Donnerstag, 02.02.2012


HAM.LIT

„Lange Nacht junger Literatur und Musik“

Leif Randt
Leif Randt, Foto: Simon Vu

Mit diesem kleinen und feinen Festival, so verspricht es die Ankündigung, beginnt in Hamburg der literarische Frühling. Und tatsächlich präsentiert HAM.LIT, die „Lange Nacht junger Literatur und Musik“, in diesem Februar zum dritten Mal genau das, was man sich von einem Festival wünscht: Klasse statt Masse. Die Kuratoren Lucy Fricke und Jan Lafanzanoglu haben 15 Autorinnen und Autoren eingeladen, die parallel auf drei Bühnen im Bunker an der Feldstraße auftreten. Zwischen den Lesungen gibt es ein Konzert von Niels Frevert und zum Abschluss gastieren Die Sterne im Ballsaal des Uebel & Gefährlich.

Das Leseprogramm verbindet einen Rückblick auf die großen Ereignisse der jungen Literatur im letzten Jahr mit einer Vorschau auf das, was uns in den kommenden Monaten erwartet: „Monster“ zum Beispiel, das ist der Titel des neuen Prosabandes von Benjamin Maack, der im März erscheinen wird. Die Hauptfigur heißt in jeder der Erzählungen wie du und ich und der Autor selbst, nämlich Benjamin, und monströs ist dieser Benjamin dann eigentlich auch nicht, sondern nur so verlogen und verbogen wie auch du und ich. Allerdings haben die kleinen und größeren Lügen dieses Benjamins lange Beine – und rächen sich auf monströse Weise. Aus seinem im letzten Jahr als „fast epochalen Generationenroman“ gefeierten Buch „Schimmernder Dunst über Coby County“ liest Leif Randt. Und auch Jan Brandt, dessen Debütroman „Gegen die Welt“ im Herbst landauf und landab als „Ereignis“ gefeiert wurde, gastiert noch einmal in Hamburg. Zu einem Ausflug mit „Lazyboy“ lädt Michael Weins, der aus seiner unglaublichen Geschichte Heiner Boies lesen wird. Dieser Boie ist Musikjournalist und in der Lebensmitte angekommen, ohne sich je so richtig für etwas entschieden zu haben. Aber jetzt hat er ein Problem: Immer wieder passiert es ihm, dass er nichtsahnend durch eine Tür geht und dann ganz woanders ankommt, als er es eigentlich müsste. Er findet sich unversehens in einem Schwimmbad wieder oder steht in einem Möbelhaus, reist in einem Sekundenbruchteil von Hamburg nach Würzburg oder Holland. Von einem „abgedrehten Leseerlebnis“ schwärmte Antje Deistler auf WDR 2. Nicht nur seinen Roman „Das Lied vom Tun und Lassen“ wird Jan Böttcher bei der Festivalnacht präsentieren, sondern auch die Songs des Romans vorstellen, während Nora Bossong mit ihrem Gedichtband „Sommer vor den Mauern“ wohl eher zu einer klassischen Lesung einlädt. Zu erwarten ist ein unterhaltsamer Abend, der gleichzeitig einen durchaus nachhaltigen Einblick in das geben kann, was die junge Literatur gegenwärtig so umtreibt.

Neben den genannten Autorinnen und Autoren lesen: Daniela Seel, Jakob Hein, Felicia Zeller, Andreas Stichmann, Franziska Gerstenberg, Oliver Kuck, Nina Bußmann, Monique Schwitter und Steffen Popp. Moderation: Daniel Beskos, Christine Mikliss, Alexander Gumz.

Ort: Uebel & Gefährlich und Terrace Hill, Feldstr. 66, ab 19.00 Uhr. Eintritt: 16.-/12.- Euro.


„Preis der deutschen Schallplattenkritik“

156 Stunden brillanter Hörgenuss

Sieben Bände umfasst die Frankfurter Ausgabe von Marcel Prousts Hauptwerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, nur die Wenigsten haben es vollständig gelesen, und man darf wohl sagen, dass es der Kategorie sanfter Irrsinn zuzurechnen ist, es vollständig für ein Publikum vorzulesen. Peter Matic, einer der Protagonisten des Wiener Burgtheaters und die Synchronstimme von Ben Kingsley, war verrückt genug dazu: Acht Jahre hat es gedauert, bis er die 4.195 Buchseiten, die am Ende 9.380 Minuten oder ca. 156 Stunden brillanten Hörgenuss ergeben, vollständig eingelesen hatte. Produziert wurde die Mammutlesung vom Hörverlag in Kooperation mit dem RBB, und entstanden ist das umfangreichste Hörbuch im deutschsprachigen Raum. Es umfasst 17 MP3-CDs und ist mit 189.- Euro noch nicht mal sehr teuer. Im Literaturhaus wird die Lesung des gesamten Romanwerks nun mit dem „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ ausgezeichnet. Die Laudatio hält Jürgen Kesting. Und Peter Matic gibt eine Hörprobe des charismatischen Timbres seiner Stimme.

Veranstalter: Hörverlag, Literaturhaus. Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr. Eintritt: 10.-/8.- Euro.


Lesung und Musik

„Die Buchschwestern“

Sibylle Lewitscharoff
Die Buchschwestern, Foto: Axel Martens
Die beiden Schwestern Gretchen und Barbara alias Marion Gretchen Schmitz und Susanne Pollmeier präsentieren in ihrer Lesereihe Texte über Musiker aus Biografien und Autobiografien – und machen Musik. Im Februar steht anlässlich seines 70. Geburtstages „The Man in Black“ – Johnny Cash auf dem Programm. An der Gitarre begleitet der Singer-Songwriter Hannes Klock den Abend.

Veranstalter: Logensaal der Hamburger Kammerspiele. Hartungstr. 9-11, 19.30 Uhr. Eintritt: 12.-/9.- Euro.


Lesung

Stage Slam

Ob Lyrik, Prosa, ob gestammelt, gelesen oder gerockt, in fünf Minuten ist für die Teilnehmer des Slams im Stage Club alles vorbei – und das Publikum entscheidet, wer am Ende aufs Siegertreppchen darf. Moderation: Frau Ton. Special guest: Schriftstehler. Musik macht Ole Maibach.

Veranstalter: Stage Club. Stresemannstr. 163, 19.30 Uhr. Eintritt: 8.- Euro.


Literatur in Hamburg