Dienstag, 21.02.2012
Péter Nádas, Foto: Barna Burger
Buchpräsentation mit Péter Nádas
„Parallelgeschichten“
Sein „Buch der Erinnerungen“ gilt als „Meilenstein der Europäischen Prosa“ („Neue Zürcher Zeitung“), es wurde international gefeiert und der ungarische Schriftsteller Péter Nádas weltberühmt. 20 Jahre später hat Nádas mit dem Roman „Parallelgeschichten“ nun zweifellos erneut ein Opus Magnum vorgelegt. Als der 1700 Seiten umfassende Roman 2005 in Ungarn erschien, wurde er in der Kritik als „Krieg und Frieden“ des 21. Jahrhunderts gefeiert. Die in diesem Frühjahr bei Rowohlt erscheinende Übersetzung von Christina Viragh ist das Großereignis des Bücherfrühlings 2012, wenn nicht des Bücherjahres. Der Roman entwirft ein Panorama europäischer, vor allem aber deutsch-ungarischer Geschichte, in einer überwältigenden Fülle von Anekdoten und Schicksalen. 1989, im Jahr des Mauerfalls, findet der Student Döhring beim Jogging im Berliner Tiergarten eine Leiche. Mit dieser kriminalistischen Szene beginnt der Roman, eröffnet zugleich aber auch die weitgespannte Suche nach einer düsteren Familiengeschichte. Ein zweiter Hauptstrang ist die Geschichte der Budapester Familie Lippay-Lehr und ihrer Freunde, deren persönliche Schicksale mit der ungarischen und deutschen Geschichte verknüpft werden. In bewegenden Szenen lässt uns Nádas die ungarische Revolution 1956 miterleben, beleuchtet die nachrevolutionäre Zeit und schwenkt zurück über die brutalen Kriegstage bis in die dreißiger Jahre in Berlin. Die vielen, scheinbar voneinander unabhängigen Geschichten fügen sich zu einem Panorama europäischer Geschichte. Eine große Metaerzählung des Romans ist zudem die Geschichte des Körpers, der für Nádas zum Schauplatz der Ereignisse wird. Der männliche und weibliche Körper und seine Sexualität prägen die Realität der Personen, sie sind das „glühende Magma, das in der Tiefe ihrer Seele und ihres Geistes ruhende Zündmaterial“.Péter Nádas liest im Literaturhaus aus „Parallelgeschichten“. Moderation: Lothar Müller.