Donnerstag, 19.10.2017


Lesung mit Sonja Heiss

Und auf dem Mond wachsen Erdbeeren

Till Janz
Sonja Heiss, Foto: Till Janz
„Gutes Buch“, sagt ein knatschgrüner Wellensittich zu seinem Kollegen in diesem Buchtrailer, „Rimini“ und „gut, gut“ und „Sonja Heiss“ und „Kiepenheuer & Witsch“ und „kaufen“ sagt er auch. Auf die Idee muss man natürlich erst mal kommen, sich zwei Wellensittiche für eine Buchempfehlung einzuladen. Aber es ist mehr als ein Werbegag, denn in „Rimini“, dem Romandebüt der Regisseurin und Autorin Sonja Heiss treten auch zwei Wellensittiche auf, der „Bizzi“ und der „Fipsi“, sie sind zwei eher tragische Gestalten. Sonja Heiss liest bei cohen + dobernigg aus „Rimini“.

Ihr Spielfilm „Hedi Schneider steckt fest“, der mit dem „Hessischen Film- und Kinopreis 2014“ ausgezeichnet wurde und einen „Preis der deutschen Filmkritik“ erhielt, beginnt als fast schon fröhliche Wohlfühlkomödie und erzählt doch die tragische Geschichte einer Angststörung. Sonja Heiss gelingt es dabei stets den schmalen Grat zwischen tiefer Ernsthaftigkeit und Humor auszubalancieren, ohne oberflächlich zu werden. In ihrem Roman „Rimini“ erzählt sie nun die Geschichte einer dysfunktionalen Familie. Da ist der reiche Anwalt Hans, der seine irrationale Wut mit einer Psychoanalytikerin klären will, sich in sie verliebt und dadurch seine Ehe gefährdet, seine Schwester Mascha, die beschließt, mit 39 endlich ein Kind zu bekommen und sich panisch auf die Suche nach dem richtigen Mann macht, während ihre Eltern Alexander und Barbara sich im Rentnerleben einrichten. Auch sie werden nach und nach vom ganz normalen Wahnsinn einer Familie eingeholt, der die Worte abhanden gekommen sind oder es vielleicht sogar immer waren, und die sich mit Freud gegenseitig erzählt, dass auf dem Mond neuerdings Erdbeeren wachsen, um wenigstens etwas Aufmerksamkeit abzubekommen. Doch das nützt dann auch nichts, also kauft man sich einen Wellensittich für die heimlichen Momente der Zwiesprache: „Gotn mo, Gotn mo, Gotn. Gotn., mo.“ Das ist schon, na ja, sehr peinlich und komisch und skurril zugleich, und es geht unter die Haut. Vermutlich weil man diese Seelenzustände irgendwie kennt. Familienleben halt. Sonja Heiss ist eine Expertin, die weiß, was da verhandelt wird. „Gut, gut“, kann man abschließend noch einmal empfehlen, und „kaufen“: „Rimini“.

cohen + dobernigg Buchhandel, Sternstr. 4, 21.30 Uhr, 8.- Euro.


Lesung

Hafenlesung

Die 12. Ausgabe der Lesereihe präsentiert mit Ansgar Hilbig, Pawel Jankiewicz, Lucy Jones, Anja Kampmann, Nefeli Kavouras, Anton Lang, Mercedes Spannagel und Jeffrey Yang, Lesungen auf Deutsch, Englisch, Griechisch, Polnisch und Russisch.

Found in Translation im Golem, Große Elbstraße 14, 20.00 Uhr, 5.- Euro.


Podium

„Gespräch über Siegfried Lenz“

Günter Berg, Vorstand der Siegfried-Lenz-Stiftung, und Ulrich Greiner, Präsident der Freien Akademie, treffen sich zum Gespräch über Siegfried Lenz „an einer Hamburgischen Kaffeetafel“.

Alfred Toepfer Stiftung im Museum für Hamburgische Geschichte, Großer Hörsaal, Holstenwall 24, 17.00 Uhr, Eintritt frei. Um Anmeldung bis zum 5. Oktober per E-Mail an ericke@toepfer-stiftung.de wird gebeten.


Lesung

„Wir Mansardenmenschen“

Der bulgarische Dichter, Kolumnist und Drehbuchautor Ivan Landzhev liest aus seinem in einer zweisprachigen Ausgabe im eta Verlag neu erschienenen Gedichtband. Ein Gespräch mit dem für seine Gedichte mehrfach ausgezeichneten Autor führen seine Übersetzerin Henrike Schmidt und Martin Savov. Moderation: Eva Profousová.

(p)ostkartell e.V. und Deutsch-Bulgarische Gesellschaft in der Pony Bar, Allende Platz 1, 19.00 Uhr, Eintritt frei.


Lesung mit Tim Krohn

„Erich Wyss übt den freien Fall“

Tim Krohn liest aus seiner groß angelegten, literarischen Erkundung aller Gefühle, Charakterzüge und Abgründe des Menschen. In seinem neuen Band hat er 68 „menschliche Regungen“ den verschiedenen Figuren zugeordnet. So lässt er bei Selinas Filmproben drei Vorstellungen von „Perfektionismus“ aufeinanderprallen, bringt die sehr ungleichen Frauen Efgenia Costa und Julia Sommer in doppelsinniger „Leselust“ zusammen und schickt den 81-jahrigen Erich Wyss auf eine emotionale Berg-und-Tal-Fahrt durch „Transvestitismus“, „Mordlust“, „Sehnsucht“ und „Schelmerei“.

Bücherkate, Dorfstr. 2, Hamburg-Glinde, 20.00 Uhr.


Lesung

„ich lerne: gläser + tassen spülen“

Katharina Thalbach und Ulrich Matthes lesen aus den vor einigen Jahren aufgetauchten 250 Briefen des legendären Theaterpaares Bertolt Brecht und Helene Weigel.

Schauspielhaus, Kirchenallee 39, 20.00 Uhr, 29.-/22.-/15.-/11.- Euro.


Lesung

„Ich, Judas“

Der Schauspieler Ben Becker präsentiert sein hochgelobtes „Plädoyer für einen Verdammten“.

St. Michaelis, Englische Planke 1, 20.00 Uhr, ab 21,20 Euro an allen bek. VVK Stellen. (Weitere Vorstellungen: 20. u. 21.10. 20.00 Uhr.)

Literatur in Hamburg