Sonntag, 16.02.2014
Hendrik Rost und Marcel Maas lesen Gedichte
„Als ich noch ein Mensch war“
„Mit seinem sechsten Lyrikband“, so hieß es auf Deutschlandradio Kultur, sei Hendrik Rost „auf der Höhe seines über die Jahre erworbenen Könnens“, und Roman Bucheli schrieb in einer Kritik für die „NZZ“ begeistert von der „Sprachkraft“ und der „unbedingten Weltzugewandtheit“ des in Hamburg lebenden, vielfach ausgezeichneten Lyrikers. Kennern und Liebhabern des Genres gilt Hendrik Rost, 1969 in Burgsteinfurt geboren, mit seinen „Gedanken-Molekülen“ (NZZ) schon seit Jahren als zentrale Stimme der Lyrik hierzulande. Sein neuer Gedichtband heißt „Licht für andere Augen“ (Wallstein Verlag) und versammelt Gedichte zu alltäglichen Themen und Begebenheiten wie einer „Wohnungsbesichtigung“, einem „Platzverweis“, einem „Familientreffen“, sie erzählen von Begegnungen mit anderen Dichtern und von Lektüren, werfen die großen geschichtlichen Zusammenhänge ebenso auf wie politische Verwerfungen, gegenwärtige Debatten, etwa zum Klimawandel oder über „Fluchttiere“: „Als ich noch ein Mensch war mit allem/ Drum und Dran, konnte ich nichts anfangen// mit Pferden, ich sah sie grasen auf den Weiden/ oder Menschen tragen – mein Unverständnis// galt der Tatsache, dass ich gegen mein Wissen eine Liebe für Pferde empfunden haben musste,/ die sich aber nie äußerte, nie erklärt wurde./ Es schien mir einfach nur schön zu sein,/ ohne Erinnerung zu lieben. Das Gras./ Jetzt, da ich ein Pferd bin, solange// ich an einem Gatter stehe, vergesse ich,/ vergesse alles, was ich über Menschen weiß.“ Hendrik Rost liest im Literaturhaus zur TeaTime zusammen mit dem jungen Lyriker Marcel Maas, der seinen ersten Gedichtband „Prokrastiniert Euch“ (Frankfurter Verlagsanstalt) vorstellen wird. Prokrastinieren, das bedeutet, Wichtiges auf morgen zu verschieben. Die Verse des 1987 in Oberhausen geborenen Maas würden, so hieß es in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, „zwischen Hochglanz und Tiefgang, Erinnerung und Jetzt, Schall und Rausch eine eigene Ästhetik“ finden.
Veranstalter: Literaturzentrum. Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 17.00 Uhr. Eintritt: 7.-/4.- Euro.
Franz Kafka: Brief an den Vater. Faksimile. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Joachim Unseld, S. Fischer Verlag 1994
Vortrag und Gespräch mit Mark H. Geller
Kafka, Brod, Israel, Deutschland und ein Prozess
Es geht um einen wertvollen Schatz für die Literaturwissenschaft: Im Nachlass des Dichters Max Brod befinden sich Briefe, Manuskripte und Zeichnungen seines Freundes Franz Kafka, die schon seit Jahren der israelische Staat als Nationalgut für sich beansprucht. Tatsächlich hat Max Brod das Konvolut, das in Schließfächern in Zürich lagerte, seiner Mitarbeiterin Ester Hoffe geschenkt, die den Nachlass an ihre beiden in Israel lebenden Töchter Ewa und Ruth Hoffe vererbte. 2012 wurden die Schließfächer in Zürich von Juristen und Wissenschaftlern geöffnet, nachdem das Familiengericht in Tel Aviv den beiden alten Damen den Erbschein verweigerte, und Israel den Nachlass zusprach. Die Gegenseite hat jedoch Revision eingelegt, das Verfahren befindet sich also wieder in der Schwebe. Mark H. Gelber, er ist Professor für deutsch-jüdische Literaturgeschichte sowie Leiter des Zentrums für österreichische und deutsche Studien an der Ben-Gurion Universität in Beer Sheva, wurde als anerkannter Kafka-Experte von der israelischen Nationalbibliothek als „expert consultant“ im Streit um den Nachlass berufen. Er hat weltweit über den „Fall“ berichtet, u.a. an der New School for Social Research in New York, der Stanford University sowie an den Universitäten in Antwerpen und Aachen. Im Jüdischen Salon wird er die Geschichte des Nachlasses nun erläutern, über das Verhältnis Franz Kafkas zum Zionismus und zu Max Brod sprechen sowie die israelische Position im Streit um das Erbe darstellen. Gastgeberin des Abends ist Jasmin Sohnemann.Veranstalter: Jüdischer Salon e.V. Ort: Café Leonar, Grindelhof 87, 19.30 Uhr. Eintritt: 10.-/5.- Euro.
Lesung mit Sarah Diehl
„Eskimo Limon 9“
Sarah Diehl, Foto: Frank Schwarz