern an den Übersetzer, Rezitator und Kolumnisten Harry Rowohlt.
Am 27.03.2025 wäre Harry Rowohlt, der große Übersetzer, Rezitator, Kolumnist, Autor und Lindenstraßen-Schauspieler, 80 Jahre alt geworden, am 15.06.2025 jährt sich sein Todestag zum 10. Mal. Seine Freunde und Kollegen Gerhard Henschel, Christian Maintz und Frank Schulz lesen Texte von und über den nach Johannes Brahms berühmtesten Hamburger Bartträger, der auch dem Polittbüro (heute: Centralkomitee) eng verbunden war.
Centralkomitee, Steindamm 45, 20.00 Uhr, € 27,25
Annäherung an Hans Leip
»Lili Marleen oder mit Leip und Seele«
Johannes Kirchberg präsentiert eine »musikalische Annäherung« an den Hamburger Dichter Hans Leip.Das Schiff, Holzbrücke 2/Nikolaifleet, 18.00 Uhr, ab € 23,–
Buchdruckwerkstatt
»Satz und Druck«
In der Buchdruckwerkstatt des Museums der Arbeit lüften Mitarbeiter des Museums oder ehemalige Setzer und Drucker die Geheimnisse der »Schwarzen Kunst«.Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 14.00 bis 15.00 Uhr, Museumseintritt, https://shmh.de
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