Dienstag, 16.05.2017


Lesung mit Rachel Kushner

Im Herzen des Imperialismus

Rachel Kushner
Rachel Kushner, Foto: Chloe Aftel
Sie sind alle versammelt, die Castros, Che Guevara, der Diktator Batista und US-Präsident Eisenhower: Rachel Kushner, die als „erzählerisches Natureignis“ (Rowohlt Verlag) gilt, hat sie für ihren Roman „Telex aus Kuba“ zusammengerufen, in dem sie von einem großen historischen Moment des 20. Jahrhunderts erzählt, der kubanischen Revolution. In der Buchhandlung Cohen + Dobernigg stellt sie ihren Roman vor. Den deutschen Text liest Sigrid Behrens.

Mit „Flammenwerfer“ ist sie weltweit gefeiert worden, von Jonathan Franzen über Joshua Ferris bis zu Colum McCann wurde Rachel Kushners Buch als bestes Beispiel dafür gelobt, was einen guten Roman auszumachen habe. In ihrem Debütroman, dem im Original schon 2008 in den USA erschienenen „Telex aus Kuba“, erzählt sie die Geschichte eines Freiheitskrieges hauptsächlich aus der Perspektive von zweJugendlichen: Everly Lederer und K. C. Stites, die füreinander bestimmt zu sein scheinen. Sie ist die Tochter des Chefs einer amerikanischen Nickelmine und er der Sohn eines leitenden Angestellten der United Fruit Company, die riesige Zuckerohrfelder in Oriente, im Osten Kubas betreiben. Fidel und Raúl, die beiden Castro-Brüder, kommen aus der Gegend, deshalb hoffen die Stites zu Beginn der Freiheitskriege noch, sie könnten sich mit ihnen einigen. Doch dann brennen im Januar 1958 auf breiter Front die Zuckerrohrfelder, es ist eine Racheaktion der Rebellen für einen Bombenangriff, den der Diktator Batista befohlen hat und nur der flammende Auftakt zu einem breiten Epos, in dem ein französischer Agent mit SS-Vergangenheit ebenso auftritt wie eine kubanische Tänzerin, Dschungelkämpfer, schmutzige Geschäftemacher und eine ganze Reihe karrierebewusster Saubermänner mit ihren dekadenten Gattinnen. Das Ende ist bekannt: Castro schart seine Kämpfer „im Herzen des imperialismo“ um sich, auf dem Gebiet von „United Fruit“, und lässt sich feiern: „Viva la Revolución!“

Buchhandlung Cohen + Dobernigg, Sternstraße 4, 20.30 Uhr, 8.- Euro.


Lesung mit Birgit Vanderbeke

„Ich freue mich, dass ich geboren bin“

Birgit Vanderbeke liest aus dem „eindringlichen Porträt einer Kindheit“ (MDR) und Roman über die Flucht ihrer Familie aus der DDR nach Westdeutschland.

Abhauen, das haben alle aus der Familie gemacht. Die einen sind aus dem Osten, die anderen aus dem Westen Europas abgehauen. Getroffen haben sie sich zufällig irgendwo in Ostdeutschland, und zu guter Letzt sind sie auch von dort wieder geflohen. Nach diversen Flüchtlingslagern landen sie in einer Dreizimmerwohnung in Westdeutschland, im Land der Verheißung, von dem alle geträumt haben. Für das Kind ist es ein übler Ort, eine drastische, gewalttätige Gegenwart. Und weil es weder genützt hat, abzuhauen, noch, sich wie das siebte Geißlein im Uhrkasten zu verstecken, sucht die Fantasie der Tochter sich eine Verbündete: sich selbst als Erwachsene. Und plötzlich ist da eine Person, mit der sie über alles reden kann. - Kraftvoll, zornig erzählt Birgit Vanderbeke die Geschichte ihrer Familie und die Flucht eines Mädchens aus Ostdeutschland zu sich selbst.

Literaturzentrum und Buchhandlung Christiansen in der Buchhandlung Christiansen, Bahrenfelder Str. 79, 20.00 Uhr, 7.-/4.- Euro.


Literatur im Gespräch

„März & Moritz & 1 Gast“

Im Literaturhaus diskutieren „offenherzig, süffisant, ungerecht“ und natürlich „brillant“ über Neuerscheinungen: Ursula März, Rainer Moritz und Martin Ebel. Die Bücher, über die das literarische Trio debattiert, werden eine Woche vor der Veranstaltung auf www.literaturhaus-hamburg.de bekannt gegeben.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, 12.-/8.- Euro.


Lesung und Gespräch

„Vom Rhein an den Jordan“




Moshe Zimmermann, einer der profiliertesten israelischen Historiker und ein Mittler zwischen Deutschland und Israel, liest aus seinem Buch über „Die deutschen Quellen Israels“ (Wallstein Verlag). Gastgeber ist Michael Heimann.

Nur eine Minderheit der jüdischen Bevölkerung Israels stammt aus Deutschland, aber bis heute prägen mitgebrachte Traditionen und Werte dieser Minderheit die israelische Gesellschaft. Moshe Zimmermann analysiert in seinem Buch die deutschen Einflüsse an den Beispielen Jugendbewegung, Militarismus und Sport. Die geopolitische Entwicklung des Staates Israel nimmt er zum Anlass für einen vergleichenden Blick auf die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert: Nicht erst die Zeit des Nationalsozialismus, sondern bereits die „Urkatastrophe“ des Ersten Weltkriegs war für das Gebiet des heutigen Israel und seine Bewohner eine prägende Erfahrung. Im Mittelpunkt der Betrachtung deutscher Einflüsse auf die Geschichte und Gegenwart Israels steht freilich die Erinnerung an die Shoah und die Frage nach einer »Normalisierung« der Beziehungen. In einem abschließenden Gespräch reflektiert Moshe Zimmermann über seine Rolle als Historiker, politischer Kommentator und Fußballexperte zwischen Deutschland und Israel.

Jüdischer Salon im Café Leonar, Grindelhof 59 ,20.00 Uhr, 10.-/7.50.- Euro.


Lesung

„Der Käs im Grippte“

Drei „hessisches Wahlhamburger“ treffen sich zum „Weihnachtsbembeln“ und um Geschichten vorzulesen. Teilweise in Mundart, manchmal noch unverständlicher, immer aber mit dem allseits bekannten bissigen Hessen-Humor. Es lesen: Thomas Nast, Bronco Butzbach und Ina Bruchlos.

Mathilde Bar Ottensen, Kleine Rainstr. 11, 20.15 Uhr, 5.- Euro.


Poetry Slam

„Jägerschlacht“

Offener Poetry Slam. Lesezeit: 5 Minuten. Lesen kann, wer sich kurz vor der Veranstaltung in die Leseliste eintragen lässt. Moderation: Hinnerk Köhn.

Kampf der Künste, Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36, 20.30 Uhr, 4.- Euro.


Literatur in Hamburg