Donnerstag, 19.05.2016


Lesung mit Roswitha Quadflieg

„Das kurze Leben des Giuseppe M.“

Roswitha Quadflieg
Roswitha Quadflieg , Foto: Milena Schlösser
Roswitha Quadflieg liest aus ihrem neuen Buch über einen jungen Mann, der am Morgen des 17. Septembers 2011 unvermittelt aus dem Leben gerissen wurde: Guiseppe M. ist zusammen mit einem Freund am frühen Sonntagmorgen auf dem Heimweg, als er von zwei jungen Typen angepöbelt wird. Er wird geschlagen, haut ab, wird verfolgt, rennt auf die Straße, wird von einem Auto erfasst und ist sofort tot. Unfassbar für seine Freunde und Familie, aber auch für tausende andere Menschen, die spontan Mahnwachen für ihn abhielten. „Wie die Liebe, so versetzt uns die Gewalt in ungläubiges Staunen.“ Dieses Zitat von Jörg Baberowski hat Roswitha Quadflieg ihrem Buch vorangestellt. Es ist das exemplarische Bild eines Gewaltaktes – für den Roswitha Quadflieg ein klares Urteil findet.

Literaturzentrum im Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, 7.-/4. Euro


Philosophisches Café

„Die Entdeckung und Wiederentdeckung der Natur“




Klimawandel und Artensterben, Landvernichtung, Luftverschmutzung und Massentierhaltung– das sind einige der Schlagworte, mit denen die Bedrohung der Natur und Umwelt durch den Menschen seit Jahrzehnten beschrieben werden. Und kaum jemand zweifelt heute noch daran, dass sich der Mensch durch die exzessive Ausbeutung der natürlichen Ressourcen sein eigenes Grab schaufelt. Dennoch verhallen die Appelle von Umweltschutzorganisationen und Wissenschaftlern oft ungehört. Das ist ärgerlich, doch es gibt Ideen, Geschichten und Vorbilder, die ganz neue Wege weisen. Mit Michael Baumgart und Jürgen Goldstein erfährt man, wie Naturkunde und Umweltschutz besser gehen.

Ein großes Vorbild darin, wie man die Natur und das Politische neu definieren und denken kann, ist Georg Forster (1754 bis 1794). Er war ein glänzender Schriftsteller, der vielleicht erste Ethnologe, Naturforscher, Zeichner und gleichzeitig ein Revolutionär. 1793 hat er in Mainz die erste Republik auf deutschem Boden ausgerufen, nachdem er zuvor mit James Cook die Welt umsegelte. Jürgen Goldstein erzählt in seinem in diesem Frühjahr mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichneten Sachbuch „Georg Forster –Zwischen Freiheit und Naturgewalt“ (Matthes & Seitz), wie „Natur“ und „Revolution“, die beiden zentralen Begriffe der Aufklärung, in Forsters Denken und Handeln zusammenfinden. Forster glaubte nicht an revolutionäre Umstürze als Folge „aufgeklärter Vernunft“, wie Goldstein erklärt, sondern als Folge einer Natur, die „den Menschen bestimmt“.
So wie Forster versucht auch der Michael Braungart die Gesetze der Natur auf die Gesetze der Gesellschaft zu übertragen: „Cradle to Cradle“ („Von der Wiege bis zur Wiege“) heißt das Konzept des Professors an mehreren Universitäten, der zudem wissenschaftlicher Leiter des Hamburger Umweltinstituts und eines internationalen Forschungs- und Beratungsinstituts ist. Michael Braungart will nicht nur eine Form der Kreislaufwirtschaft etablieren, die Produkte dem Stoffkreislauf der Natur wieder zuführt, sondern den Umgang des Menschen mit den natürlichen Ressourcen für die Natur nutzbar machen und sogar vergrößern: Es kommt ihm nicht darauf an, den ökologischen Fußabdruck zu minimieren, sondern ein Feuchtgebiet aus ihm zu machen.

Zum Philosophisches Café stellt Jürgen Goldstein sein Buch „Georg Forster – Zwischen Freiheit und Naturgewalt“ vor; Michael Braungart stellt mit seinem Buch „Intelligente Verschwendung“ (oekom Verlag) sein „Cradle to Cradle“-Konzept vor und zur Diskussion.

Literaturhaus und Freie Akademie in der Freien Akademie der Künste, Klosterwall 23, 19.00 Uhr, 14.-/10.- Euro


Lesung und Gespräch

„Marhaba, Flüchtling!“




Der Journalist und Moderator Constantin Schreiber liest aus seinem „Dialog mit arabischen Flüchtlingen“ (Hoffmann und Campe Verlag).

Deutsches Schauspielhaus, Malersaal, Kirchenallee 39, 20.00 Uhr, 13.-/10.50 Euro


Literatur und Musik

„Mein Herz - Keinem!?”




Ihre Biographie hat sie mit phantastischen Legenden umgeben, Daten und Orte gefälscht und sich in märchenhafte Namen gekleidet. Else Lasker-Schüler war Jussuf, der Prinz von Theben, lebte als Tino von Bagdad, als der schwarze Schwan, als Robinson, Indianer und blauer Jaguar, sogar ihre Freunde und Weggefährten verzauberte sie: Gottfried Benn war bei ihr Giselher der Barbar, Franz Werfel nannte sie Prinz von Prag und als Ritter aus Gold erschien ihr Georg Trakl.

In Berlin, der „starken und furchtbaren Stadt“, in die sie 1894 mit ihrem ersten Mann, dem Arzt Berthold Lasker, kam, bildete sie über Jahrzehnte hinweg einen verzaubernden Mittelpunkt der Boheme, schloss Freundschaft mit George Grosz, Oskar Kokoschka, Franz Marc, Paul Zech und Karl Kraus u.v.a. Doch so glanzvoll uns das Leben von Else Lasker-Schüler heute auf den ersten Blick erscheint, tatsächlich stand sie immer wieder am Rand des gesellschaftlichen Abgrunds. 1933 zwang man sie in die Emigration, in der Schweiz wurde die mittellose Dichterin und Künstlerin als Landstreicherin aufgegriffen, ihre Zeichnungen und Aquarelle wurden in der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt, ihre Werke auf den Index des „schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ gesetzt. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs floh sie schließlich nach Palästina, wo sie 1945 in Jerusalem starb. In ihrem letzten Gedichtband, „Das blaue Klavier“, zieht sie ihr Lebensfazit: „Ich sitze noch heute sitzengeblieben auf der untersten Bank der Schulklasse, wie einst ... Doch mit spätem versunkenem Herzen: 1000 und 2-jährig, dem Märchen über den Kopf gewachsen.“
Marion Gretchen Schmitz präsentiert eine Auswahl mit Prosa und Lyrik von Else Lasker-Schüler. Volker Struss (Klavier) spielt zusammen mit Heike Schriever (Bratsche) seine eigens für diesen Abend komponierte Musik.

Logensaal der Hamburger Kammerspiele, Hartungstr. 9-11, 20.15 Uhr, 15.-/12.- Euro


Lesung

„Kommissar Engelmann – Die kriminelle Leseshow“

Krimikabarett mit Sascha Gutzeit.

Kulturcafé Komm du, Buxtehuder Straße 13, Harburg, 20.00 Uhr, Eintritt frei, Hutspende erwünscht.


Poetry Slam

„Hunting Words“

Der Poetry Slam in Ottensen lehnt sich an den Hunting Wettbewerb beim Bogenschießen an: Nach der Vorrunde gibt es eine Endrunde mit den drei bestplatzierten Teilnehmern, die dann aber nur noch `einen Pfeil´ haben, nämlich einen Text von 2 Minuten.

Mathilde Bar, Kleine Rainstraße 11, 20.15 Uhr, 5.- Euro


Literatur in Hamburg