Dienstag, 20.06.2023
Lesung mit Michael Weber und Detlef Grumbach
»Entnazifizierung reicht nicht«
Der Schauspieler Michael Weber (Deutsches Schauspielhaus) liest aus dem Roman »Anfrage« (Verbrecher Verlag) des Hamburger Schriftstellers Christian Geissler (1928-2008). Moderation und Einführung: Detlef Grumbach, Journalist und Vorsitzender der Christian-Geissler-Gesellschaft e.V.Christian Geissler untersucht in seinem 1960 erschienen Romandebüt »Anfrage« die Schuld der Väter am Holocaust und greift die »Wir haben von allem nichts gewusst«-Haltung der Adenauer-Ära an. Er erzählt von der Deportation einer jüdischen Familie, von ihrem Gärtner, der ihr Freund war und doch nur zugeschaut hat, vom Besuch eines Verwandten aus Amerika und von einem jungen Soldaten, der kurz vor Kriegsende noch sein Bein verloren hat. Christian Geissler betrachtet den Nationalsozialismus in seinem Roman nicht als Betriebsunfall, sondern schlägt den Bogen von 1923 bis in die Gegenwart des Jahres 1958.
»Anfrage« wurde 1960 zum Bestsellererfolg. Große und kleine Zeitungen druckten Besprechungen und sorgten so für eine große Verbreitung. Marcel Reich-Ranicki sah in dem Buch den lang ersehnten Schrei des Schmerzes und der Verzweiflung, der Schande und der Empörung: »Ein heiserer Schrei, gewiß, doch ein erschütternder Schrei, dessen Ehrlichkeit nicht bezweifelt werden kann.«
Eine Kooperationsveranstaltung der Rosa Luxemburg Stiftung, des Buchladens in der Osterstraße und der Christian-Geissler-Gesellschaft e.V.
Buchladen Osterstraße, Osterstr. 171, 20.00 Uhr, € 5,–, Vorverkauf im Buchladen, Tel. 040 491 95 60
Jüdischer Salon
»Über Israel reden«
Über kaum ein anderes Land wird in Deutschland so viel geredet und gestritten: Zu Israel hat jeder eine Meinung. Warum ist das so? Wieso hat der Nahostkonflikt eine solche Bedeutung? Und warum ist die Debatte so emotional – und oft so vergiftet? Davon erzählt Meron Mendel, Professor für Soziale Arbeit und Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, in seinem Buch »Über Israel reden. Eine deutsche Debatte«, das er zum Jüdischen Salon vorstellen wird. Schon als Mendel vor zwanzig Jahren nach Deutschland kam, stellte er überrascht fest, welche Bedeutung sein Heimatland Israel hier im öffentlichen Diskurs hatte. Daran hat sich nichts geändert – und auch nicht daran, dass nahezu alle glauben, klare Positionen zu Israel formulieren zu können.Moderation: Ronen Steinke, Gastgeberin des Abends ist Barbara Guggenheim.
Jüdischer Salon in den Hamburger Kammerspielen, Hartungstr. 9-11, 19.30 Uhr, € 12,–/8,–/5,–
Lesung und Konzert
»Mr. Goebbels Jazz Band«
Demian Lienhard, Foto: Amrei-Marie, Wikipedia
Berlin, Frühjahr 1940. Auf Beschluss von Joseph Goebbels wird fu?r den Auslandsradiosender Germany Calling eine Big Band gegru?ndet, die als Mr. Goebbels Jazz Band internationale Bekanntheit erlangt. Die besten europäischen Musiker, darunter auch Ausländer, Juden und Homosexuelle, spielen im Dienst der NS-Propaganda wortwörtlich um ihr Überleben – ausgerechnet mit Jazz, der als »entartet« galt.
Bis zu 6 Millionen britische Haushalte täglich lauschen den Swing-Stücken mit anti-alliierten Hetztexten und dem Star-Moderator William Joyce alias Lord Haw-Haw, der nach seinem Aufstieg in der British Fascist Union aus London nach Berlin geflohen war. Joyce soll den Erfolg »an der Front im Äther« literarisch dokumentieren lassen. Der dafür ausgewählte Schweizer Schriftsteller Fritz Mahler findet sich im Zuge seines Auftrags, einen Propagandaroman über die Band zu schreiben, in verruchten Berliner Clubs und illegalen Jazzkellern wieder, trinkt zu viel Cointreau, verzettelt sich in seinen Recherchen und muss nicht nur die Skepsis der Musiker überwinden, sondern auch seine gefährlichen Auftraggeber über das schleppende Vorankommen seines Unterfangens hinwegtäuschen.
literatur altonale, Eingang über NAA Pop-Up, Neue große Bergstr. 4-5, 20 Uhr, Eintritt: Zahle, so viel du willst!
Lesung
»Manchmal fliegen«
Sophia Hungerhoff liest aus ihrem neuen Roman. Moderation: Verena Carl.literatur altonale im »Lesegarten« der Buchhandlung Christiansen, Bahrenfelder Str. 79, 20.00 Uhr, Eintritt: Zahle, so viel du willst!
Lesung und Gespräch mit Thomas Weigand und Elisa Hoven
»Strafsachen. Ist unser Recht wirklich gerecht?«
Die Urteile der Gerichte sind für viele Bürgerinnen und Bürger häufig nicht nachvollziehbar. Elisa Hoven und Thomas Weigend greifen in ihrem Buch spektakuläre und prominente Fälle auf und analysieren, warum die Gerichte so und nicht anders geurteilt haben. Dabei zeigen sie die Grenzen unseres Rechtssystems auf. Zum Beispiel am »Fall Renate Künast«: Tut das Strafrecht genug gegen Hass im Netz? Oder »Böhmermann gegen Erdogan«: Strafbare »Majestätsbeleidigung«? Oder anhand des »Ku’Damm-Raser-Falls« diskutieren sie, ob Raser Mörder sindSchweitzer Fachinformationen, Große Johannisstr. 19, 19.00 Uhr, € 15,–/10,–, Anmeldungen an Anja Wenzel: a.wenzel@schweitzer-online.de
Lesung
»Aber ich hab doch gar nichts zu erzählen«
Im Sinne der Stiftungsidee »Generationen-Zusammenhalt« lesen Jugendliche drei von 32 Geschichten aus dem Buch »Aber ich hab doch gar nichts zu erzählen«, das aus verschiedenen Leben älterer Menschen berichtet und von Jugendlich geschrieben wurde.Literaturzentrum und Stiftung »Generationen-Zusammenhalt« im Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, € 6,–
Aktuelle Buchempfehlungen
Marica Bodrožics »Die Arbeit der Vögel«
Das größere Gedächtnis
Marica Bodrožic, Foto: Peter von Felbert
Ella Carina Werners Erzählband »Man kann auch ohne Kinder keine Karriere machen«
So super, diese Frau Werner
Ella Carina Werner, Foto: Julia Schwendner
T.C. Boyles »Blue Skies«
Der Countdown läuft
T.C. Boyle, Foto: Jamieson Fry
Helga Schuberts »Der heutige Tag«
Die weiten blauen Fernen
Helga Schubert, Foto: Renate von Mangold
Clemens Setz neuer Roman »Monde vor der Landung«
Den »Windmühlen-Vorteil« nutzen
Clemens Setz, Foto: Max Zerrahn
Der neue Roman von A.L. Kennedy
»Als lebten wir in einem barmherzigen Land«
A.L. Kennedy, Foto: Robin Niedojadlo
Kim de l’Horizons »Blutbuch«
Ein Zuhause in der Sprache finden
Kim de l´Horizon, Foto: Anne Morgenstern
Die 18. Ausgabe des Hamburger Literaturjahrbuchs ZIEGEL
Ein Hingucker in Pink
So leuchtend hat sich das Hamburger Literaturjahrbuch ZIEGEL bisher noch nie gezeigt. Die 18. Ausgabe der beliebten Anthologie ist jedoch nicht nur ein Hingucker in Pink, sondern präsentiert auch ein vielschichtiges Best-of mit Erzählungen, Gedichten, Auszügen aus Romanen, Theaterstücken und Comics aus der Hamburger Literatur der letzten zwei Jahre. »Es ist zwar ein schweres Buch«, schwärmte das NDR Hamburg Journal, »aber es liest sich federleicht«.
Matthias Polityckis neuer Roman »Alles wird gut«
Eine Liebe in Afrika
Matthias Politycki, Foto: Heribert Corn
Katrin Seddigs neuer Roman »Nadine«
Den Ausweg finden
Katrin Seddig, Foto: Bruno Seddig
Michael Köhlmeiers neuer Roman »Frankie«
So ein ganz schlauer
Michael Köhlmeier, Foto: Peter-Andreas Hassiepen
Virginie Despentes Roman »Liebes Arschloch«
»Du bist wie eine Taube«
Virginie Despentes, Foto: JF PAGAn
Magdalena Saigers Debüt »Was ihr nicht seht«
Und dann steht da ein Hirsch
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Raphaela Edelbauers neuer Roman
»Man nennt sie: Inkommensurable«
Raphaela Edelbauer, Foto: Apollonia Bitzan
Peter Stamms neuer Roman »In einer dunkelblauen Stunde«
Eine vertrackte Geschichte
Peter Stamm, Foto: Salon du livre, Genève, 2012, Ludovic Péron
Behzad Karim Kani, Martin Kordic und Musa Okwonga
Ein Kraftzentrum der Gegenwartsliteratur
Behzad Karim Khani, Foto: Valerie Benner
Lesung mit Max Czollek
»Versöhnungstheater«
Max Czollek, Foto: Paula Winkler
Leona Stahlmanns Roman »Diese ganzen belanglosen Wunder«
In einer nicht so fernen Zeit
Leona Stahlmann, Foto: Amrei Marie
Katja Petrowskajas Buch »Das Foto schaute mich an«
Ist Schönheit etwas, das wir sehen können?
Katja Petrowskaja, Foto: Gunter Glücklich
Dörte Hansens neuer Roman »Zur See«
Wo die wilden Winde wehn
Dörte Hansen, Foto: Sven Jaax
Sigrid Behrens´neuer Roman »Gute Menschen«
Ein beinahe perfektes Glückskleeblatt
Sigrid Behrens, Foto: Inga Seevers
Simone Buchholz´ neuer Roman »Unsterblich sind nur die anderen«
Halb zog sie ihn, halb sank er hin
Simone Buchholz, Foto: Gerald von Foris
Abdulrazak Gurnahs neuer Roman »Nachleben«
Macht und Last der Erinnerung
Abdulrazak Gurnah, Foto: Amrei Marie, Wikipedia
Karen Duves neuer Roman über »Sisi«
Parforcejagd mit der Kaiserin
Karen Duve, Foto: Kerstin Ahlrichs
Heinz Strunks Bestseller »Ein Sommer in Niendorf«
Liebe ist ein Gefühl, Durst auch
Heinz Strunk, Foto: Dennis Dirksen
Édouard Louis´»Anleitung ein anderer zu werden«
Geschichte einer Befreiung
Édouard Louis, Foto: Christian Werner
Silke Stamms neuer Roman »Hohe Berge«
Alle Sinne auf Anfang
Silke Stamm, Foto: Andreas Hornoff, Piper Verlag
Hernan Diaz´neuer Roman »Treue«
Das Evangelium des Geldes
Hernan Diaz, Foto: Jason Fulford