Donnerstag, 17.12.2009


Kathrin Schmidt
Richard von Schulenburg und Sven Amtsberg Foto: BüfL – Büro für Literaturangelegenheiten



Literarisches Stadtführungs-Entertainment

Wo einst der Otto von Bahren huste

„Inmitten der rauen Schale Altonas“, heißt es in der Ankündigung des Büros für Literaturangelegenheiten, ruht „dieser weiche Kern, fast dörflich mutet es dort an.“ Gemeint ist hier das etwa zur gleichen Zeit wie Hamburg gegründete Ottensen, und dass „es dörflich anmutet“, lässt sich leicht erklären: Während in der Hammaburg einst nämlich Erzbischof Ansgar, der uns heute als Gründervater Hamburgs gilt, seine Wohnstatt bezog, „huste“ im Westen der Otto von Bahren und zwar auf einem Hof.
So erzählt es die Sage über den als Ottenhusen erstmals urkundlich erwähnten Weiher. Zur Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert ließ ausgerechnet der Hamburger Polizeipräfekt, nachdem ruchbar geworden war, dass dort über 90 Prozent der Einwohner die Tuberkulose hätten, den Ort in Mottenburg umbenennen. Der Song „Tyrann von Mottenburg“ wurde in der Folge zu einem landesweit beliebten Schlager, und in Mottenburg versammelten sich aus Protest gegen die „Hamburger Ansage“ auf einem Bauwagenplatz Wiederständler aus aller Welt. Sie begründeten in dem später wiederum in Ottensen umbenannten Dorf die Mottenkultur, die Jahrzehnte später unter dem abgewandelten Begriff Multikultur zu einem bundesweiten Phänomen wurde. Seinen dörflichen Charakter hat sich Ottensen bis heute bewahrt, man kennt sich untereinander, und es wird gemunkelt, manche würden es mit ihrem Traditionsbewusstsein etwas übertreiben, hätten das Viertel seit Jahren nicht mehr verlassen – und würden sogar die Existenz Hamburgs leugnen.
Die beiden Stadtführer Richard von Schulenburg und Sven Amtsberg versprechen für ihren Rundgang einen Ort „allererster Kajüte“, sie wollen das Geburtshaus von Bert Birkenstock, dem Erfinder der Sandale, besuchen, sie zeigen, wo einst Peter Nernst an der ersten Energiesparlampe tüftelte und führen ein Gespräch mit Hermann Mercado, dem Gründer der weltweiten Warenhauskette „Mercado“. Neben Geschichten und spontanen Lügen steht auch Musik auf dem Programm: Richard von Schulenburg wird u.a. das Ottensen-Lied zum besten geben – eine Art Stehgreif-Operette. Nach der Stadtführung geht es zur „Zurufdisco“ ins Café Treibeis. Gespielt werden Ottensener Hits aus den letzten hundertzwanzig Jahren.

Veranstalter: BüfL – Büro für Literaturangelegenheiten. Treffpunkt: Café Treibeis, Gaußstr. 25, Ottensen, 20.00 Uhr. Teilnahmebeitrag: 5.- Euro.


Rodiyssee 49

Fräulein Nina

In einem ehemaligen SM-Keller in St. Pauli-Süd betritt an diesem Abend die Autorin, Sängerin und Entertainerin Fräulein Nina die kleine Revuebühne, um schrullige Geschichten und Kolumnen vorzulesen und Lieder über Liebe und Freiheit zu singen. Musikalisch begleitet wird sie von der Einmannkombo Das Resopal. Für einen beschaulichen Ausklang des Abends sorgt Monsignore Spindler mit seiner Power-Predigt „Ich kaufe Hamburg!“

Veranstalter: Komet. Erichstr. 11, 21.30 Uhr. Eintritt: 4.- Euro.


Literatur in Hamburg