Ein Feuerwerk an „emphatisch Nicht-narrativem“ sieht Daniel Kehlmann in den 16 Texten aus den Jahren 2009 bis 2012, die Max Goldt mit seinem neuen Erzählband „Die Chefin verzichtet“ vorgelegt hat. Und damit stellt sich dann aber auch gleich die Frage, worauf sie denn so verzichtet, die Chefin. Sie verzichtet zum Beispiel auf demonstratives Frieren, wenn sie mal zum Rauchen nach draußen geht. „Eine stolze Frau wird doch mal fünf Minuten an der frischen Luft stehen können, ohne mitleiderregend zu schlottern!“ Doch es gibt auch andere Texte in dem Sammelband, die große Freude bereiten, etwa die „Fast vierzig zum Teil recht coolen Interviewantworten ohne die dazugehörigen dummen Fragen“. Unter ihnen finden wir auch dies: „Bei mir ist das Publikum im besten Sinne des Wortes zweitrangig, es steht also an einer sehr guten Position, nämlich an zweiter Position, direkt nach dem Werk.“ Wer diese Position mal ausprobieren will, geht ins Uebel & Gefährlich, wo Max Goldt aus „Die Chefin verzichtet“ lesen wird.
Im Literaturhaus wird mal wieder „offenherzig, süffisant, ungerecht“ und natürlich „brillant“ über Neuerscheinungen diskutiert: Ursula März, Rainer Moritz und ihr Gast Thea Dorn urteilen über fünf Bücher – und das ganz unverschämt subjektiv und auch mal herzlich streitend. Die Bücher, über die das literarische Trio debattiert, werden eine Woche vor der Veranstaltung auf www.literaturhaus-hamburg.de bekannt gegeben.
Zeitgenössische Berichte erzählen von einem großen bärähnlichen Wesen, das erstmals vor genau 201 Jahren, am 23. Mai 1812, gesehen wurde. Zuerst hat man es als Barmbakl, später als Barmbek, wissenschaftlich auch als „Hanseatischer Yeti“ bezeichnet, wobei in der Bevölkerung bald schlicht vom Barml gesprochen wurde. Die Namen beinhalten nicht grundlos das Wort „Bar“, denn der Barmbek hatte angeblich stets einen torkelnden Gang, der ihn betrunken wirken ließ, ganz so, als hätte er gerade eine Bar verlassen. Dazu kamen die rote Nase, die verpickelt und klobig aus seinem sonst dicht befellten Gesicht ragte, und eisblaue Augen. Kein Wunder, dass dieses kuriose Wesen weltberühmt wurde, sogar Napoleon soll auf dem Weg in den Russlandfeldzug einen Zwischenstopp in Hamburg eingelegt haben, und Goethe kam auf dem Weg in die Sommerfrische nach Böhmen direkt aus Weimar angereist, um das zottelige Barmbek zu sehen, das sich bevorzugt spät nachts zeigte. Bis 1850 wurde das Barml immer wieder gesehen, man benannte sogar das neue Quartier Barmbek nach ihm. Dann blieb es verschwunden und zwar bis zum 29. Februar diesen Jahres, wo es Sven Amtsberg und Katrin Seddig unvermittelt über den verschneiten Weg lief, der sie eigentlich von der Fuhlsbüttler Straße auf einen Drink in „Schüttler´s Bar“ führen sollte. Dort sind sie tatsächlich nie angekommen, weil das Barml sie in eine Höhle verschleppte, wo die beiden Autoren ihm beim Trinken zusehen mussten, freilich ohne selbst etwas abzubekommen. Nachdem es auch im März und im April immer wieder gesehen worden ist, laden Sven Amtsberg und Katrin Seddig im Rahmen der Lesereihe „Die Wahrheit über Barmbek“ nun zur literarischen Pirsch ein, mit dem erklärten Ziel: „Das Barml soll gefangen und domestiziert werden.“
Veranstalter: Büro für Literaturangelegenheiten (Büfl). Treffpunkt: U-Bahn-Haltestelle Barmbek, Ausgang: Museum der Arbeit, 20.00 Uhr. Eintritt: 5.- Euro (Kein Vorverkauf, Tickets gibt es nur am Abend der Veranstaltung!)
Lesung
„Hamburger Alltag“
Peter Schütt liest „skurrile, dubiose und mysteriöse Geschichten“.
Michael Grill und Marco Moreno präsentieren eine „Wolfgang Borchert Hommage“, musikalisch begleitet von Ulrich „Kodjo“ Wendt auf dem diatonischen Knopfakkordeon.
Der ehemalige Titanic-Redakteur Christian Y. Schmidt liest aus seinem neuen China-Buch, in dem er u.a. erzählt, wie er in Peking Giorgio Armani, Angela Merkel und die Machtmaschine Gerhard Cromme traf. Außerdem werden bisher unbekannte chinesische Phänomene wie Drahtpenisfrauen, Backsteinopium und Pekingpalmen vorgestellt.
Veranstalter: Restaurant Ni Hao. Wandsbeker Zollstr. 25-29, 19.00 Uhr.