Montag, 20.03.2017


Lesung mit Marilynne Robinson

Unter dem unermesslichen Himmel des Westens

Marilynne Robinson
Marilynne Robinson, Foto: Ulf Andersen
John Amos ist 76 Jahre alt, Pastor und wird bald sterben, das weiß er. In einem langen, meditierenden Brief an seinen siebenjährigen Sohn versucht er noch zu sagen, was er gesagt hätte, wenn er ihn hätte aufwachsen sehen, was er den Sohn gelehrt und ihm mit auf den Lebensweg gegeben hätte. „Gilead“, so der Titel des Romans, im Original schon 2004 erschienen und benannt nach dem Ort, in dem die Familie seit Generationen lebt, ist der Auftakt einer großartigen Romantrilogie von Marilynne Robinson. In den letzten Jahren wurde die US-amerikanische Schriftstellerin endlich auch in Deutschland etwas bekannter, das liegt vor allem an einem prominenten Fan: Barack Obama, der sie 2012 mit der National Humanities Medal auszeichnete und sich später zu einem vielzitierten Gespräch mit der Autorin in Iowa traf.

Marilynne Robinson gilt schon lange als wichtige Stimme der amerikanischen Literatur, gleich mit ihrem Debüt „Housekeeping“ (1980), das 2012 unter dem Titel „Haus ohne Halt“ in der edition fünf wieder aufgelegt wurde, erhielt sie den PEN Award. Für „Gilead“ wurde sie mit dem renommierten Pulitzer Prize und dem National Book Critics Circle Award ausgezeichnet. In Deutschland sind die Bücher von ihr etwas verzögert erschienen. Der Grund dafür ist, dass Robinson keine lauten Geschichten erzählt, dennoch sind ihre Romane Solitäre nicht nur in der amerikanischen Literatur: „Ihre ruhige, nie auftrumpfende Sprache strahlt zarten Glanz aus“, heißt es im Literaturhausprogramm, „der den verhandelten essentiellen Dingen große Sinnlichkeit verleiht und Menschlichkeit verbreitet.“Für Barack Obama ist John Amos, der Priester aus „Gilead“ zu einer Lieblingsfigur in der Literatur geworden, weil er gütig ist und ein wenig verwirrt, ein vornehmer protestantischer Zweifler, dem es nicht leicht fällt, seinen Glauben durch alle Widrigkeiten seines Lebens hindurch zu behaupten. Der Großvater half schwarzen Sklaven in die Freiheit, der Vater versuchte das Leben der Menschen in der Dürrekatastrophe erträglich zu machen, Amos erinnert sich an seine erste, früh verstorbene Frau und das ebenfalls früh verstorbene Kind. Bei all dem behält er stets den Alltag unter dem unermesslichen Himmel des Westens im Blick, in ihm findet er ganz einfache Bilder, die alles beschreiben: „Ein niedergebranntes Feuer schafft sich eine schwarze Hülse und zieht sich in seinen Kern zurück, wie bei unserem Planeten geschehen. Ich finde, das Bild beschreibt auch den Menschen ganz gut. Vielleicht auch Gilead. Vielleicht auch die Zivilisation. Stochere ein wenig, und die Funken fliegen. Ich weiß nicht, ob der Vers Vögel und Funken segnet oder Funken und Vögel den Vers, oder beide zusammen das Unglück, aber beide habe ich seither erheblich geliebt.“Die amerikanische Schriftstellerin Marilynne Robinson liest aus ihrem neuen Roman. Den deutschen Text liest Stephan Benson. Moderation: Julika Griem.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, 12.-/8.- Euro.


Lesung

„Couchsurfing in Russland“

Buchpremiere mit Stephan Orth, der in Russland nicht nur auf Putinanhänger, Waffennarren und wodkabeseelte Machos gestoßen ist, sondern auch auf viel Herzlichkeit, unentdeckte Attraktionen und großartige Landschaften.

Thalia Buchhandlung im Nochtspeicher, Bernhard-Nocht-Str. 69a, 19.00 Uhr, 10.- Euro.


Lesung

„Winterhuder Mordmenü“

Hermann Teiner liest aus seinem Kriminalroman.

Ros e.V. im Ledigenheim Rehhoffstr. 1-3, 19.00 Uhr. Um eine Spende zugunsten des Projekts „Das Ledigenheim erhalten!“ wird gebeten.


Lesung

„Altweibersommernachtstraum“

Peter Schütt liest Gedichte, musikalisch begleitet auf der Flöte von Ramaon Lazzaroni.

Pashim Art Gallery, Gotenstr. 21, 19.00 Uhr.


Lesung

„Offene Lesebühne“

Wer einen Text vorlesen möchte, lässt sich bis 19.15 Uhr vor der Veranstaltung im Bistro Roth auf die Leseliste setzen. Vorlesezeit: 10 Minuten. Moderiert wird die Veranstaltung von Autoren der Textfabrique 51.

Bistro Roth. Rothestr. 34, 19.30 Uhr. (Weitere Infos unter http://www.textfabrique51.de.)


Ausstellungsbesuch und Poetry Slam

„Paula und die Poeten“

Nach einem exklusiven Besuch der Ausstellung „Paula Modersohn-Becker. Der Weg in die Moderne“ im Bucerius Kunst Forum präsentieren Nachwuchsdichter beim Poetry Slam im Levantehaus ihre ganz eigene Sicht auf Künstlerkolonie, Einsamkeit und Großstadtdschungel. Am Ende entscheidet das Publikum, wer beim sportlich-literarischen „Kampf der Künste“ um Inhalt und Performance den Sieg einfährt. Moderation: David Friedrich

Kampf der Künste, Levantehaus Hamburg und Bucerius Kunstforum im Bucerius Kunstfourm, Rathausmarkt 2, 19.00 Uhr und im Levantehaus, Mönckebergstr. 7, 10.- /8..- Euro.


Arbeitstreffen

Literatur im Gespräch

Treffen der literarischen Werkstatt Wesselyring. Leitung: Peter Schütt.

Waschhaus, Wesselyring 51, 10.00 Uhr.

Literatur in Hamburg